Geschichten:Im Sturm - Der Alte

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Gut Weisenfels, Morgen des 30. Efferd 1030 BF


„Setzt Euch doch, Stadtvogt!“ sprach Hadrumir. „Wollt Ihr etwas trinken?“

Leomar von Gerstungen wirkte nervös, trotzdem sprach er: „Ja, bitte!“

Hadrumir blickte den Alten ruhig an, schenkte dem Stadtvogt ein und reichte ihm ein Glas.

Nun setzte sich Hadrumir dem Stadtvogt gegenüber und schaute diesen an. „Welche Ziele verfolgt Geismar von Quintian-Quandt mit Natzungen?“ fragte dieser unvermittelt.

Innerlich musste Hadrumir über diese Frage lachen, äußerlich blieb er ruhig: „Sehe ich aus wie Graf Geismar?“

„Wir wissen beide, dass Ihr für Geismar arbeitet!“

„Ich unterstütze ihn in der Natterndorner Fehde, aber ich bin mitnichten hier, weil ich für ihn arbeite.“ Hadrumir war sich nicht sicher, ob der Gerstunger ihm dies abkaufte, aber Hadrumir hatte fürs Erste beschlossen, den Grafen aus der Angelegenheit herauszuhalten. So würde der Graf nicht direkt in die Sache hereingezogen.

„Nun, wenn dem so ist, dann erklärt mir doch bitte, was Ihr mit Euren Soldaten hier wollt!“

Hadrumir wirkte ruhig. „Wo ich meine Truppenübungen durchführe, ist wohl meine Sache.“

Leomar von Gerstungen lachte auf. „Das soll ich Euch glauben?“

Hadrumir nahm einen Schluck von seinem Wein. „Glaubt doch, was Ihr wollt! Warum sollte ich Euch anlügen? Was hätte ich davon?“

Der Gerstunger wirkte nachdenklich. ’Da hat der Schwingenfelser auch wieder recht. Aber genau das kommt mir eigentlich gelegen.’

Der alte Gerstunger straffte sich: „Nun, dies erfreut mich zu hören. Ich hegte schon die leise Befürchtung, dass sich Geismar von Quintian-Quandt nicht an die Bitte der Baronin halten würde. Ihr müsst wissen, dass die Natzunger immer noch an dem Zug der Galotteska und deren Folgen zu leiden haben.“

„Nun, dies ist natürlich bedauerlich.“

„Nichtsdestotrotz verfügt die Stadt Natzungen über einige Barmittel. Daher möchte ich Euch einen Geschäftsvorschlag unterbreiten.“

Der Gerstunger versuchte ruhig zu wirken. ’Wenn das hier klappt, dann wird diese Tanira einfach zustimmen müssen.’ Der Schwingenfelser machte eine knappe Bewegung, dass der Gerstunger fortfahren möge. „Die Stadt Natzungen, vertreten durch meine Person, möchte Eure Truppen anwerben. Wir sind bereit einen entsprechenden Preis zu zahlen. Ihr müsst ihn nur nennen.“

Hadrumir von Schwingenfels dachte über diesen Vorschlag nach. ’Warum ist diese alte Sau so sehr daran interessiert, meine Truppen zu bekommen. Will er Natzungen im Alleingang verteidigen? Dann hat er keine Chance. Oder er will sich bei der Baronin einschmeicheln nach dem Motto: Seht her, Hochgeboren, ich bringe Euch die nötigen Truppen zur Verteidigung Natzungens. Den Zahn kannst Du Dir ziehen, alter Sack!’

Er nahm noch einen Schluck Wein und sprach dann: „Ich bin nicht an diesem Geschäft interessiert.“

Der Gerstunger erbleichte leicht: „Aber, ich bin bereit Euch jeden Preis zu zahlen, den Ihr verlangt.“

„Wenn ich Euch meine Truppen überlasse, werdet Ihr sie gegen Bodebert von Windischgrütz schicken. Wie auch sicherlich Ihr wisst, steht meine Familie mit dem Grützer in Fehde. Ich denke, dass ich meine Truppen noch in dieser Fehde gebrauchen kann.“

„Ja, aber…“, weiter kam der Gerstunger nicht.

„Ihr könnt dann gehen! Hauptmann, geleitet den Stadtvogt nach draußen.“

Kurze Zeit später erschien Hauptmann Raul Zornbold erneut. „Glaubst Du, dass das klug war? Wir hätten viel Gold verdienen können!“

Hadrumir schaute auf. „Ja, das hätten wir. Aber dies ist nicht mein Auftrag. Der Gerstunger ist für Geismars Ziele nicht wichtig. Diese Tanira schon, sie ist der Schlüssel zu Natzungen.“

Der Hauptmann wirkte unzufrieden. „Und was machen wir jetzt?“ fragte er mürrisch.

„Nun, was wissen wir über diese Frau?“

„Ich habe mich umgehört und Dir niedergeschrieben. Im Übrigen will sie wohl noch heute eine Rede auf dem Marktplatz halten.“

„Nun, dann stell einen Trupp zusammen! Das könnte interessant werden.“