Geschichten:Gut Werkzeug - halbe Arbeit - Gutes Personal zu bekommen ...

Aus GaretienWiki
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»Herr, die junge Dame wurde von unserem findigsten Jäger verfolgt, nachdem sie das Geld gebracht hatte, wie Ihr es befohlen habt. Er folgte ihr bis zum ›Steigbügel‹, in dem sie verschwand. Relgo nahm an, dass sie dort untergekommen sei, aber wir haben es überprüft: Dort wohnt keine Garetherin. Sie muss vorne rein und hinten wieder raus sein. Wir wissen also nicht, wo sie logiert oder wer ihr Auftraggeber war.«

»Unfähige Bande!«, knurrte Malepartus von Helburg.

»Noch etwas, Hochgeboren.«

Der Baron von Höllenwall funkelte den Wachmann an, der ihm die Neuigkeiten zu überbringen hatte. Das gefährliche Glitzern in den umwölkten Augen ließ den Unglücklichen kurz stocken, doch er fuhr fort: »Der Gefangene erhielt die Nachricht, wie Ihr es wünschtet. Er fing darauf laut zu schreien an und brüllte fortwährend, er sei unschuldig. Das tun sie zwar immer, aber bei diesem war es schon sehr merkwürdig. Er meinte, er könne nun beweisen, dass er unschuldig sei. Das muss also mit dem Kassiber zusammenhängen, das Ihr ...«

»Lasst!«, bellte der Höllenwaller und wirkte wie ein Bluthund mit gebleckten Zähnen. Er durchschaute das Problem noch nicht – aber dass diese Nachricht kleine vollkommen sorgenfreie Sache werden würde, hatte er schon geahnt. Noch zur selben Stunde brach er zur Kerkerfestung Helburg auf, um sich den ›Unschuldigen‹ selbst zu beschauen. Er hatte den Herold auf Reinherz als selbstbewussten Mann erlebt – vielleicht würde es sich lohnen, mit ihm zu reden, auch über Schuld oder Unschuld.

Auf der Helburg sorgte das Erscheinen des Barons so kurz nach dem Absenden der Nachricht über den gefangenen Herold für Bestürzung. Der Oberschließer führte den knurrenden Höllenwaller in die Eingeweide der Festung und von dort in den Trakt für höher gestellte Gefangene. Die Zellen hier hatten eine Möblierung, die diese Bezeichnung verdienten, und zudem alle ein Fenster. Nun gut: ein Loch nach draußen. Die Kerkerwache dort wurde durch das Erscheinen des Oberschließers und des Barons vollkommen überrascht, beeilte sich aber, sie sofort zur Zelle Gerding von Plötzbogens zu führen. »Weg von der Tür!«, befahl die Wache und überprüfte durch die Luke, ob der Gefangene der Anweisung Folge leistete. Dann öffnete er die schwere Zellentür. »Gerding von Plötzbogen! Der Baron von Höll...«

»Beiseite«, pfiff der Höllenwaller die Wache an, dann stand er vor dem Gefangenen. Der rang die Hände und stammelte: »Ah, endlich seid Ihr gekommen! Ich habe den Wachen ständig ...«

»Halt’s Maul!«, herrschte der Baron den Gefangenen an. Dann drehte er sich geschmeidig um die eigene Achse und fasste die Kerkerwachen in seinen glühenden Blick. »Wer ist das?«, fragte er mit gesetztem Ton, unter dessen Oberfläche man allerdings das Magma rumpeln hören konnte.

»Der gefangene Gerding von Plötzbogen, Hochgeboren.«

»Nein, dieser hier ist es nicht. Ich habe den Mann gesehen, auf Reinherz, und dieser hier, der da ist ein nichtswürdiger Wurm, ein Irrtum, ein Kuckuckskind, ein gesichtsloser Idiot, aber vor allem nicht: Ger-ding-von-Plötz-bo-gen!« Der Höllenwaller war bei jedem Wort lauter und wilder geworden. Die letzten Silben brüllte er seinen kleinlauten Wachen ins Gesicht, die sich vor dem Zorn des Barons wegduckten. Er packte den Wachmann am Schlafittchen und zerrte ihn in die Zelle. »Könnt ihr tumben Tölpel einen Gefangenen nicht erkennen, wenn er euch geliefert wird? Seid ihr vollkommen verblödet? Du: hierher.« Er kommandierte auch den Oberschließer in die Zelle. »Her mit dem Schlüssel. Ja: Guck nicht so. Ihr werdet jetzt hier drin bleiben. Und wenn ich wiederkomme, will ich wissen, wer das da ist. Wenn ihr es mir sagt, kommt ihr wieder raus. Basta.« Er ließ die Zelletür krachend ins Schloss fallen und drehte den Schlüssel, ließ ihn aber stecken. Dann eilte der Baron ausgreifenden Schrittes nach oben in die Schreibstube und sandte eine Nachricht nach Nymphenhall. Falls nämlich die Botin eine Meldung über die Reaktion des Herolds abfragen würde, sollte sie um jeden Preis verfolgt werden. Malepartus ahnte, dass hier irgendetwas im Busch war, mit dem er nicht so gern in Zusammenhang stehen wollte. Nun würde erst einmal der falsche Herold befragt werden. Den Kassiber würde der Höllenwaller erst einmal einbehalten und aufheben – vielleicht ließ sich mit der Schrift etwas anfangen. Und ansonsten musste man einfach abwarten. Abqarten und geduldig sein.

»Geduldig sein«, knurrte der Baron abfällig. Das konnte er nun nicht besonders gut.