Geschichten:Grauen am Darpat - Erste Erkenntnisse und Spuren

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Dramatis Personae


Junkertum Kaltengrundt

Nach Beendigung ihrer und Kains Schauspieleinlage kehrte Selinde zu den beim anderen Gefangenen versammelten Gefährten zurück und bekam gerade noch Leomaras zornige Aufforderung an den Schurken mit. Mit bewusst aufgesetzter Freundlichkeit sprach sie zu diesem:

„Ach, das trifft sich ganz gut: Ich habe mich bis gerade angeregt mit deinem Komplizen unterhalten und plauderte nun auch gerne mit Dir ein Weilchen. Sei doch bitte so gut und verrate mir, wer Deine Auftraggeber sind und warum ihr Wappenröcke der Baronin zu Bergthann trugt.“ Nach einer kleinen Kunstpause fügte die Vellbergerin hinzu: Ach ja, falsche oder unvollständige Antworten machen mich immer sehr traurig. Und Du möchtest ganz gewiss nicht, dass ich traurig werde. Dein Freund jedenfalls machte mich sehr traurig,“ schloss die Baronesse mit einem sardonischen Lächeln.

„Nein, nein, nein…“ Der Gefangene schüttelte so heftig den Kopf, dass Selinde meinte sehen zu können, wie die Läuse von seinem Kopf fielen. Ohne Luft zu holen, sprudelte alles aus ihm heraus, so dass die Anwesenden Acht geben mussten, auch wirklich alles zu verstehen.

„UnserAnführerhießTravim.ErhatunsineinerSpielunkeinBergthannangesprochenobwirnichteinwenigSilberunsverdienenwollten.WirsolltennurfüreinpaarTageeinpaarBüttelgebenundirgendeineSauereiwegmachendanachwürdesichallesweiteregeben.NachtssolltenwirdannwegschauenwennsichamFlußetwasergebenwürde.DafürwürdenwirdannmorgenseineKistevorunsereTürfindenhießes.UnddaunsereGeldbeutelleerwarenhattenwirzugesagt.Ichweißnur,dassunsereAuftraggeberineineFrauseinmußmitumwerfendlangenBeinenundbezauberndenAUgen.MehrkonntemanhinterihremSchleierwohlnichterkennen.DieWappenröckmußtenwirnochschnellbesorgen,dahersindsieauchnichteinheitlichgewesen.Bittewirdachtendochnicht,dassallessoschlimmkommenwürdeundhättenunsansonstendochnichtdaraufeingelassen.“

Der Gefangene wimmerte immer mehr und mehr, bis seine Worte nur noch in einem unverständlichen Flennen endeten.

Unswin war immer wieder überrascht, wie schnell ein Mensch reden konnte wenn es um sein Leben ging. Offensichtlich hatten sie bei diesem hier an den richtigen Schrauben gedreht. Trotzdem würde es notwendig sein aus dem Gestammel die wichtigen Informationen herauszufiltern. Mit etwas Glück würden sie die Spur zu der geheimnisvollen Auftraggeberin zurückverfolgen können. Aber das war wohl davon abhängig wie viel dieser arme Tropf überhaupt wusste und das schien nicht eben viel zu sein. Da der Novize hinter ihm stand, schreckte der Gefangene wieder in seinem Stuhl hoch als er von Unswin angesprochen wurde.

„Und ihr habt natürlich weggeschaut als sich in der Nacht etwas auf dem Fluss tat? Oder wart ihr geistesgegenwärtig genug einen Blick zu riskieren?“

„Neinneinnein,“ wimmerte der Kerl erneut. „WirwarenjanochnichtamTurmwirwarenerstaufdemWegdorthin.WirsolltendortStellungbeziehenundmöglichstunauffälligbleiben.Bittetötetmichnichtichhabeeuchdochallesgesagtwasichweiß.“

Einen Moment lang zögerte Leomara noch, als würde sie dem Redestrom gedanklich noch immer folgen und versuchen den Inhalt zu begreifen. Also ein Mann, dieser Travim, hatte selbst diesen Haufen bezahlt und ihnen gesagt, was zu tun sei. Aus Mangel an Geld hatten sie dem zugestimmt. Außerdem waren sie noch gar nicht am Turm gewesen? Klang alles reichlich verworren, aber nicht völlig von der Hand zu weisen nach ihrem dafürhalten. Dann sorgte die Ritterin dafür, dass der Gefesselte wieder ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte.

„Habt ihr diese Frau gesehen, oder nur euer Anführer? Wo hat sie ihn oder euch angesprochen und vor allem wie hat sie gesprochen. Irgendeine Färbung rauszuhören gewesen woher die Fremde kam? War sie mit einem Pferd unterwegs oder mit der Kutsche?“

Ihre hellbraunen Augen ließen ihn keinen Moment aus den Augen. Sie mühte sich sogar ein unverbindliches Lächeln aufzusetzen, damit er seine Gedanken vielleicht etwas ordnen konnte und nicht vor Angst noch hier zusammen brach.

Der Kerl war in einem erbärmlichen Zustand. Mit verquollenen, gelb, geröteten Augen schaute er Leomara in die ihren. Der Rotz lief ihm in einem stetig, nicht aufhörendem Strom aus der Nase, das Kinn hinab bis auf sein verschmutztes Hemd. Etwas Hoffnung schöpfend antwortete er etwas ruhiger und damit verständlicher.

„Wir haben sie nicht wirklich gesehen. Nur ihre Sänfte. Als Travim uns alle zusammenhatte, hatte sie ihn in der Nacht und aus einer Sänfte heraus bezahlt. Wir sahen nur einen Arm an dem mehrere Armreife hingen, standen aber zu weit weg, um etwas hören zu können. Ihre Wachen trugen alle teure Kleidungen, so edles Zeug was sich unsereins nie leisten kann und sie waren alle vermummt wie es die Ketzer aus dem Süden tun.“

In diesem Moment musste der Kerl überraschend niesen und spie seinen Rotz durch den Raum.

‚Wie erbärmlich.’ Angewidert verzog Unswin das Gesicht und ließ den Kragen des Gefangenen wieder los. Wenn diese letzte Aussage wirklich stimmte und irgendwelche Tulamiden ihre Hand im Spiel hatten, dann wurde die ganze Sache noch deutlich verworrener und schwieriger als bisher angenommen. Natürlich konnte man den Söldnern auch einfach etwas vorgespielt haben. Das galt es zu erkunden. Der Novize wartete bis der Söldner sich ein wenig berappelt hatte bevor er seine Frage stellte.

„Wo genau hat diese Geldübergabe mit eurer geheimnisvollen Auftraggeberin stattgefunden?"

Jetzt hatte der Gefangene doch einmal seinen Rotz hochgezogen und versuchte sich ein wenig zu Unswin umzudrehen.

„Kurz außerhalb von Dergelmund Herr.“

In diesem Moment ging die Tür auf und Harro trat ein, gefolgt von Kor`win, der noch immer vermummt war. Harro schaute erst Leomara an, zog dann schluckend die Augenbrauen nach oben und musterte dann den hiesigen Gefangenen. Er gab ihr zu verstehen, dass sie ‚fertig‘ waren.

Derweilen wurde Torm, der zweite Gefangene, jener den Kor’win verhört hatte wieder in den Kerker geworfen. Die Büttel hatten überhaupt keine Schwierigkeiten mit dem wimmernden Gefangenen, der sich widerstandslos abführen lies.

„Was waren das für Sänftenträger? Nebachoten? Andere Landsmänner? Und die Sänfte hatte die ein Wappen, oder war das eine gemietete?“

Leomara hoffte scheinbar noch immer, mehr aus dem Gefangenen heraus zu bekommen. Jede noch so kleine Information konnte ja von unschätzbarem Wert sein, wenn sie nur auf jemand eindeutig hinweisen würde. Die Müdigkeit war der Ritterin jedoch inzwischen deutlich anzusehen. Sie versuchte auch scheinbar nicht mehr die Fassade der gestrengen Adligen aufrecht zu halten, sondern ihr Gesicht ließ nun, nachdem der Gefangene sprach fast Mitleid erkennen. Ihr Unmut schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

„D..da..Das weiß ich nicht.“ Schluchzte der Gefangene. „Ich habe nichts gesehen gehabt und wer kann schon sagen ob sich Nebachoten, Ferkinas oder sonstige Wilde unter den Tüchern befunden haben?“

„Du meinst so Wilde wie du hier einen mimst? Ich kann dir sagen, dass wenn die Leute, die du hier beschuldigst nur halb so viel Gold besitzen wie du uns Glauben machen willst, kannst du froh sein, dass du uns in die Hände gelaufen bist und nicht denen. Oder was glaubst du hätten die mit euch gemacht nach getaner Arbeit?“

Sichtlich angegriffen ging die junge Frau nun auf den im rückwärtigen Teil befindlichen Tisch zu, auf den sie sich vorsichtig setzte derweil sie ihre Bauchwunde hielt.

„Euer Gefangener!“ meinte sie dann noch zu den anderen Versammelten im Raum. Dann wechselte sie einige leise Worte mit Harro und grinste schließlich, als er seine Schilderung beendet hatte. Sie warf anerkennende Blicke in Richtung Selindes und Kains. Kor’win nickte sie hingegen nur kurz zu. Sie wollte nicht diese Aura des Unnahbaren zerstören, solange das Verhör nicht beendet war. Hier von dieser Position aus war es ihr möglich unbemerkt Unswin zu betrachten. Wie sollte sie ihm nur eine Nachricht zukommen lassen?



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur nächtlichen Ingerimmstunde
Erste Erkenntnisse und Spuren
Zeichen der Angst


Kapitel 52

Ränkeschmiede unter Frauen
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.