Geschichten:Grauen am Darpat - Das Verhör

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Dramatis Personae


Junkertum Kaltengrundt

Scheinbar mussten sie die Befragung nicht im nassen Kerker durchführen, sondern die beiden Männer wurden in die Stube des Wachhabenden verbracht. Dieser Raum war ausreichend groß, sodass man hier die Befragung durchführen konnte.

Der Zustand der beiden war nicht lebensbedrohlich, dennoch waren ihre Gesichter blutverkrustet, und die Spuren der Kämpfe waren noch immer an Kleidung und Leib deutlich sichtbar. Sie waren scheinbar schon mit Wasser und etwas Brotsuppe versorgt worden wie in einem kurzen Wortwechsel mit einem Bediensteten Rodericks angeklungen war.

Kor’win war derweilen wieder zur Gruppe gestoßen. Der alte Nebachote hatte sich umgezogen und war nun fast nicht wieder zu erkennen. Seine ansonsten, für die Jagd angepasste Kleidung war gewichen. Er trug jetzt eine dunkle, weite Pluderhose, an deren Seite gelb/goldene Bändel baumelten und - an der Spitze halbgebogene - nebachotische Stiefel mit goldenen Verzierungen. Sein ärmelloses Wams war ebenfalls schwarz und aus festem, edlen Stoff. Unter dem Stoff blitzte ein geschwärztes Kettenhemd hervor. Alles wurde durch ein gold/gelbes Tuch, dass er um den Bauch gewickelt hatte zusammengehalten. Über der goldenen Bauchschärpe trug er einen Ledergürtel, an dem ein gekrümmter Dolch, sowie ein schwerer Reitersäbel baumelte. Seine recht kräftigen Arme steckten lediglich in zwei ledernen Unterarmschienen, die halb den Handrücken mit schützten und mit metallenen Beschlägen versehen war. Ansonsten konnte man auf dem rechten Arm deutlich die Tätowierung eines Mungos sehen, der gerade eine – um den Arm ‚geschlängelte‘ Schlange in den Nacken bis. Auf den Kopf trug Kor’win einen nebachotischen Helm, mit Nackenschutz und Pferdeschweif. Um den Helm hatte er ein schwarz/goldenes Tuch gewickelt. Das Tuch war so lang, dass der schwarze Stoff seitlich noch vom Helm herabbaumelte, so dass Kor’win dieses Ende nun vor das Gesicht gezogen hatte. Lediglich die Augen, deren Umrisse sich der Nebachote eingerußt haben mußte und die nun besonders hervorstachen, waren von seinem Gesicht zu erkennen.

Wie ein Schatten stellte Kor’win sich lautlos in eine dunkle Ecke und fixierte die beiden Gefangenen. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt.
 Als Anführerin ihrer kleinen Truppe trat Leomara von Isenbrunn schließlich vor. Sie fühlte sich hier zuhause, und Herrin der Lage. Dennoch hatte sie auf dem Weg nach unten ihr Schwertgehänge nebst Kurzschwert angelegt- auch ein kleiner Dolch hing an ihrer Seite. Bei diesem Pack wusste man nie, was einen erwartete.

„Bevor ihr anfangt irgendwelche schmutzigen Lügen, Anschuldigungen gegenüber andere oder sonstige Ausflüchte zu suchen...hier steht ein Geweihter der Leuin vor euch.“ Sie deutete auf Alexis Colon. „Des Weiteren sprecht ihr hier vor dem Vogt der Baronie Gnitzenkuhl Roderick von Isenbrunn.“ Hier wies ein Fingerzeig von ihr auf ihren Vater.

„Sollten sich eure Zungen nicht derart lösen, dass wir zu neuen Erkenntnissen gelangen, werden die beiden Herren sicher einen Happen essen gehen, und wir werden uns noch einmal mit euch alleine unterhalten!“ Sie hatte dabei ihre Hand wie beiläufig um den Dolch gelegt, und Unswin angenickt.

„Du da“ sie deutete auf den gefesselten Söldner, der von Unswin gefangen worden war, als er sich auf der Flucht befunden hatte, „erzähl mir wie du und deine Kumpane dazu kamt, am Turm Stellung zu beziehen.“

„Nä, das war unsere Aufgabe, nä.“

In den Augen des Gefangenen war der Trotz zu erkennen. Anscheinend hatten beide Gefangene die Zeit alleine genutzt um sich abzustimmen. „Wir sind Büttel aus Bergthann, nä. Unser Hauptmann kam gestern Abend zu uns und meinte, wir sollen die Kerle da oben am Turm ersetzen nä. Und als wir da ankamen, habt ihr uns angegriffen und unsere Kumpels alle getötet, nä. Die Baronin wird davon nicht begeistert sein, dass ihr das alles gemacht habt, nä.“

Er deutete mit dem Kinn auf Alexis und sprach weiter. „Nä, Euer Gnaden, Ihr werdet doch nicht zulassen, dass treue Diener Bergthanns und Kor’s, die sich Euch ergeben haben, ein Leid zugefügt wird, nä? So verdorben könnt ihr nicht sein, nä?“

Leomaras Hand war sofort zu ihrem Kurzschwert gezuckt, eine Entgegnung lag ihr schon auf den Lippen, doch eine Geste ihres Vaters ließ sie inne halten und so schaute sie nur voll Verachtung und mit vor Zorn funkelnden Augen auf diese unverfrorenen und dummen Männer.

Der Geweihte blickte dem Gefangenen direkt in die Augen.

„So beantworte mir zwei Fragen… ad eins – wer hat wen angegriffen und ad zwei – was meinst du damit, dass ich nicht so verdorben sein kann?“ Er wurde etwas lauter.

„Dies hört sich danach an, dass du schon eine gewisse Verdorbenheit an mir fest gemacht hast. Erkläre dich!“

„Nä die da,“ dabei deutete – nicht mehr ganz so selbstsicher – der Gefangene auf die anwesenden Adeligen, „haben uns angegriffen, obwohl wir auf unserem Boden waren, nä.“

Während der eine Halunke sprach, schaute der andere schon ein wenig unsicherer in die Runde. Anscheinend beruhigte ihn die Anwesenheit des Geweihten ein wenig, doch fragte er sich, was der Vermummte für eine Rolle spielen würde.

Selinde hatte mit zunehmend angewidertem Gesichtsausdruck die Ausführungen des einen Gefangenen verfolgt. Was für eine Dreistigkeit, erst einen Geweihten anzugreifen, nur um sich nach der Niederlage hinter ihm zu verstecken zu versuchen! Aber auch die vermeintliche Unsicherheit und Nervosität des zweiten Inhaftierten war ihr nicht entgangen. Sich an eine bewährte Verhörmethode bei störrischen Gefangenen während ihrer Armeezeit erinnernd, beugte sich die Baronesse zu Leomara und flüsterte ihr ins Ohr:

„Der andere Gefangene scheint nicht so selbstsicher zu sein wie sein unverschämter Komplize. Können wir die beiden nicht trennen und unabhängig voneinander verhören? Dann kann man auch versuchen, sie gegeneinander auszuspielen und vielleicht bricht der da hinten auch von allein sein Schweigen, wenn wir ihn dem Einfluss des Wortführers entziehen? Was meint ihr?“

Leomara nickte der Baroness zustimmend zu, wobei sie sich ihrer Wut am liebsten laut entledigt hätte. So etwas in der Art hatte sie sich eben auch gedacht. Während sie den einen befragen, sollte der andere zusammen mit Kor`win in einem Nebenraum warten hatte sie sich überlegt. Dass sollte genügen, um ihn weich zu kochen. Sie hasste solche Methoden, mehr noch sie weigerte sich eigentlich derart intrigant zu agieren. Ihr Vater indes stand ungerührt dabei. Er hätte dem Mann vermutlich schon die ersten Wunden beigebracht, ohne jede Emotionen erkennen zu lassen, nahm sie an.

„Gut, Harro bringt doch jenen hier nach nebenan. Er möchte lieber erst später mit der Wahrheit heraus rücken. Wollen wir ihm die nötige Bedenkzeit geben. Dort kannst du vor der Türe wachen. Er wird drinnen ein Auge auf ihn haben.“ Dabei nickte sie nur in Richtung Kor’wins.



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur nächtlichen Ingerimmstunde
Das Verhör
Ungereimtheiten


Kapitel 48

Wut einer Löwin
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.