Geschichten:Goldene Zeiten - Der Heerbann des Junkers von Untergardeln

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Schloss Trenck, Rahja 1033 BF


»Euer Wohlgeboren! Euer Wohlgeboren!« Atemlos rief der alte Kastellan des Schlosses Trenck nach seinem Herrn, während er den Kiesweg im Lustgarten hinunterrannte. Ruban Poltreng versah sein Amt schon seit vielen Jahren - er hatte schon dem Vater des Junkers gedient -, aber er konnte sich nicht an die Überbringung schlechter Nachrichten gewöhnen, die sich seit einigen Jahren gehäuft hatten. »Euer Wohlgeboren!«

»Was denn, Mann?«, begrüßte Junker Alrik von Trenck unwirsch seinen Kastellan. Er hatte es sich in seinem Pavillon bequem gemacht, malte mit langem Pinsel an einem grellen Stillleben und ließ sich dabei von einem Diener Luft zufächeln. Er war so ganz und gar nicht auf Ärger eingestellt, sondern auf Ruhe und Kunst. Was er unter Kunst verstand.

»Was denn, Poltreng?«

»Feurio!«, japste der alte Mann, der sich den Schweiß von der Stirn und aus dem grauen Backenbart wischte.

»Wo denn, im Schloss?« Trenck war aufgesprungen, um besser zum Schloss spähen zu können.

»Nein, es kam ein Bote aus Golcker, von Eurem Vetter.« Langsam kam Poltreng zu Atem.

»Brennt es in Golcker? Sind etwa die Speicher …?« Trenck war nun erst recht beunruhigt. Gut Golcker begründete schließlich den sagenhaften Reichtum der Familie, die hier grafengleich vor den Toren Gareths residierten.

»Nein, man hat in Golcker nur den Rauch gesehen. Aus Celtzenthing. Dort muss es brennen. Oder so. Euer Vetter hat den Boten gleich geschickt, noch ehe er der Sache auf den Grund gegangen ist.«

»Eher gesandt als geschickt, mein Bester«, gab Trenck schnippisch zurück. Doch der Wortwitz war an den alten Kastellan verschwendet. »Gut, offenbar ist es meinem Vetter eilig, dann wollen wir uns zur Eile antreiben. Auf, auf!« Er schritt zackig zurück zum Schloss, und sein weiter Sommermantel bauschte sich hinter ihm, während das Seidentuch um seinen Hals flatterte. Im Schloss gab er herrisch Anordnungen, und weniger als ein halbes Stundenglas später verließ er mit vier Bewaffneten und selbst leicht gerüstet Schloss Trenck in Richtung Golcker.

Dort angekommen, wurde der Junker von seinem Vetter Abelmir in Empfang genommen: »Alrik, kommst grade recht. Ich habe die Bewaffneten zusammengetrommelt, Ritter Barnbold ist auch gerade eingetroffen. Schloss Celtzenthing scheint zu brennen. Da – die Rauchsäule sieht man von hier.«

»Warum brichst du jetzt erst auf, Abelmir«, tadelte Junker Trenck scharf

»Mit zwei Bewaffneten? Ich bin doch nicht bescheuert. Ich habe Boten nach Schloss Trenck und nach Willenburg geschickt, habe hier in Golcker allen eine Waffe in die Hand gegeben, die sich nicht gleich selbst verletzen, und erst mal abgewartet. Drei Kundschafter habe ich noch am frühen Morgen auf die Pirsch geschickt, sie berichteten, dass sie eine üble Rotte Reiter gesehen hätten; außerdem brenne das Schloss der Cletzaus. Und alles in allem ist es gerade mal Mittag - ich finde also, ich habe alles ziemlich fix auf die Reihe gekriegt.« Abelmir von Trenck war dunkelrot angelaufen. Bei einem Mann seiner Statur und Größe ein beängstigendes Schauspiel.

Ritter Barnhold grüßte seinen Junker mit kameradschaftlichem Handschlag - man war gleichalt und kannte sich aus Knappentagen. Das verbindet - auch über Vasallengrenzen hinaus. Er hatte auch noch drei Bewaffnete dabei, und mit Abelmirs Leuten brachte es der eilige Heerbann des Junkers von Untergardeln immerhin auf zwei Dutzend, davon die meisten ausgebildete Kämpfer. Von den Kundschaftern geführt, brachen sie zum Schloss der Cletzaus auf.