Geschichten:Hesinde erteilt Praios eine Lehrstunde

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Praios-Tempel zu Schwarztannen, Praios 1044 BF

„Ihr lasst die Finger von dem Mädchen!“, donnerte Helmrat von Schwarztannen-Scharfenstein zornig, der mit einigen Stadtwachen den Praios-Tempel aufgesucht hatte, nachdem ihm eine junge Geweihte – mit der er das ein oder andere mal das Bett geteilt hatte – eine Nachricht hatte zukommen lassen.

„Das Mädchen steht unter dem Schutz der Praios-Kirche“, erwiderte der Prätor trocken und legte seine Hand auf die Schulter des Kindes, „Und ist somit nicht mehr Euer Belang.“

Mit ihren dunklen Augen schaute Salome Helmrat hilfesuchend an. Ob sie wusste, was ihr hier bevor stand? „Und ob sie das ist!“, korrigierte er den Geweihten, „Ihr Vater hat sie vor seinem Tod mir anvertraut. Somit steht sie unter MEINEM Schutz und nicht unter dem Euren oder Eurer...“ Er blickte sich in dem heruntergekommenen Tempel des Götterfürsten um. „... Kirche.“

„Und dafür habt Ihr...“, herausfordernd blickte er seinen Gegenüber an, „... Beweise?“

„Und Ihr, habt Ihr für Eure Aussage Beweise? Ihr der Ihr hier die Ordnung und das Recht vertretet? Wollt Ihr Euch wirklich nachsagen lassen, dass ihr selbiges mit Füßen tretet? Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, warum dieser Tempel hier so verkommen ist? Genauso wie seine Geweihtenschaft?“

Nun lachte der Prätor kehlig: „Was maßt Ihr EUCH da an? Ihr sprecht mit einem Vertreter des GÖTTERFÜSTEN! Ich BIN das Recht und die Ordnung. Und Ihr... Ihr seid nur...“

„Der neue Bürgermeister, Euer Hochwürden“, half der Schwarztannen-Scharfensteiner nach und deutete eine galante Verbeugung an, „Und diese doch für alle Seiten so unglaublich erfreuliche Begegnung wird daher nicht unsere letzte sein...“ In seinen Worten schwang eine unverhohlene Drohung mit.

Die Miene des Geweihten wurde finster: „Ich bin ein Mitglied meiner Kirche und damit unterstehe ich in keinster Weise Euren... Weltlichkeiten, Hoher Herr. Und selbes gilt für dieses Kind. Wir werden dafür sorgen, dass sie nicht weiter unter Madas Fluch leiden muss...“

„Leiden? Ausbrennen wollt Ihr sie!“, entfuhr es dem Ritter da zornig, „Und ihr auch noch das letzte nehmen – Nein, rauben wie ein elender Dieb! – dass ihr von ihren Eltern geblieben ist.“ Da trat Furcht in die dunklen Augen Salomes. Entsetzliche Furcht. Ob sie verstand? Mit glänzenden Augen blickte sie zu dem Geweihten auf und dann wieder zu Helmrat hinüber.

„RAUS!“, brüllte der Prätor da ungehalten, „Und zwar so…“ Noch im selben Augenblick trat das Mädchen dem Geweihten so heftig gegen das Schienbein, dass er brüllend und fluchend – erstaunlich welche Worte dem Mund eines Geweihten des Götterfürsten entfliehen konnten – zu Boden ging. Ein Tumult zwischen den Stadtwachen und der anwesenden Geweihtenschaft brach aus. Den nutzte das Kind, schlüpfte zwischen den Erwachsenen hindurch in die rettenden Arme des Schwarztannen-Scharfensteiners. Eilig verschwand Helmrat mit Salome aus dem Tempel. Dass sein Tun nicht ohne Folgen bleiben würde, war dem Ritter wohl bewusst. Doch so weit würde es nicht kommen, denn er war über seine Liebelei mit der jungen Geweihte an Informationen gekommen, die den Prätor schwer belasteten und die er gewiss nicht in aller Munde haben wollte. Es waren derartig belastende Dinge, dass er ganz sicher die Füße stillhalten würde. Ganz sicher sogar. Und dennoch, Salome würde besser das Haus nicht mehr verlassen. Brauchte sie auch nicht, Helmraht hatte ihr eine Lehrmeisterin beschafft. Eine Magierin die ihre Fähigkeiten in die rechten Bahnen zu lenken vermochte, in Bahnen, die ihm noch sehr nützlich sein würden.