Geschichten:Heimkehr von den Schlachten - Die Heimkehr

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Veteranen sind nicht zu verkennen © Andrea P.

Der Rauch des Lagerfeuers trieb mir die Tränen in die Augen und die Bilder der jüngsten Vergangenheit stiegen wieder aus der Dunkelheit auf, in die ich gehofft hatte sie zu verbannen. Plötzlich stand ich wieder an den großen Feuern, die wir entfacht hatten, um die Leichen unserer Gefährten zu verbrennen. So wollten wir verhindern, dass auch sie einst wieder aufstehen würden, um ihre Waffen nun gegen uns zu erheben. Den Kampf. der hinter uns lag, würde wohl niemand von uns jemals vergessen können. Zu schrecklich waren die Bilder, welche wir gesehen hatten. Seitdem hatte ich keine Nacht mehr ruhig geschlafen, und wenn ich zum Träumen kam, dann schickte Bishdariel mir Bilder, die mich schreiend aufschrecken ließen.

„Ist Zeit, alles ist gerichtet. Komm!"

Eine feste Hand ruhte auf meiner Schulter. Ich brauchte nicht aufzusehen, denn die Stimme des Mannes war mir nur bestens bekannt. Vor der Schlacht war er nur einer der Freiwilligen,die sich unserem Zug als ein eigenes Banner angeschlossen hatten. Ich hatte diese Leute kaum beachtet. war ich doch zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Ruhm und Ehre hatte ich auf meinen Schild heben wollen und hatte doch nur Blut. Dreck und Angst vorgefunden. Dieser Mann jedoch war in der Schlacht an meiner Seite gewesen. als mich die Untoten mit ihrer erdrückenden Übermacht vom Pferde zogen, und er wich keinen Schritt zurück, bis er mir aufhelfen konnte, denn ich hatte nicht mehr die Kraft, alleine auf die Beine zu kommen. Rücken an Rücken kämpften wir uns dann zu unseren Gefährten zurück. Der Weg war weit und beschwerlich gewesen.

Müde stand ich auf, verscheuchte die schweren Gedanken. Noch immer schmerzten mir alle Glieder. Da stand er, der Mann dem ich mein Leben verdankte. Adran von Bredenhag war sein Name, und diesem Namen hatte er wahrhafte Heldentaten angefügt. Hinter ihm konnte ich die Reste von unserem Zug erkennen. Der Greifenzug, der Zug der garetischen Adligen, die in hohem Auftrage zum Arvepass gezogen waren. um diesen zu schützen, sich dort dann mit den darpatischen Einheiten verbanden und schließlich gegen den endlosen Heerwurm zogen. Weit über 900 stolze Streiter waren wir Garetier gewesen, den Tross noch nicht mal mitgerechnet, und was war übrig ...

Dieser traurige Haufen, wohl an die 150 Männer und Frauen, war alles, was von dem Zug im Zeichen des Greifen nach dem Grauen des Kampfes geblieben war. Nun waren wir angetreten, um unsere letzte traurige Pflicht zu erfüllen: Die Heimbringung der im Kampf gefallenen Herrschaften, denn auch vor dem Adel hatte Golgari nicht Halt gemacht. Die Wagen mit den Toten fuhren am Ende des Zuges, denn die Reise, die vor uns lag, war lang und das Wetter war, wie es sich in dieser Jahreszeit so gehörte, mehr als wann zu nennen. Die Geweihten würden Kräuter verbrennen um den gröbsten Geruch abzumildern. doch dies würde nur wenig helfen.

Zwei der Wagen trugen die Wappen derjenigen Hochgeborener, die gefallen waren und nun schweigend für immer darin lagen: Der Vogt von Kaiserlich Sertis, Odilbert von Hartsteen, und der Baron von Gallstein, Cordovan Limpurg. Diesen Wagen folgten weitere, doch all die Namen der Gefallenen konnte ich nicht aufzählen, denn zusammen lagen sie nun, auch wenn sie im Leben oftmals harte Worte gegeneinander geführt hatten. Dies war der Zug der Heimkehrenden. Zuviel hatten wir gesehen, um nun noch unnötig Kraft mit kleinlichen Streitereien zu vergeuden, zu viel für manchen von unseren Gefährten. Unser Weg führte uns wieder über die Pfade. die wir noch vor wenigen Wochen so siegessicher beschritten hatten. Ein fröhlicher Zug war es gewesen, denn feiern konnten die Garetier bei jeder Gelegenheit, sahen sie die Dinge doh aus einer erhobenen Stellung, die sie ihrem Stand als angemessen empfanden. Nun aber war die Stimmung gedämpft, denn der vergangene Kampf hatte uns alle auf den Boden gezogen und Trauer erfüllte nun unsere Herzen. Kein Jubel brandete uns diesmal entgegen, als wir die Straßen entlang ritten. Die Bauern unterbrachen ihre Arbeit, kamen an den Straßenrand und knieten sich dort still nieder. Manchmal weinten sie auch und ihre Klagen erfüllten die Stille dieses Zuges der Trauer. Nachrichten von der Trollpforte hatten uns erreicht.

Der König war tot!

Oh, ihr Götter, womit haben wir diese Strafe verdient? Alle Hoffnung schien erloschen und selbst der Sieg über den verfluchten Bethanier konnte uns in diesem Moment nicht aus der Dunkelheit der Trauer führen. Leute schlossen sich dem Zug an und gemeinsam sangen wir die Totenklage. In jedem Dorfe wurden die Namen der Gefallenen verlesen, und je näher wir der Heimat kamen, desto öfter erklang die Klage der Hinterbliebenen. Langsam löste sich der Zug auf, denn ein jeder kehrte dorthin zurück, von wo er einst nach Serrinmoor aufgebrochen war.

Der Greifenzug fand sein Ende. Wir hatten das Licht in die dunklen Lande bringen wollen. doch stattdessen fand uns die Dunkelheit und in manch unseren Herzen würde sie lange verweilen. Doch wir hatten auch unser Bestes gegeben. Unser Eingreifen war vieleicht das Zünglein an der Waage gewesen, hatte unseren gemeinsamen Feind in seinem Vorankommen gehindert, ja vielleicht sogar soweit geschwächt, dass unsere Freunde an der Trollpforte dies nutzen konnten. Diesen Glauben würde man uns nicht nehmen können, denn so wussten wir, dass unsere Freunde nicht umsonst gestorben waren.