Geschichten:Gut Weyring in der Raulsmark, 17. Peraine 34 Hal Teil 7

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Teil 7: Wandel der Zeiten


"Trachtet stets danach euch in den Augen der Göttin für würdig zu erweisen. Seid tapfer, aufrecht und entschlossen, in dem was ihr tut, sei es nun im Frieden wie auch im Kriege. Denn nur denen gebührt ein Platz an Rondras großer Tafel, die auch von ihrem Geiste durchdrungen sind!"
(Alvide von Espengrund, genannt die Alveranierin, Hochgeweithe des Rondratempels zu Greifenfurt von 898 BF bis 945 BF)


Hastig klaubte Orlan seine letzten Besitztümer zusammen, die er nur ungern in den Quartieren zurücklassen würde. Nur wenig konnte er sehen, da sein Bündel im größtenteils die Sicht versperrte. Plötzlich prallte Orlan gegen etwas, er kam ins Stolpern und sein ganzes Bündel zerfiel beim Aufprall auf den Boden. Ein kurzer Blick und einer leiser Schmerzlaut verrieten ihm, daß er gerade von Yasinthe angerempelt wurde.

"Paß doch auf, Yasinthe!" schimpfte der Junker vor sich. Doch auch die junge Frau schien ihren Teil abbekommen zu haben, denn sie hielt sich ihre Flanke.

"Tut mir leid ...", begann Orlan zu stammeln, denn es tat jetzt Leid, sie so angefahren zu haben. Seine Wangen nahm eine leicht rötliche Farbe an.

"Ist schon gut, war ja auch meine Schuld", entgegnete ihm Yasinthe sichtbar stockend und lief ebenfalls scharlachrot an.

Wortlos ging jeder der beiden seiner Wege. Orlans Weg führte ihn zu den Stallungen. Auf dem Hof herrschte ein lärmendes Wirrwarr aus Pferden, Menschen und Fuhrwerken. Der Junker ging zielstrebig auf die Stallungen der letzten Schwadron zu, passierte das Haupttor mit zwei großen Flügeln und balancierte sein Bündel halbblind zu seinem Pferd.

König-Brin war ein schöner, aber kräftiger Fuchs und hatte seinen letzten Schliff im Marstall des Kaisers zu Gareth erhalten. Sein Herr Vater schenkte ihm das Pferd zu seinem 17. Tsafest, dem Götterlauf, indem er und seine Schwester die Kriegerschule abschließen sollten. Seitdem war ihm König-Brin ein treuer Begleiter gewesen.

Er legte sein Bündel ab, ging auf den Fuchs zu und streichelte ihm sanft über den Hals. "Na, mein Guter? Bald geht es los, dann darfst du wieder mit mir ausreiten. Hab noch ein klein wenig Geduld!" Orlan griff nach dem Zaumzeug und legte es dem Elenviner an, danach warf er die Decke und den Sattel über und zog die Riemen fester. Anschließend befestigte er die Satteltaschen und verstaute sein Gepäck darin.

Der junge Weyringhaus blickte noch einmal über Ausrüstung und Pferd, alles war verstaut und abmarschbereit. Er blickte an sich herab. Plattenharnisch, Rüstzeug, Waffengurt und Schwert umhüllten ihn, nur eine Kleinigkeit fehlte noch: der Wappenrock. Gelb und Rot, die Farben seiner Heimat Garetien, Herz des Reiches. Ob sein Herr Vater stolz auf ihn war? Eine gute Frage. Wie sehr hatte er sich gewünscht dem Vater eine Freude zu bereiten und sich in seinen wie auch den Augen der Herrin Rondra zu beweisen als Mann. Immerhin war er schon 24 Götterläufe alt und es endlich an der Zeit den Flaum abzurasieren. Aber es war nun keine Zeit mehr für solche Gedanken, denn das Regiment "Goldene Lanze" sollte noch heute aufbrechen, um dem unheimlichen Feind aus dem Rahja mit Göttervertrauen und Waffentat Einhalt zu gebieten. Seine Schwadron bildete dabei die Nachhut des gesamten Regimentes. Und er war einer unter den Bannerträgern.

Orlan atmete noch einmal tief durch und ging mit König-Brin, am Zügel führend, durch das Tor in die riesenhaften Innenhof der Garnison. Von seiner Schwadron war der Weyringhauser einer der Ersten, aber das schien jetzt eher unwichtig. Wenn er seinen Vater nur persönlich erklären könnte, warum er jetzt ein Reichssoldat war. Der Junker drehte den verschlossenen Brief mehrmals um seine eigene Achse und las nochmals die Adresse. Er winkte einen vorbeikommenden Boten kurz zu und übergab ihm den Brief. Vielleicht würde sein Herr Vater es verstehen, zumindest hoffte Orlan es von ganzem Herzen.

Den Burggrafen von der Raulsmark mochte sich bei seinen Kinder sicherlich nur noch selten über etwas wundern, insbesondere nicht darüber, daß eines davon für mehrere Wochen oder Monde verschwunden ist. Hier mochte der Fall anders liegen, aber das würde der junge Mann vermutlich nicht mehr erfahren. König-Brin schnaubte beleidigt durch seine Nüstern. Orlan tätschelte seinen Hals. "Ist schon gut, König-Brin, wir werden ja bald wieder zusammen reiten, " sagte er zu dem Fuchs und stieg gelassen auf.



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17. Per 1027 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Wandel der Zeiten
Teil 6


Kapitel 7

Autor: Olb/M. Ott/S. Stabenow