Geschichten:Jäger wider Willen - Teil V

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Die letzte Nacht hatte zahlreiche unerwartete Ereignisse mit sich gebracht. Erlebnisse die Leubrecht fast den am Vorabend gefundenen Brief hatten vergessen lassen, doch nur fast. Nachdem er bedächtig das Siegel gebrochen hatte, hatte er mit zunehmender Bestürzung die dort niedergeschriebenen Zeilen gelesen. Er mochte ein gestandener Ritter sein, dennoch vermochte er es nicht die Tränen, die sich in seinen Augen sammelten, zu unterdrücken. Es waren nicht die bestürzenden Einblicke in die Zukunft die vor fast eineinhalb Dekaden niedergeschrieben worden und sich teilweise bereits erfüllt hatten. Es war nicht das aufziehende Dunkel das drohend im Gehölz des Reichsforstes lauerte. Es war das Datum an dem der Brief verfasst worden war. Nur vier Praiosläufe zuvor war sein Vater, samt vieler seiner Kammeraden, auf dem Mythraelsfeld gefallen.

Vater hatte sich nie groß in seine Ausbildung eingemischt, diese hatte hauptsächlich Leubrechts Oheim arrangiert, dennoch hatte er seinen Vater geliebt und bewundert. Noch heute ist sein Vater ihm ein Vorbild, auch wenn er selbst eine diplomatische Lösung gern der militärischen Vorzog. Als er später von seinem Tod erfahren hatte, hatte ihn dies schwer getroffen. Er hatte ihn immer für unbesiegbar gehalten. Immerhin war Storko, ein Hauptmann der Goldenen Lanze, umgeben von derart vielen erfahrenen und kampferprobten Kammeraden das er aus jeder Schlacht wohlbehalten heimgekehrt war. Wie er inzwischen wusste, hatte es damals allerdings keine gewöhnliche Schlacht gegeben – stattdessen sind die reichstreuen Truppen fast vollständig vernichtet worden.

Es schmerzte ihn sehr an diese Zeit erinnert zu werden, zugleich aber, wenn auch anfänglich nur im Hintergrund, schmerzte ihn das er um viele der dort erwähnten Orte und Personen wusste. Das Wasserschloss Morgenfels war ihm wohlbekannt, er selbst kannte es aus den Besuchen bei der Familie seiner Mutter, das Junkergut der Familie Siebenthal lag in Nachbarschaft zu dem märchenhaften Schloss mit seinen schmalen Türmen samt ihrer blauen Dächer. Außerdem war er recht Vertraut mit dem Grafenhaus der Grafschaft Reichsforst. Bis zum Tod seines ältesten Sohnes am Zwingstein hatte Bardo als Dienstritter an eben diesem Hof gedient. Vermutlich wusste er nicht so viel wie sein Oheim es tat, doch je länger er über den Brief nachdachte, desto mehr rückte seine persönliche Betroffenheit in den Hintergrund.

Oft hatte ihm sein Oheim ihm Lektionen anhand von Beispielen des reichsforster Grafenhofes erteilt, sei es um die jüngste Geschichte ihres eigenen Hauses, der ritterlichen Tugenden oder auch der Politik. Aus den Klagen Bardos und den Werken zahlreicher Barden wusste er das Graf Danos während des kaiserlichen Heerzuges wider Haffax an der Tobimorastraße gefallen war, die wie er wusste rahjawärts der Trollzacken lag. Zumindest diese Weissagung hatte sich damit bereits erfüllt. Bereits unter dessen Vater, Rondger, hatte Bardo als Page und Knappe die ritterlichen Tugenden erlernt, so wie dieser sie von seinem Großvater, Graf Adhemar ‚den Großherzigen‘, erlernt hatte – eben jenem Grafen zum Reichsforst unter dem Geron von Vairningen, Leubrechts Großvater, in Garetien Fuß fasste. Es erstraunte ihn, wie eng die junge Geschichte seines Familienzweiges mit dem Grafenhaus verwoben war. Die Nachkommen von Graf Danos, dem König der Ritter, bezeichneten vermutlich den stärksten Ast des Stammbaumes. Zumindest lag der Verdacht nahe das diese Bezeichnung den weltlich einflussreichsten und mächtigsten Zweig bezeichnete. Vom Hirsch gefressen wurden vermutlich die Nachkommen Ederlindes, immerhin hatte diese in das Haus Hirschfurten eingeheiratet. Graf Drego, unter dem sein Oheim mangels Ritterlichkeit nicht mehr hatte dienen wollen, hatte bereits zwei Kinder verloren, während die jüngste Tochter – kaum einen Götterlauf alt – bereits dem Schoß der Travia-Kirche überantwortet worden ist. Die Lieblingstochter des alten Grafen, Lechmin von Luring, war noch immer unvermählt und machte darüber hinaus keine bekannten Anstalten diesen Umstand Abhilfe zu schaffen. In der Tat sah es um die stärksten Ast schlecht bestellt aus. Dem Grafen war nur ein Kind geblieben, im Dienst der Kirche würde es jedoch nie die Grafenwürde erben können, derweil hatten seine Schwestern den Namen abgelegt oder aber keine Erben in Aussicht. Hatte Graf Drego dafür bereits einen Plan oder was vermutlich eher zu traf, hatten seine Berater dafür einen Plan? Sei es wie es sei, eines stand fest, sobald diese vermaledeite Jagd beendet war musste er in die Halsmark zu Bardo reisen!


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Autor: Vairningen