Geschichten:Ich brauche einen Sekretär

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Edelbrecht von Eberstamm tänzelte aufgeregt in das Arbeitszimmer seiner Frau, einen entfalteten Brief in der Hand schwenkend: "Einen Sekretär, ich brauche einen Sekretär!"

Seine Frau sah verwirrt von Ihrer Korespondenz auf und maß den Gatten mit kühlem Blick: "Einen Sekretär? Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt?"

"Ei, der Bugenhoger. Er fragt an, ob er mit meinem Sekretär die Umstände der anstehenden Fahrt zum Klosterberg besprechen kann."

"Ah ja." Die Stimme der Greifin verriet mehr skepsis als ihre Miene. "Und was soll dein Sekretär in der übrigen Zeit tun, wenn er sich nicht um die Organisation der Fahrt kümmert, was meinen Meister der Mark sicherlich entlasten würde..."

"Nun... er..."

"Ja?"

"Er könnte sich beispielsweise um... den Turneikalender kümmern. Und Duellforderungen verwalten."

"Duellforderungen?"

"Ähh. Ja. Wenn ich mal eine bekomme, meine ich."

"Das liegt auf der Hand."

"Tut es das?"

"Schatz?"

"Ja, mein Herz?"

"Vergiss das mit dem Sekreät. Ich habe auch keinen und komme wunderbar zurecht."

"Aber du hast deinen Markmeister. Und was hab ich?"

"Deinen Knappen, wenn du den nicht ins Krankenlager schickst."

"..."

"Edelbrecht, schmoll nicht. Das steht dir nicht."

"Aber..."

"Küss mich."

"Naaaa guuut."

...

"Besser?"

"Ja. Aber ich hätte wirklich gerne einen Sekretär, der sich um meine Angelegenheiten kümmert."

"Schatz?"

"Ja?"

"Wie wäre es, wenn wir dafür sorgen, dass du einen Pagen bekommst? Der könnte dann deinen Schreibkram erledigen und für dich den Turneikalender durchforsten."

"Fulminant. Und denke bitte auch daran, dass ich gut noch einen zweiten Knappen gebrauchen könnte. Vor allem jetzt, wo mein eigener..."

"Schatz, kurzfristig bekommst du ja einen Leihknappen vom Pechackerner und ansonsten werden wir sicherlich irgendwo im Schlund oder in Albernia was für dich finden."

"Wieso eigentlich im Schlund und in Albernia? Nicht dass ich mich beschweren wollen würde, aber ist das nicht ein wenig weit, so dass der Knappe kaum in seine Heimat gelangen kann..."

"Weil im näheren Umkreis keiner mehr seinen Sohn gefährden will..."

"Was meinst du? Du hast so leise gesprochen, dass..."

"Nicht so wichtig, mein Herz. Und jetzt tu mir einen Gefallen und frage die Amme, ob Ludalf vorzeigbar ist. Immerhin erwarten wir heute Abend Gäste, da soll sich die Familie aufs Beste vorbereitet zeigen."

"Ich eile..."

Über dem Knallen der Tür lag der Anflug eines Seufzens, dann kratzte eine Feder über Papier. Von schneller Hand war die Notiz: 'Meister wegen Bugenhog-Stippwitz - Klärung Fahrt Edelbrecht' auf eine leere Seite geworfen worden.