Geschichten:In geheimer Mission Teil 4

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Die Unterredung zu Tisch


Zur Abendzeit ließ er sich von seinem Knappen und einem Hausdiener zum Essen geleiten, wo bereits Graf Luidor auf ihn wartete. Als er den Saal betrat erhob sich Graf Luidor, nicht allzu hastig, aber schnell genug um echte Freude erkennen zu lassen über die Ankunft seines zum Ritter gewachsenen ehemaligen Knappens. Felan ging ihm recht schnell entgegen, verhielt vor ihm und beugte lächelnd das Haupt.

„Hochwohlgeboren, ich freue mich zu Gast bei Euch weilen zu dürfen und Euch wohlauf wiederzusehen, mein Rittervater“, sprach er mit einem fröhlichem Ton in der Stimme und ungesenktem Kopf zum Grafen.

„Auch mich freut es, Euch wiederzusehen! Kommt setzt Euch zu mir, damit wir gemeinsam speisen können.“ Der Graf wies auf einen Stuhl in seiner Nähe und zum Tisch, auf dem das Essen alsbald aufgetragen wurde, nachdem sich beide dorthin gesetzt hatten.

Felan konnte nicht erkennen, ob der Graf sich hatte beindrucken lassen von seinem Auftreten und seinem Äußeren, schien er doch ganz wie in seiner Zeit, als er noch sein Rittervater war und Felan sein dienstbarer Knappe und Schüler.

„Wie ich bereits schrieb habe ich mit Bedauern das Ableben eures Vaters vernommen. Ich habe ihn zwar nur flüchtig kennengelernt, da ich ja häufig auf Reisen war. Dennoch blieben mir die wenigen Erinnerungen an unsere Treffen angenehm in Erinnerung“, eröffnete Luidor das Gespräch, während der erste Gang bestehend aus Äpfeln mit Mandeln gespickt und gefüllt mit Waldfruchtkompott und weißem Brot, aufgetragen wurde. „Er war durchaus gelehrsam und kein Krieger, was ihn aber keineswegs zum schlechten Kämpfer machte. Das Schwert ergriff er wirklich nur dann, wenn er es für unabdingbar hielt und keine andere Möglichkeit sah. Doch wenn er sich für eine Sache entschied, dann war er fest entschlossen.“

Lächelnd schien der Blick des Grafen kurz in eine vergangene Zeit zu schweifen, von der Felan nichts wußte, da er erst zu spät dafür geboren worden war. Doch hatte er auch aus den Erzählungen seines Onkels von solchen Dingen gehört. Dennoch schien der Graf nicht nur zufällig darauf zu sprechen zu kommen, nur unterließ Felan darin einzuhaken und erwiderte dankend und ernst: „Der Tod meines Vaters ist wahrlich ein Verlust, zumal ich unumwunden zugebe, daß ich nun noch mehr Respekt vor der Person meines Vaters habe, nachdem ich das gesamte Rechnungswesen unseres Anwesens übernommen habe und mich nächtelang damit abgeben durfte als wäre ich ein Krämer, um mir einen Überblick zu verschaffen. Wahrlich keine Aufgabe die eines Ritters angemessen scheint.“

Gemeinsam lachten sie ob dieser Bemerkung, die auch offenbar den unverhohlenen Spott auf die Geismaraner Dynastie offenbarte. Und so folgten kleine Erzählungen vom Geschehen und der Lage auf den Schallenbergschen Gütern beantwortet mit Hinweisen und Vorschlägen zur Verbesserung durch den Grafen und dessen weitaus größerer Erfahrung, die Felan gerne beherzigen wollte.

Zum Hauptgericht aus Fleisch vom Rind in einer braunen Soße und mit in Kohl gewickelten gepfeffertem Grießklößen wurde die Lage im Neuen sowie Alten Kaisereiche ergriffen. Felan konnte es dabei nicht unterlassen seine Meinung kund zu tun. „Ich sehe es mit Verdruß wie der Herzog vom großen Fluß mit unserem Reiche umgeht. Mir scheint man hat vergessen, daß der höhere Sinn im Reiche liegt und nicht darin sich als Fürst selbst zu bereichern und allen Vorteil in der eigenen Sache zu finden. Diese Herren und Damen, zu denen ich auch beide Herrscherinnen Albernias zähle, wer auch immer von ihnen dort rechtmäßig sein mag, vergessen, daß ohne das Reich sie bereits vor Jahren der Herrschaft der Finsternis aus des Dämonenmeisters Hand anheimgefallen wären! Sie allein hätten keinen Ansturm widerstehen können. Diese Urkunde von Ochsenbluth ist einerseits nicht das Papier wert auf dem sie steht, da schon der Herzog zu Nordmarken sich nur an die für ihn vorteilhaften Passagen zu halten mag wie ich hörte, und andererseits alle Macht von Kaiser beschnitten und unser großer Vorteil, die stehenden dem Kaiser ergebenen Truppen dem Machtspiel der Fürsten überlassen werden!“, redete sich Felan heiß während ihn Luidor aufmerksam und ein wenig amüsiert betrachtete. Doch dies bemerkte Felan in seinem jugendlichen Ungestüm nicht.

„Was uns auch gerade noch gefehlt hat ist das nun auch noch ein Streit darum ausgebrochen ist wer der wahre Kaiser ist, ob Bruder oder Schwester! Als wäre nicht erst Wehrheim gefallen und Gareth halb zerstört worden! Und noch ist unsere Reichsbehüterin in den Fängen der Schwarzen Lande gefangen! Bei Rondra! Manchmal verspüre ich nicht übel Lust selbst das Schwert zu ergreifen, alle Herren und Damen Fürsten in einen Sack zu stopfen und kräftig zu verbeulen! Und versteht mich nicht falsch, ich hielt den Answin von Rabenmund für einen Thronräuber, doch im nachhinein scheinen seine Ziele für das Reich die Richtigen, wenn man die heutige Lage sieht. Und ich kann nur zu gut einen Ucurian von Rabenmund verstehen, der verbittert ist, daß man reichstreu sich gegen den eigenen verwandten stellte und heute so schlecht belohnt wird, von Fürsten die andere um der eigenen Macht und Bündnisse willen um ihr Recht betrügen.“, redete sich der junge Ritter weiter in Rage, bis ihn der Graf beruhigend am Arm faßte, um ihn aus seinem Fluß der alsbald vielleicht praiosungefälligen Rede zu nehmen.

„Es stimmt, die Götter legen uns diese Tage schwere Prüfungen auf und wir Menschen müssen zeigen, dass wir ihnen würdig sind“, sprach der Graf von Hartsteen mit sanfter Stimme. „Um Euch aber zu beruhigen, junger Freund, seid gewiss, dass auch der Herzog der Nordmarken Eure Sorgen durchaus teilt und mit großen Sorgen die derzeitigen Entwicklungen sieht. Streit und Hader hat es immer gegeben, aber daran ist das Reich nicht untergegangen. Solange starke und umsichtige Herrscher, wie unsere Kaiserin Rohaja, die Geschicke leiten, und sie sich auf ihre treuen und helfenden Vasallen stützen kann, wird dieses stolze Reich auch diese schweren Prüfungen bestehen.“ Felan kannte diesen Blick, der in Luidors Augen aufblitzte. Es war ein leiser Schalk, der den gesprochenen Worten seinen Platz zuwies. Als junger Knappe hatte er diesen Blick zum ersten Mal in den Verhandlungen mit den bornländischen Bronjaren bemerkt, als der Hartsteener den Unterhändlern mit salbungsvoller Stimme beruhigt und von der Sinnhaftigkeit des Handelsabkommens überzeugt hatte.

Danach kam das Gespräch auf ruhigere Bahnen, als Felan eröffnete, und nicht zum Erstaunen Luidors, daß er gedenke sich baldigst eine Frau zu suchen, um dem Geschlecht der Schallenbergs auch weiterhin aus seiner Linie einen Erben zu schenken. „Nur muß ich gestehen, ich bin in diesen Dingen der Werbung als auch denen wie ich zu suchen habe nicht recht erfahren. Und ich dachte mir ihr habt gewißlich einen höheren Überblick darüber und werdet mir auch nicht versuchen eine greise Dame vom Umfang einer Cella anzudrehen, nur um daraus für Euch selbst einen Vorteil zu gewinnen. Doch denke ich, daß eine gute Heirat meinerseits auch für Euch nicht von Schaden ist, Hochwohlgeboren.“, endete er während er den lachenden Grafen erwartungsvoll ansah und einen Bissen von den süßen in Öl gebackenen Krapfen nahm, die der Abschluß des Mahles boten.

„Keine Sorge, etwas deratiges würde ich Euch niemals antun.“ Er nahm einen Schluck Wein, bevor er weitersprach. „Aber dennoch sprecht Ihr ein ernstes und wichtiges Thema an. Eine Hochzeit mit einer anderen Familie ist ein Unterfangen, was volle Aufmerksamkeit und viel Geschick verlangt. Wenn Ihr es wünscht, dann werde ich meine bescheidenen Möglichkeiten ausloten und schauen, ob wir im Königreich eine passende Partie für Euch finden.“ Der Kammerdiener hatte die Tafel bereits abgeräumt und stand nun wartend, dass die Herrschaften sich in die Empfangräume des Grafen begeben würden.