Geschichten:Hungrige Mäuler 4

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Baronie Höllenwall, südlich nahe der Grenze nach Almada im Götterlauf 1033BF.

Das Brüllen des Ungeheuers hallte über die Heidehügel Caldaias. Schmerz, Wut und Unverstand lagen in dem lauten Gebrüll und vor den Augen der Ritter bäumte sich die Kreatur in all ihrer Scheußlichkeit auf. Endlich hatten sie es gestellt, nachdem sie es Tagelang verfolgt und vor sich her getrieben hatten. Die dumme Kreatur hatte den Schutz des Silva Vetusta wieder verlassen und versuchte nun über die Hügel nach Süden zu entkommen. Doch die Ritter aus dem Hause Monserval hatten ihm den Weg abgeschnitten. Die Reiter sammelten sich, es waren sechs an der Zahl, gerüstet und hoch zu Ross, die Kriegslanzen im Anschlag. Der tumbe Oger stand wie ein einzelner Baum auf der Kuppe eines Hügels, und schwang eine mächtige Keule drohend hin und her. Da die Flucht nun zwecklos war stellte es sich dem Kampf. Die Ritter verständigten sich mit Zeichen, die Führung hatte der Ritter Bardwig aus dem Hause Garm, im folgten aus seinem Hause sein Sohn Bardsam und der Vetter Geiselor. Zugestoßen aus dem Norden der Höllenwaller Lande waren die Geschwister Ansrich und Ansrun aus dem Hause Monserval und der Ritter Lucian Malagant.
Bardwig gab das Zeichen für die Kampflinie und sie begannen sich zu sammeln, der Oger wiederum beugte sich leicht nach vorn, immer drohend seine Keule schwingend. Doch noch ehe alle auf Position waren trieb Bardsam sein Ross und an und stürmte gegen den Oger. Doch das Ungeheuer tat nicht was der junge Heißsporn erwartet hatte, denn es stürmte ihm entgegen. Noch bevor die Lanze in der richtigen Position war, sauste schon die Keule gegen den Schild und Bardsam und sein Ross wurden zu Boden geschleudert, so mächtig war der Hieb. Sein Vater Bardwig schluckte kurz, doch er war ein alter Haudegen und unerbittlich, Fehler gehörten bestraft. Er gab das Zeichen und die Ritter galoppierten in Linie gegen das Ungeheuer, die Kriegslanzen zum tödlichen Stoß gesenkt. Der Oger gerade dabei dem liegenden Pferd das Haupt zu zertrümmern, schreckte auf, brüllte vor Zorn und hob die Keule mit beiden Pranken über sein Haupt, im rasenden Willen wenigsten noch einem der Ritter in den Tod mitzureißen. Gleich einem Donnern prallten die Gegner aufeinander, die Lanzen fanden fast alle ihr Ziel und bohrten sich tief in das Fleisch der Bestie, während die Keule krachend unter sie fuhr und zwei von ihnen zu Boden riss. Brüllen, Wiehern und Schreie erfüllten für einen kurzen Augenblick die Hügel und Täler der Caldaia, und verstummten fast gleichzeitig.

Von vier Kriegslanzen zu Boden gestreckt haucht der Oger sein Leben aus. Die Ritter sammelten sich und kümmerten sich um die Verletzten. Rondra und Peraine waren wohl mit ihnen, der junge Bardsam hatte einen gebrochenen Arm und mehrere Prellungen. Lucian Malagant und Ansrun Monserval hatte auch, dank Phex, heilbare Verwundungen.
Ritter Bardwig nahm von seinem Ross ein mächtiges Ochsenhorn und blies hinein. Kurz darauf eilten die Knappen herbei. Es wurde am Ort des Kampfes ein kleines Lager errichtet.
Die Ritter setzen sich um das Feuer und ruhten sich aus. Dort wurden die Wunden notdürftig versorgt, da ein guter Heiler nicht zur Hand war.
Garm Bardwig ergriff das Wort: „Das ist nun schon die fünfte Bestie in diesem Götternamen, welche über die Nordgrenze eingefallen sind. Jeden Götternamen werden es mehr. Und der Herr Baron ist mal wieder lieber auf Reisen als sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Dieser hier hat einen meiner besten Schäfer auf dem Gewissen.“, und dabei deutete er auf das erschlagene Monstrum.
„Ich habe von Hel Mora, der Ritterin von Niffelmund erfahren, dass es wohl neulich einen Angriff auf die Helburg gegeben hat. Mehrere von diesen Bestien haben versucht die Feste zu stürmen, sind aber an Hel Mortus und seinen Mannen gescheitert. Der Zwinger hat gehalten, doch den Hof hatten sie wohl erobert. Malepartus hat wohl die Hälfte seiner Hasardeure nun auf die Feste abkommandiert.“, berichtete Mons Ansrun in ruhigen Worten. Doch jedem war der Schrecken anzumerken. Die Helburg war trotz aller Vorbehalte nicht nur ein Kerker, sondern auch ein Schutz gegen die Gefahren aus dem Wall, und hatte über alle Jahrhunderte gehalten.
Lucian Malagant nutzte das entstandene Schweigen: „Da seht ihr es wieder, dem Haus Helburg entgleiten immer mehr die Geschicke über dieses Land. Denkt nur an das Jahr des Feuers, der Aufstand. Gerüchte berichten es habe einen erfolgreichen Ausbruch auf der Helburg gegeben. Vielleicht wäre es an der Zeit, dem Grafen über diese Missstände zu berichten, und ein starkes Haus einzusetzen.“
„Mäßigt euch, ihr habt nicht einmal ein Amt um euch zu erlauben solche Worte zu führen. Die Politik der Helburger ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber er hat Höllenwall aus dem Dämmerschlaf entrissen. Und das wir Ritter heute wieder mehr Bedeutung haben, verdanken wir so traurig wie es ist den Unglücken aus dem Jahr des Feuers. Wo wären wir denn ohne die Ochsenbluter Urkunde. Und vergesst nicht Ondinai von Weyringhaus-Helburg, sie hat sich zu einer sehr formidabeln Landesmutter gemausert. Vieles hat sich, und das Dank ihres steigenden Einflusses, zum Besseren gewandelt.“, voller Empörung war Mons Ansrich aufgesprungen und funkelte den Malagant wütend an. Dem alten Rittergeschlecht Monserval waren diese sich einkaufenden Caldaier ein Dorn im Auge.
Ein beruhigender Wink von Garm Bardwig lies in wieder Platz nehmen: „Ihr habt Recht, doch es muss endlich was unternommen werden. Weder in der Gaugrafschaft noch im Almadanischen wird man diesen Untieren her, und wenn nun auch noch der einzige gesicherte Pass ins Höllenwaller Land angegriffen wird umso dringender. Zudem…“, an den Ritter Malagant gewandt: „ ist der Graf ja auch kaum in seinen Landen. Bisher hat er wenig unternommen, und noch weniger Erfolgreich. Wo es doch auch in Falkenstein schlimm zugehen soll. Was also ist zu tun?“.
Garm Geiselor meldete sich:“ Wir sind zu Treue, Tat und Rat dem Baron verpflichtet, und er uns wiederum. Lasst uns nach Nymphenhall reiten und gemeinsam die Bestien bekämpfen, sie sind unser aller Feind!“. Alle Ritter nickten, bis auf Lucian Malagant.

Da Lager wurde abgebrochen und man machte sich zum Aufbruch bereit. Lucian Malagant brach als erster auf, sein Missmut über die Entscheidung war deutlich anzusehen. Und so kehrte er auf sein Gut zurück. Als der humpelnde Bardsam sich das Pferd eines der Knappen nehmen wollte, hielt ihn sein Vater zurück: „Du gehst zu Fuß zurück an den Garmbaldushof. Und lass dir nicht einfallen unterwegs ein Reittier zu mieten. Und wenn du zur Abwechslung mal deinen Kopf benutzt, suchst du die Heilerin Saria Wolkenstein auf. Sie hat sich, wie ich hörte, am Rande des Silva Vetusta niedergelassen, gleich in der Nähe der Burg.“. Ohne einen weiteren Gruß lies er seinen Sohn stehen, dieser senkte beschämt das Haupt und trottete den Reitern langsam hinterher, bis sie am Horizont entschwanden.


 Wappen Baronie Hoellenwall.svg
Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
5. Per 1033 BF
Teil 4
Teil 3


Kapitel 4

Teil 5
Autor: Malepartus