Geschichten:Höhere Gerechtigkeit - Teil 2

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Alaria hatte derweil ebenso Platz genommen, während sich die Tür erneut öffnete und ein Knecht des Junkers herein trat.

„Ah, Praiodan, sehr gut. Bring ihn herein.“ sagte Rondrigo kurz und lehnte sich dann zurück.

Der Knecht zerrte einen etwas verlotterten Mann in einem gelb und blau geteilten Wappenrock herein. Seine Hände waren gebunden und er wirkte müde und schwach. Obwohl man den Gefangenen gut behandelt hatte, war die Haft im Keller des Gutes ihm nicht sonderlich gut bekommen.

Als er vor die Ritter gebracht wurde, spie er verächtlich aus und funkelte die Anwesenden aus plötzlich zum Leben erwachten dunklen Augen an.

„Junker Radulf von Firunshöh, Dienstmann des Grafen zu Reichsgau und ein Schurke wie er im Buche steht.“ tönte Rondrigo beinahe selbstgefällig.

„Er griff vor einigen Monden meine Gäste Ra’oul von Breniltal, die junge Edle Lyn aus dem albernischen Otterntal, sowie meine geschätzte Freundin Linea von Travesried und mich selbst an. Um ein Haar wäre sein feiger Angriff gelungen, doch Rondra war mit uns und schenkte uns den Sieg über seine feigen Meuchler. Ich hielt ihn hier gefangen, um abzuwarten, wie sein Herr sich verhalten würde, doch der Pfalzgraf Bernhelm von Wetterfels ist ein genau so hintertriebener Ganove wie er hier. Die Fehde zwischen ihm und meinen Freunden den Pulethanern wurde bis vor kurzem noch sehr heiß und blutig geführt. Im Moment ruhen die Waffen allerdings. Es ist an der Zeit zu entscheiden, wie wir mit ihm verfahren wollen. Er war mein persönlicher Gefangener, doch alles was ich habe, ist nun ein Teil dieser Gemeinschaft. Darum will ich auch euer Urteil hören.“

Radulf von Firunshöh zerrte an seinen Fesseln, doch der Knecht hielt ihn unnachgiebig fest.

„Ihr Hurensöhne!“ schrie er erbost. „Ihr von Ahrenstedt, Ihr und eure Kumpanen mit den güldenen Schärpen habt mein Weib entführen lassen! Und nun habt Ihr euch ein paar neue Spießgesellen gesucht.“

Er blickte wütend in die Runde. „Ihr seid götterloses Gesindel, wenn ihr euch mit diesem Manne dort zusammen tut!“ schrie er in Richtung des Junkers von Breitenhof.

„Die Pulethaner,“ Rondrigo erhob sich, so dass die goldene Schärpe auf seiner Brust zu sehen war, „haben sich niemals an eurem Weibe vergriffen. Ihr erinnert euch sicherlich an das nunmehr bekannte Attentat zu Breitenhof. Wir agierten stets im Offenen, niemals hinterrücks, wie ihr es hier auf dem Grund des Barons von Greifenhorst versuchtet.“

Von Firunshöh scherten die Worte des Breitenhofers nicht. „Glaubt doch was ihr wollt! Was war mit dem Angriff auf die Pfalz des Grafen?“

Rondrigo lächelte dünn. „Wir wollen uns nicht in Kleinigkeiten ergehen, denn schließlich habt Ihr zusammen mit Eurem Herrn die Mutter und den Sohn meines Freundes, des Barons Eslam von Brendiltal, kaltblütig ermordet. Weiterhin habt ihr die Tochter Eslams verschleppt. Ich schwöre euch vor Praios, dass ich niemals die Entführung Eurer Frau guthieß oder auch nur davon wusste. Und wir wollen nicht vergessen, dass der Pfalzgraf es zu Reichsgau ablehnte auch nur mit uns zu sprechen, um ein klärendes Wort zu finden. Nein, er erwartete uns mit einem weiteren Hinterhalt und gedungenen Söldlingen!“

„Lügen, alles Lügen!“ fauchte von Firunshöh. „Wie könnt ihr es, die ihr euch Ritter nennt, gutheißen, wenn dieser Mistkerl von einem Pulethaner hier den Namen des Götterfürsten in den Mund nimmt und mit nichts als falschem Zeugnis in den Dreck zieht! Ihr seid keine Ritter, ihr seid feige Halsabschneider und Halunken!“

Er hatte sich richtig in Rage geredet, sein langes dunkles Haar hing ihm wirr im Gesicht und sein in den letzten Wochen gewachsener dichter Bart verlieh ihm ein dunkles und angriffslustiges Antlitz.

„Ich fordere meine sofortige Freilassung und eine Entschuldigung eurerseits für diese Schmach der Gefangenschaft!“


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
26. Rah 1028 BF
Teil 2
Teil 1


Kapitel 2

Teil 3
Autor: T. Baroli