Geschichten:Höllenwaller Ränke Teil 3

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Mitte Efferd, an einem sonnigen Abend im nördlichen Erlenstammer Land.

Höllischer Zorn

Morgana von Helburg saß mürrisch auf ihrem Rappen und betrachtete mit müden Augen den Zug der Höllenwaller Hasardeure und Husaren, die sich hier im Norden der Baronie Erlenstamm wieder vereinigt hatten. Die letzten beiden Tage hatten ihr ganzes Geschick gefordert, eine kriegerische Konfrontation mit der Erlenstammerin zu vermeiden. Rechtzeitig hatte Morgana von ihren ausgesandten Spähern Meldung darüber bekommen, dass ihre Feindin mit zwei Haufen in ihre Lande zurückmarschierte, als wären die Gehörnten selbst hinter ihnen her. Dieses wahnsinnige Weib, ob nun untot oder lebend, trieb ihre Mannen auf dem Zahnfleisch daher. Nur noch etwa 10 Meilen südlich von ihnen hatten sich die gegnerischen Verbände vereint, nachdem es ihnen nicht gelungen war, die Höllenwaller bei Burg Freudenstein in die Zange zu nehmen. Dafür wurden die Höllenwaller deutlich nach Westen abgedrängt und standen nun kurz vor der Burg Erlenstamm. Diese elenden Heckenschützen der Zornesbuhle!

Neben Morgana saß Korporal Geissbeck auf seinem Pferd, dem der unterdrückte Zorn anzusehen war. Er brannte darauf, es den Erlenstammern heimzuzahlen, die einige seiner Husaren beschossen hatten. Nun näherte sich ihr der Söldnerführer Kordan, mit einem feixen Grinsen im Gesicht. Er machte eine angedeutete Verbeugung und sprach unaufgefordert Morgana von Helburg an: „Meine Mannen und Mädels werden unruhig. Sie wollen wissen, wann wir nun endlich den Erlenstammern eins auf den Latz hauen. Diese Laus in unserem Pelz muss zerquetscht werden!“.

Die unergründlichen dunklen Augen fixierten Morgana, und suchten nach einem Zeichen der Schwäche, während sie auf eine Antwort warteten. Die Hauptfrau straffte sich, setzte wieder ihre unbewegte Miene mit dem kalten Blick auf und konterte: „Ihr hattet euren Spaß! Bei einem guten Dutzend niedergebrannter Mühlen und Gehöfte dürftet ihr ja auf eure Kosten gekommen sein! Ich habe uns nicht gekonnt aus der Zange der Erlenstammerin geführt, um mich jetzt mit ihr rumzuschlagen. Unser Ziel liegt im Norden, und da marschieren wir hin.“

Geissbeck zuckte zusammen und konnte sich nicht länger zurückhalten: „Aber euer Wohlgeboren, nie standen die Chancen so günstig wie jetzt. Die Erlenstammer sind am Ende ihrer Kräfte und uns zahlenmäßig haushoch unterlegen. Stellen wir uns ihnen und lernen sie das Fürchten!“

Kordan lachte laut auf “Gut gesprochen Geissbeck, ganz meine Meinung! Zudem ....“

Doch ein donnerndes „Schweigt“ unterbrach seinen Satz. Ein wildes Funkeln trat in Morganas Augen und sowohl der Söldnerführer als auch ihr Korporal rückten ein Stück von ihr weg. Mit knurrender Stimme fuhr sie ihre beiden Unterführer an: „Ja, auch ich würde dieser aufgeblasenen Zornesbuhle nur zu gerne die Leviten lesen. Jetzt da ihre Stammburg zum greifen nahe liegt und nur schwach besetzt sein kann. Doch unsere eigentliche und wichtige Aufgabe liegt im Norden, wozu wir jeden Mann brauchen, und zwar unversehrt! Ihr glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass dieses falschzüngige Weib sich im Augenblick wirklich auf ein Kräftemessen einlässt. Sie würde uns nur weiter mit ihren Bogenschützen nerven.“

Ihr Blick richtete sich gegen Westen. Dort hinter Wolkenschleiern ging die Sonne unter und tauchte das Land in blutiges Rot. Schwarz hob sich in der Landschaft der Schatten der Burg Erlenstamm hervor, nur wenige Meilen entfernt. In einem der Türme brannte Licht und irgend jemand hatte Flaggen gehisst.

„Die Erlenstammerin wird zunächst versuchen auch diese Burg zu sichern, bis dahin sind wir längst über die Grenze. Das heißt meine Herren, wir marschieren die ganze Nacht durch. Vorwärts, auf eure Posten! Und kein Murren will ich hören!“

Kordan nickte und drehte sich zackig um. Wie immer war in seinen dunklen Augen nichts zu erkennen gewesen. Korporal Geissbeck hingegen war die Enttäuschung ins Gesicht gemeißelt, doch sein Pflichtbewusstsein war stärker als sein persönlichen Wünsche. Still kehrte er an die Spitze der Husaren zurück.

Es dauerte nicht lange da marschierten ihre Truppen nach Norden in die Nacht hinein. Morgana von Helburg drehte sich noch einmal im Sattel und schaute nach Süden. Sie sah noch die Rauchsäulen der zuletzt niedergebrannten Scheunen, doch von ihrem Feind war nichts zu sehen. Drohend hob sie die Faust

„Dieses mal, Zornesbuhle, hast du Glück gehabt. Doch wir sehen uns wieder!“