Geschichten:Goldene Zeiten - Rechnungslegung

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Schloss Trenck, Mitte Rahja 1033 BF

Junker Trenck empfing seine Gäste im Garten. Die Sonne schien, und der Garten erstrahlte in seiner bunten Blütenpracht. Nicht, dass seine Gäste damit zu beeindrucken wären. Aber vielleicht stimmte es sie milder?

»Willkommen auf Trenck, Rondra zum Gruße, Herr von Rathsamshausen, Frau Schwarzenberg. Nehmt doch bitte Platz. Saft?«

»Danke, nein, Wohlgeboren. Wir sind nur auf der Durchreise, wie Euch Seine Exzellenz, der Marschall ja geschrieben hat. Wir wollen uns nur erkundigen, ob Ihr zufrieden seid.« Die beiden Hauptleute der ›Goldenen Lanze‹ nahmen Platz, doch wirkten beide nicht wie Menschen, die gewohnt sind, auf Plüschhockern zu sitzen.

»Zufrieden? Nein. Letzte Woche hat man Schloss Celtzenthing angesteckt und die Edlenfamilie Cletzau zur Hälfte hin gemetzelt. Die Galotteska geht wieder um. Der Baron lässt sie jagen. Und letztlich seid Ihr ja deshalb hier in Vierok.«

»Ganz recht, Wohlgeboren. Die ›Goldene Lanze‹ hat Ordre, die Marodeure zu finden und zu schlagen. Sie sind für vogelfrei erklärt worden. Wir haben darum vor, drei Schwadronen nach Vierok zu verlegen, Ankunft übermorgen. Ich nehme an, Gut Golcker steht uns zur Verfügung?«

»Äh … ja. Gewiss. Ich werde Euch mit allem versorgen lassen, was Ihr benötigt. Verpflegung, Wasser und so weiter.« Junker Trenck war unwohl. Die beiden Hauptleute waren weit unter seinem Stand, und dennoch konnte er es sich nicht leisten, mit ihnen zu verfahren, wie er es gern gewollt hätte. Und nun das: Golcker preisgegeben für die Kontributionen der Gardereiter!

»Das ist nicht alles, was wir benötigen. Wie Ihr wisst, Wohlgeboren, zahlt die Krone den Sold nicht mehr wie früher.«

»Ja, ich weiß. Darum erhaltet Ihr doch Gelder von den Adligen der Kaisermark. Ich selbst habe letztes Jahr 2.000 Dukaten bezahlt, um die ›Goldene Lanze‹ in ihrem guten Werk zu unterstützen.« Trenck versuchte sich an einem Lächeln, das ihm gründlich misslang.

»Das war letztes Jahr, Wohlgeboren. Das war ein sicheres Jahr, auch weil die ›Lanze‹ so gründlich für Ordnung gesorgt hat. Aber nun sind Kriegsfürsten aus der Wildermark in der Kaisermark unterwegs! Es heißt, in der Raulsmark sollen Orks gesehen worden sein.« Hauptmann Illehardt von Rathsamshausen legte eine kurze Pause ein. »Für das kommende Jahr, Wohlgeboren, werden 2.000 Dukaten nicht ausreichen.«

»Nein, gewiss nicht, Ich verstehe das.«

»Ich glaube nicht, dass Ihr das versteht, Wohlgeboren. Die ›Lanze‹ kann nicht überall sein. Wir haben noch immer nicht Sollstäke erreicht, unsere Kräfte sind zersplittert, außerdem ist unsere Ausrüstung veraltet. Wenn wir an den Marodeuren von Celtzenthing ein Exempel statuieren sollen, dann müssen wir besser gerüstet sein als diese. Schnellere Pferde haben. Auf die Unterstützung der Landbevölkerung und des Adels bauen können.«

»Natürlich. Ich war selbst im Felde. Wie viel?«

»6.000.«

»Seid Ihr von Sinnen? Das ist der Jahresertrag eines Gutshofs!«

»Aber nicht der Ertrag von Golcker, Wohlgeboren. Denkt auch daran, dass mit Eurem Beitrag auch der Beitrag der Cletzaus abgegolten ist; Ihr tut ein gutes Werk. Denkt nur an die Cletzaus.«

Trenck hasste diesen Mann. Er war schmierig und hatte böse Augen. Außerdem konnte Trenck sich des Eindrucks nicht erwehren, soeben bedroht worden zu sein.