Geschichten:Glücksgefühle - Sternenhimmel

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1033 BF, Kaiserlich Alriksmark

Dramatis Personae

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Entgegen seiner eigentlichen Reiseroute entschied sich Wolfaran von Mardrabrück einen Umweg zu reiten. Dieser alt-novadische Jagdspeer, den er für den Grafen vom Schlund in Fasar besorgen sollte, würde auch noch einige Wochen später zu erwerben sein, so hoffte er zumindest.

Der Familienzwist zwischen seinem Vater und seiner Tante betrübte ihn so sehr, dass er sich nichts mehr als Eintracht und Harmonie wünschte. Wenn auch dieses nicht an diesem Ort zu finden war, würde ihn dennoch der Anblick seiner Verehrten erquicken.

Sein letzter Besuch lag schon fast ein Jahr zurück. Gewiss hatte er ihr Briefe geschrieben, doch war er kein großer Dichter und Schriftsteller. Wolfaran wusste nicht einmal, ob ihr seine Zeilen zusagten. Denn Antwort bekam er keine.

Mit einem mulmigen Gefühl betrat er den Borontempel, doch als er in die Schreibstube eintrat war diese Empfindung wie weggeweht. Sein Herz erwärmte sich, als er das Antlitz der bildschönen, jungen Frau sah. Sie stellte Abschriften von borongefälligen Manuskripten her und ließ Wolfaran mit Gesten verstehen, dass sie noch längst nicht fertig war. So setzte sich der junge Schlunder Ritter neben sie, nahm Feder und Tinte zur Hand und half ihr dabei.

Scheu wie junge Rehkitze schaute ein jeder der Beiden zu dem Anderen herüber, immer wenn sie dachten, der Andere würde es nicht bemerkten. Dieses führte dazu, dass sicher einige Fehler in den Duplikaten seien würden. Auf jeden Fall zauberte es ein Schmunzeln in beide Gesichter.

Es war schon spät am Tagesende, als die Abendandacht ihre Arbeit beendete. Nach dem Schlussgebet bat Wolfaran seine Angebetete um einen Spaziergang, zu wundervoll und zu glänzend war der Sternenhimmel.

Wolfaran deutete auf das Firmament und versuchte ihr laienhaft etwas Romantisches und Phantasiereiches darüber zu erzählen. Die junge Frau konnte sich ein Kichern nicht unterdrücken und schaute den Jüngling freundlich an. „Den Stern den ihr mir zeigt ist das Sternenbild des Helden. In der Astrologie wird es mit Opfermut und Heldenmut assoziiert."

Die Situation war Wolfaran sehr peinlich und Röte stieg in sein Gesicht. „Entschuldigt, ich wollte nur etwas Nettes sagen. Von Sternenbildern verstehe ich leider nichts und es war nicht meine Absicht Euch zu nerven oder Euch anzulügen. Ich denke es ist dann besser, wenn ich gehe. Entschuldigt.“

Sie lächelte und nahm währenddessen seine Hand in ihre. „Bitte nehmt meine Entschuldigung an, es war nicht meine Absicht Euch zu kränken. Und ja, ich rede, ich konnte schon immer sprechen. Doch war ist es heute das erste Mal seit dem ich den Weg hierhin gefunden habe, dass es mir keine Qualen mehr bereitet und ich Herr meiner Sinne bin und nicht mehr fantasiere. Das habe ich den anwesenden Geweihten, Eurer Schwester und vor allem Euch zu verdanken. Eure Briefe gaben mir Kraft und Eure Besuche waren der Glanzpunkt des Jahres für mich.“

Wolfaran streichelte über ihre Hand und durchfuhr mit der anderen Hand ihr gewelltes Haar. „Es erfreut mich sehr, dass ihr Euch über meine Briefe gefreut habt. Und auch ich habe mich stets nach den Besuchen bei Euch gesehnt, selbst wenn ihr nur dasaßt und meinen Vorlesungen gelauscht habt. Allein Eure Nähe zu spüren bedeutete das pure Glück für mich.“

„Iralda, Iralda von Bärenau ist mein Name.“ Sprach die junge Frau als ihre Finger liebevoll über seinen noch recht kurzen Bart streichelten. Er neigte seinen Kopf und seine Lippen berührten zärtlich die ihren. Iralda erwiderte seinen Kuss innig.

Durch ein Räuspern im Hintergrund wurde die Liebesszene jäh unterbrochen. Eine Borongeweihte deutete der Frau an, dass die Nachtruhe beginnen würde und sie in den Tempel zurückkehren müsste. Betrübt löste sich Iralda von ihrem Angebeteten und hauchte ihm noch ein bis bald entgegen.

Die Türen schlossen sich und Wolfaran ließ einen Freudenschrei erklingen, es war ihm egal was die Anwohner dachten. Während er noch freudentaumelnd auf dem Vorplatz stand, hörte er einen leisen Pfiff aus dem Gemäuer. Er entdeckte Iralda, die sich aus einem Fenster lehnte. „Psst… ich möchte Dich noch nicht gehen lassen. Bitte bleib. Schaffst Du es zu mir zu kommen?“

Wolfaran schaute an die Wand des Tempels und kletterte mühselig an ihr hoch. Im Gemach der Edlen angekommen, übermannten beide ihre Gefühle und sie ließen sich zu einer rahjagefälligen Nacht nieder.

Gegen morgen klopfte jemand mehrfach an die Zimmertür und versuchte diese zu öffnen. „Meine Liebste, ihr seid spät, das Morgengebet beginnt in einigen Augenblicken.“

Erschrocken fuhr Iralda hoch. „Ihr müsst gehen, bevor sie euch hier sehen. Ich liebe Euch Wolfaran und sehne mich schon jetzt danach Euch wieder zu sehen.“ Phexgeschwind nahm Wolfaran seine Sachen unter den Arm, gab Iralda noch einen Kuss und sprang wie Tsa ihn schuf aus dem Fenster in die anliegende Gasse. „Nach meiner Rückkehr aus Fasar wird mein Weg zu Euch führen. Ich liebe Dich Iralda von Bärenau, ich liebe Dich.“ schrie er zu ihr hoch.

Die umher stehenden Garether, die sich in der Gasse aufhielten, konnten ein lautes Lachen, ein Tuscheln und Schmunzeln nicht unterdrücken. Zu skurril war der Anblick des nackten Jünglings der just vor ihnen aus einem der Gemächer des Borontempels sprang und direkt vor ihnen auf der Straße landete.

Wolfaran verneigte sich, als wäre er der Darsteller eines Theaterstücks, zog sich an und verließ Gareth in Richtung der Tulamidenlande.



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15. Eff 1033 BF
Sternenhimmel
Geschichtenerzähler


Kapitel 5

Autor: Treumunde