Geschichten:Jadekrieger - Audienz bei Goldo Paligan

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Hotel Yaquirien, Reichsstadt Punin, Fürstentum Almada, Rondra 1042 BF:

Mit interessiertem Blick lauschten Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor, Xanjida und Pernula den Erzählungen von Romelio. Dieser nutzte natürlich die Gelegenheit vor den Mädchen richtig aufzutrumpfen. Freilich weniger um ihnen zu imponieren - denn der junge Agur zog die Gesellschaft von Männern vor - sondern vielmehr um die unausgesprochene Rangordnung innerhalb der Entourage von Reichsvogt Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor aufzuzeigen. Denn in dieser sah sich der Sekretär des Reichsvogts deutlich höher als die drei auf dem politischen Parkett unerfahrenen Mädchen – mochten sie auch wohlklingendere Namen tragen als er.

"Das Audienzzimmer war über und über mit Kostbarkeiten aus Gold und Edelsteinen geschmückt. Schwaden von den feinsten Duftölen hingen in der Luft und benebelten einem fast den Verstand. Das Bett von Goldo dem Großartigen muss größer gewesen sein als das der Kaiserin ... ."

"Als ob du weißt wie groß das Bett der Kaiserin wäre", unterbrach ihn Pernula mit schnippischer Stimme.

"Das vielleicht nicht", feixte Nedime und zwinkerte Romelio zu, "wenn dann das des Markgrafen. Ich glaube der wäre eher nach deinem Geschmack, oder?"

"Also bitte", Romelio verdrehte genervt seine Augen, "Konzentriert euch auf das Wesentliche ... und nein, der Markgraf wäre nicht der erste Mann meiner Wahl, zumindest was mein Herz betrifft. Aus politischen Überlegungen hingegen ... aber lassen wir das." Sofort glitten seine Gedanken zu dem schnuckeligen Patrizier-Sohn aus Gareth. Sein Herz verzehrte sich gerade zu danach ihn wiederzusehen.

"Erzähl bitte weiter!" Xanjida schien die Einzige zu sein die fokussiert schien.

"Also", begann Romelio erneut, "Kostbarkeiten ... Duftöle ... ach ja, jetzt habe ich den Faden wieder. In der Mitte des Raumes saß Goldo auf einem prunkvollen Stuhl. Noch vor der Audienz wurden wir von einem Diener sehr eindringlich über die korrekte Etikette informiert. Der Großartige liebt es nämlich, wenn man ihn mit allen sein Titeln anspricht um in so gewogen zu stimmen. Mein Herr wusste das natürlich, doch lag in der Titulatur auch das Problem."

"Warum?", fragte Pernula unbedarft.

"Mensch Pernula", Xanjida stupste die junge Zolipantessa mit dem Ellenbogen in die Seite, "hast du denn auf der Reise nicht aufgepasst?"

"Goldo Paligan führt, neben vielen anderen Titeln wie Fürst von Thalusa und Graf von Baburin, auch den eines Markgrafen von Hôt-Alem." Nedime blickte dabei strafend zu Pernulia. "Und wie wir gelernt haben ... ."

"Gehört das Fürstprotektorat zum Mittelreich und somit wäre der Anspruch von Goldo auf den Markgrafentitel von Seiten des der Kaiserin nicht existent", führte Xanjida die Ausführungen Nedimes fort.

"Ganz genau!" Romelio blickte anerkennend zu Nedime und Xanjida. Als sein Blick Pernula traf, zog er nur missbilligend eine Augenbraue hoch, was diese mit Achselzucken antwortete. "Mein Herr tat nun wie ihm geheißen bis zu fünf Schritte vor den Paligan und begrüßte diesen mit der umfangreichen Titulatur – jedoch ohne den Titel eines Markgrafen von Hôt-Alem zu nennen."

"Wie hat er darauf reagiert?", wollte Xanjida wissen.

"Er hat es ohne mit der Wimper zu zucken so hingenommen und war meinem Herrn dann trotzdem sehr gewogen und wohl gestimmt."

"Hat er es vielleicht einfach überhört?", fragte Pernula in die Runde, "Bei so vielen Titeln und so einem rießen Ego hört er doch bestimmt nicht mehr richtig hin."

"Er hat es überhört, oder er wollte es überhören", stellte Nedime fest.

"Wie dem auch sei, Goldo wusste wohl, dass mein Herr dem Imperium durchaus wohlgesonnen war, oder aber ihm zumindest nicht feindselig gegenüberstand. So ließ er erlesene Liköre zur Verköstigung bringen. Paligan sprach über dies und jenes, auch schnitt er mit wenigen Worten ein Thema an, wovon ich euch nichts sagen kann, da es geheim ist."

"Spielverderber!", prustete Pernula verägert los. "Erst große Reden schwingen und dann den Stummen mimen."

"Er wird seine Gründe haben!", mahnte Nedime und nickte dabei Romelio zu.

"Nedime hat er es erfasst, es geht in der hohen Diplomatie daraum wann man was sagt und wann man was lieber verschweigt. Der Zeitpunkt schien richtig, denn mein Herr hat den Paligan dann unverblümt auf seinen Anspruch auf den Markgrafentitel von Hôt-Alem und die damit verbundenen Problematiken angesprochen – verknüpft mit der hier nicht weiter zu nennenden Angelegenheit."

"Oha, wie hat Goldo darauf reagiert?" Wieder war es Xanjida, die diese Frage stellte. "Ich meine, zum falschen Zeitpunkt ausgesprochen, wäre er doch bestimmt sehr erbost gewesen."

"Da hast du recht, Xanjida, aber Goldo schien den Wahrheitsgehalt von den Worten meines Herren durchaus erkannt zu haben, denn er ließ gewähren, so dass mein Herr seine Argumente vortragen konnte. Es ging gar soweit, dass Goldo die goldene Sanduhr ignorierte um den Austausch nicht abrupt zu beenden."

"Bemerkenswert", stellte Nedime nüchtern fest.

"Am Ende überreichte er meinem Herrn ein Los für die große Lotterie und dann war der ganze Zauber auch schon wieder vorbei."

"Was hat der Aimar-Gor denn nun eigentlich erreicht?", fragte Pernula.

"Er hat diplomatische Verbindungen geknüpft", antwortete Xanjida mit ruhiger Stimme, "Verbindungen, die ihm und das Reich später noch mal nützlich sein könnten."

"Ja", stimmte Nedime ihrer Vorrednerin zu, "mein Onkel hat den Weg für die kommenden Verhandlungen geebnet; die Vorarbeit sozusagen."

"Ganz genau!", bestätigte Romelio die beiden Aussagen. Zumindest zwei der drei Mädchen hatten durchaus schon dazu gelernt.


Autor: Bega