Geschichten:Gefährliche Wahrheiten - Teil 7

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Hastig bahnten Arve Steinbrecher und der Schreiber des Herolds, Helidon Farnhem, sich ihren Weg durch den dichten Forst.

„Kommt Herr Farnhem!“

Der einfache Mann trampelte wie ein ganzes Reiterheer durchs Unterholz. Helidon keuchte schwer, denn er war etwas aus der Übung und ein Eilmarsch querfeldein gehörte nicht zu den üblichen Ausflügen, die er im Rahmen seiner Schreibertätigkeit unternahm. Aber was tat man nicht alles, um vielleicht den Posten des Chefscriptors zu erlangen...

Beide Männer erreichten schließlich die Ruinen, an denen man sich zuvor bereits mit dem Schuster Wulfen getroffen hatte. Er hatte versprochen nun den endgültigen Hinweis vorzulegen, wer hinter dem Attentat auf die Jagdgesellschaft von Breitenhof in die Wege geleitet hatte.

Weit und breit war niemand zu sehen, einige Büsche waren umgeknickt und einige ehemals tief hängenden Äste der an den Ruinen stehenden Bäume lagen abgerissen auf dem Boden.

„Wo steckt dieser Kerl nur?“ Arve sah sich um und drehte eine Runde um die mit Moos bewachsenen Steinmauern des verfallenen Gutshofes.

Der Schreiber untersuchte den Boden und spähte aufmerksam nach Hinweisen. Sein Blick blieb schließlich an einem braunen Stück Leder hängen, welches sich in einem niedrigen Gebüsch verheddert hatte.

„Arve! Kommt her! Schnell! Ich habe etwas gefunden!“

Vorsichtig löste Helidon den Lederfeten und hielt ihn hoch. Er war feucht und klamm. Helidon begutachtete ihn von allen Seiten und bemerkte, wie seine Handfläche sich leicht rot färbte.

Arve, der mittlerweile herbei geeilt war, sog die Luft scharf ein. „Bei allen Göttern! Was ist das?“

Der Schreiber sah seinen Begleiter ernst an. „Jetzt denk doch mal nach, Arve. Gebrauche deinen Verstand. Das sieht aus wie ein Stück von Wulfens Schürze. Und weiterhin haben wir hier Blutspuren.“ Er bückte sich, um den Boden weiter zu inspizieren. „Sieh her, hier sind noch mehr Blutstropfen.“

Beharrlich folgten beide Männer den Tropfen, bis hin zu einem nicht so stark mit Moos bewucherten Stein, der ebenfalls mit Blut besudelt war.

„Was hat das zu bedeuten, Herr Farnhelm? Sind wir zu spät?“

Frustriert stampfte der Schreiber mit dem Fuß auf. „Verdammt, ja! Ich hätte nicht so skeptisch sein dürfen. Jetzt ist der einzige Zeuge auch fort. Erinnerst du dich an die Worte der hübschen Dame aus dem Gasthaus? Sie sagte doch, dass Bewaffnete auf der Suche nach jemandem waren.“

Arve wurde blass und trat verängstigt einen Schritt zurück. „Meint Ihr, man hat den armen Wulfen umgebracht, um somit die Spuren zu verwischen?“

Helidon seufzte. Die einfachen Leute waren manchmal sehr begriffsstutzig. „Ja, Arve. Danach sieht es zumindest aus.“

„Heißt das, dass wir nun auch in Gefahr schweben?“ Arve schluckte schwer und blickte sich gehetzt um. „Kommt, wir verschwinden schnell von hier.“

Beide machten auf dem Absatz kehrt und liefen so schnell sie konnten zurück. Schon nach wenigen Augenblicken stolperte Arve und stürzte.

Die Augen verdrehend hielt der Schreiber an und half seinem Begleiter auf. Arve klopfte sich die Erde vom Gewand und erstarrte auf einmal in seiner Bewegung, den Blick fest auf etwas seitlich hinter dem Schreiber geheftet. Auch Helidon wurde nun abwechselnd heiß und kalt, als er sich langsam umdrehte. Arve hatte offenbar die verkohlten Überreste eines verkrüppelten Baums im Blick.

„Was ist damit?“ Helidon wollte schnellstmöglich aus dem Wald heraus. Schließlich war es nicht unmöglich, dass die Mörder Wulfens noch in der Nähe waren.

„Erinnert Ihr Euch an Wulfens Worte mit der verbrannten Eiche? Kommt, wir sehen mal nach!“

Zunächst wollte Helidon ablehnen, aber dann packte ihn die Neugier. Der Baum war in der Nähe des Treffpunkts, es war nicht auszuschließen, dass der ängstliche Schuster seine Beweise in der Nähe verborgen hatte.

Wild gruben sie mit ihren bloßen Händen, bis Helidon auf einmal auf eine kleine schlichtes Holzkästchen stieß.

„Praios sei gepriesen, nun kommt die Wahrheit doch ans Licht.“ Feierlich hob der Schreiber das schmutzige Kästchen in die Höhe und öffnete es vorsichtig. Darin fand sich ein Pergamentfetzen, auf dem jemand eine sehr detailgetreue Zeichnung hinterlassen hatte. Sie zeigte ein Symbol, dass der groben Zeichnung Wulfens, die ermit einem Stock auf dem Waldboden angefertigt hatte, sehr ähnelte.

Arve staunte mit offenem Mund. „Das muss die Zeichnung von diesem Dernbert sein; Ihr wisst schon: Wulfens Freund, der bei dem Überfall getötet wurde!“

Helidon nickte grinsend. „So ist es. Ich werde das gute Stück untersuchen lassen und dann sehen wir, wer hinter alledem steckt. Wir hatten Glück, dass die Mörder den armen Wulfen wahrscheinlich einfach nur erschlagen haben. Sie konnten ja zu unserem Glück nicht damit rechnen, dass er solche Beweise versteckt hat.“

Arve sprang auf. „Eilt Euch Herr Farnhelm. Ich will fort von hier! Wer weiß, ob die Schurken nicht doch noch in der Umgebung weilen!“

Beide Männer rannten los, als wäre der Namenlose selbst hinter ihnen her. In der Stadt angekommen drängte Arve darauf seine Taler zu erhalten.

„Versteht mich nicht falsch, Herr Farnhelm. Mir ist diese Sache gar nicht mehr geheuer! Ich werde verschwinden!“

„Das kann ich verstehen. Noch einmal danke für deine Dienste.“

Helidon beschloss, noch eine kleine Mahlzeit einzunehmen und dann sogleich in die Heimat aufzubrechen. Es gab viel zu tun.

Er schaute sich um, doch die bezaubernde Dame aus dem Süden schien leider bereits abgereist zu sein...