Geschichten:Im Sturm - Das Band ist zerrissen, die Fehde ist erklärt!

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Vor den Toren Natzungens, der Abend des 03. Travia 1030 BF


Bodebert war auf einen Hügel vor der Stadt geritten – seiner Stadt. Auf den Mauern wehten die Banner der Natzungerin, was den Zorn in Bodebert noch mehr anschwellen ließ. Er konnte auf den Mauern rege Betriebsamkeit beobachten. ’Leider ist keiner der Späher aus der Stadt zurückgekommen!’ fluchte er innerlich. ’Odilbert hatte Recht gehabt! Wir hätten schneller marschieren sollen! Woher hat diese Schlange so viele Männer hernehmen können?’ Bodebert wusste darauf keine Antwort. In der Abenddämmerung konnte er sehen, wie sich eine kleine Reiterschar aus der Stadt näherte. Voran trug man eine Parlamentärsflagge und hielt außerhalb der Bogenschussreichweite des Lagers an. ’Nun, wollen doch mal hören, was diese Schlange zu sagen hat?’

Mit Odilbert und weiteren sechs Leuten näherte er sich den acht Reitern. Bodebert konnte in der Mitte eine junge Frau beobachten, welche sich gerade mit einem hochgewachsenen Soldaten im Wappenrock Natzungens unterhielt. Der Soldat hatte das Visier seines Helms geschlossen. Bodebert näherte sich mit seinen Leuten.

Tanira von Natzungen, nehme ich an?“ eröffnete er das Gespräch.

Die Frau schaute ihn kalt an. „So ist es, Hochgeboren Tanira von Natzungen!“

„Dies muss ich doch stark anzweifeln“, warf Bodebert ein. „Eure Abstammung konntet Ihr immer noch nicht nachweisen!“

Tanira überging diese Worte mit einem sanften Lächeln. ‚Lass dich nicht reizen von ihm – du sollst ihn reizen.’

„Dementsprechend kann niemand allen Ernstes behaupten, dass Ihr Baronin seid.“

„Ihr könnt noch so sehr an den Tatsachen drehen. Ich bin Baronin von Natzungen und als solche verlange ich, dass Ihr und Euer Heer abzieht und Euch in den Grenzen der Baronie nicht mehr blicken lasst!“

Bodebert war über die Kühnheit der Frau überrascht, zwang sich aber zu einem Lächeln. „Werte Tanira, nun werdet Euch doch einmal Eurer Lage bewusst. Ihr, eine Bastardtochter, wollt Baronin sein? Noch dazu, wo Eure Mutter eine Answinistin ist? Wollt Ihr das ehrwürdige Haus Natzungen wirklich so in den Schmutz treten, nachdem die tapfere Aldare die Familienehre wieder hergestellt hat? Sie hat dieses leider untergegangene Haus auf den Heldenschild Hartsteens gehoben!“

Zorn blitzte in den Augen der Natzungerin auf: „Das Haus Natzungen ist nicht untergegangen! Ich bin noch hier und ich werde nicht gehen!“

Bodebert machte eine abwehrende Geste: „Durchaus, Ihr seid hier! Doch die Frage bleibt, wie lange? Mein Heer ist zum Sturm auf Natzungen bereit!“

Der Soldat zur Rechten warf ein: „Sollen sie doch stürmen! Wir erwarten Euch bereits!“

Bodebert stieg Zornesröte ins Gesicht: „Was bildet er sich ein?“

Der Soldat hob das Visier des Helms an. Als Bodebert Hadrumir von Schwingenfels erkannte, presste er hervor: „Ihr?“ Er wandte sich an die Natzungerin. „Ihr habt Natzungen an diesen Geismar übergeben?“

„Mitnichten! Aber der Feind meines Feindes ist mein Freund!“

Bodebert spie nun förmlich vor Zorn: „Ich fordere Euch ein letztes Mal auf, mir Natzungen unverzüglich zu übergeben!“

Die Natzungerin antwortete kalt: „Und ich fordere Euch ein letztes Mal auf, mit Eurem Heer abzuziehen.“

Bodebert war mächtig wütend. „Ihr!“ stieß er hervor und wäre der Natzungerin am liebsten an die Gurgel gegangen. „Morgen werde ich die Stadt stürmen und mir das holen, was mir zusteht. Wenn ich Euch hochnäsige Schlange dann in die Finger kriege, lass ich Euch Eure Hochnäsigkeit aus dem Leib treiben. Und dann werdet Ihr einen langen Tod sterben! Das schwöre ich Euch!“ Er wandte sich an den Schwingenfelser. „Sucht lieber nochmals einen Priester auf! Euer Tod wird kurz sein, dafür umso schmerzvoller!“ Bodebert wandte sich zum Gehen.

„Bodebert!“ rief Tanira ihm hinterher. Der Grützer wandte sich zu ihr um. „Ihr lasst mir keine andere Wahl.“ Tanira holte ein Band mit den Wappenfarben Natzungens hervor. „Das Band ist zerrissen – die Fehde ist erklärt!“ Tanira zerriss das Band, warf die beiden Teile in die Luft und wandte sich ebenfalls zum Gehen. Sich leicht im Wind windend flatterten die Bandteile von einem etwas perplexen Bodebert beobachtet zu Boden.