Geschichten:Grauen Am Darpat - Kaltengrundt- Die Rückkehr der Streiter

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Dramatis Personae


Junkerngut Kaltengrundt, 30. Ingerimm 1032 BF

Gut Kaltengrundt war wirklich ein ziemlich düsteres Gemäuer. Zumindest wirkte es so auf die neu angekommenen Gäste. In den Darpatauen gelegen war es ständiger Feuchtigkeit ausgesetzt und im unteren Bereich sicher immer leicht feucht. Das untere Geschoß war nicht bewohnt, sondern dort befanden sich nur Wirtschaftsräume und Ställe wie sie sehen konnten als sie das Tor passiert hatten. Eine Freitreppe brachte sie in das noch immer recht kühle Innere. Man hatte sie sogleich in ein Empfangszimmer geführt, dass jedoch ihre schlimmsten Befürchtungen sogleich milderte. Ein kleiner Strauß mit frischen Blumen stand in einer Fensternische auf einem kleinen Tisch der von vier behaglich aussehenden Sesseln flankiert wurde. Ein sorgfältig geknüpfter Wandteppich auf dem die Ansicht Perricums vom Meer aus gebannt war, verlieh dem Raum zusätzlich einen wohnlichen Eindruck. Daneben fand sich noch eine aufgepolsterte Bank. Das Feuer, welches im Kamin prasselte verströmte eine angenehme Wärme. Scheinbar hatte sich hier die Dame des Hauses noch vor kurzem aufgehalten, denn eine Stickerei lag auf einer der tiefen Fensterbänke. Kaum zu verdenken, denn die Sonne ließ ihre Strahlen in den Raum fallen und der Ausblick auf die erwachende Natur die den Fluss begleitete war ausnehmend schön.

Schnell kamen Mägde und brachten wärmende Getränke sowie Bier herein. Die Ritterin Leomara von Isenberunn hatte sich entschuldigt, sobald sie alle versorgte wusste. Sie hatte jedoch noch die baldige Ankunft ihrer Mutter angekündigt. Der Vogt der Baronin weilte wie vermutet auf der Burg und sein charmanter Sohn Quanion von Isenbrunn war derzeit im Nachbarort, da die Straße ausgebessert werden musste, und es mit den Arbeitern Dinge zu besprechen gab. Diese Information hatten sie erhalten nachdem der Flussschiffer am Steg des Gutes angelegt hatte.

Die Gefangenen hatte ein Waffenknecht grimmigen Blickes in Empfang genommen und wenig zimperlich hinunter in einen Kerker verbracht, der Richtung Darpat gelegen war. Sicher war es dort ausreichend ungemütlich, sodass sich die Zungen der Männer wie von selbst lösen würden hoffte Leomara noch im weggehen. Ratten waren in Wassernähe kaum zu bändigen.

Der Geweihte nickte Unswin zu und dieser begleitete den Waffenknecht um sicher zu gehen, dass die Gefangenen nicht wieder versuchen würden ihrem Schicksal zu entfliehen. Zwar hatte es der eine noch immer schwer durch seine gebrochene Nase zu atmen, doch war sich Unswin der Lernfähigkeit dieses Abschaums nicht sicher.

Bereits als sie im Hafen angelegt hatten, war Marnion wieder zu sich gekommen und aus eigener Kraft, wenn auch etwas schwankend mit gekommen. Das Wiedersehen mit seinem geliebten Roß Nefalot und die Einladung auf das Gut von Leomara, ließen einiges von der Blässe auf seinem Gesicht verschwinden.

Obwohl gerade das Innere eine Art von Gemütlichkeit vermittelte, fühlte Kor’win sich unwohl in diesem ‚Gemäuer‘. Gerne wäre er einfach umgedreht und hätte sich draußen eine Bleibe gesucht. Allerdings war Kain noch immer bewusstlos und konnte nicht von alleine gehen und ohne seinen Schützling wollte er nicht gehen. So atmete er also tief aus und setzte eine grimmige Miene auf, so als habe er einen ganzen Schwarm roher Fischer verschluckt.

Als die beiden Gefangenen weggeschafft wurden, beobachtete der alte Nebachote genau, wohin diese gebracht wurden. Er ballte die Fäuste und presste die Lippen fest aufeinander, entspannte sich jedoch wieder, als die Gefangenen fort waren. Ja, er nahm sogar etwas zu Trinken entgegen und blickte sich – wenn auch noch grimmigen Blickes – im Raum um, so als müsse er zunächst alle schlechten Gedanken aus seinem Kopf verbannen, bevor er sich zu Kain setzte und diesem die Hand auf die Brust legte. Erleichtert stellte er fest, dass der junge Nebachote nach wie vor ruhig atmete.

Dem Geweihten war zunächst nicht wirklich zum Plaudern zu mute. Er war froh, dass sie ohne Probleme hier auf die Burg gekommen waren. ‚Die Verletzten können hier viel besser versorgt werden als im freien Felde beim Turm und man bekommt ordentliches Bier’, er nahm dankend einen Bierkrug von einer Magd entgegen, lehnte an die Wand und trank mit einem Lächeln einen großen Schluck. Er atmete tief durch, lehnte sich zurück und genoss die innere Ruhe.


***


Kaum war sie in die privaten Räume ihrer Mutter getreten erfasste sie mit einem Blick erleichtert, dass heute wohl einer ihrer besseren Tage war. Ein Lächeln lag auf dem Gesicht der Frau, die sich soeben eine schöne Stola um ihre zarten Schultern gelegt hatte. Scheinbar war sie schon bereit die Gäste zu empfangen.

„Kind, meine Güte, was ist geschehen...?“ Leicht und kaum hörbar war sie heran gekommen, und versuchte sie fest zu drücken.

„Au...nicht, verzeiht mir, es ist schon wieder besser.“ Sie musste sich beherrschen und durfte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass die Verletzung auch nur einen Deut ihr Leben bedroht hatte.

Misstrauisch und tadelnd zugleich blickte sie ihrer Tochter geradewegs in die Augen. Leomara hielt diesem Blick jedoch mühelos stand. Wenn sie eines gelernt hatte in dieser Familie, dann war es das, keine Gefühle zu zeigen. Nicht, dass es bei ihrer Mutter ein Problem wäre, normalerweise, ihr lieber Herr Bruder und bisweilen auch ihr Vater hatten bei den geringsten Anzeichen von Schwäche oder ähnlichem gnadenlos diese emotionalen Schieflagen ausgenutzt und für ihre Zwecke und Ziele verwendet.

„Nun gut, wie du meinst, wir werden später reden können. Ich werde mich um die Gäste kümmern. Den Boten habe ich schon auf die Burg geschickt, der Medicus wird verständigt.“

Dankbar lächelte Leomara ihr zu.

„Sobald die Herrschaften gebadet und wieder hergestellt sind, werden wir gemeinsam speisen. Dein Herr Vater wird dann sicher auch zu uns stoßen.“ Sie streichelte ihr zärtlich über die Wange und verließ eilig die Räumlichkeiten.

Sofort sackte Leomara in sich zusammen und stütze sich schwer am Türrahmen ab. Sie musste dringend in ihr Zimmer, und sich einen Moment Ruhe gönnen. Sicher war ihre Mutter geistesgegenwärtig genug alles weitere zu regeln. Sie kannte sie, in Notzeiten war auf sie Verlass – immer.



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur abendlichen Boronstunde
Kaltengrundt - Die Rückkehr der Streiter
Auf Efferds Wogen gen Kaltengrundt


Kapitel 40

Versuche am lebenden Objekt
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.