Geschichten:Garetia Superior – Königsturnier von Puleth

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Turnierfeld unterhalb der Pfalz Puleth, Anfang Rahja 1040 BF:

Siegestrunken schwankten Bartel Helmdahl von Stolzenfurt und Glaubert von Eschenrod aus dem großfürstlichen Zelt. Was war das für ein triumphales Finale gewesen. Der Hartsteener Stolzenfurt, einer der besten Tjoster Garetiens und Liebling der Zuschauer, gegen den Garether Stadtritter Eschenrod, der einfach nur der 'reitende Berg' genannt wurde. Er war ein Hüne, ein Koloss. Die beiden Ritter, die beide das Wimpel Korgonds an ihren Lanzen trugen, boten den Zuschauern ein großes Spektakel. Der Lanzengang sollte keine Endscheidung bringen, so musste das Schwert den Sieger küren. In einem fairen und ehrenhaften Kampf besiegte schließlich Bartel Helmdahl von Stolzenfurt den reitenden Berg und die Anwesenden waren kaum zu halten vor Jubel. Voller Anerkennung und Respekt gaben sie die beiden Kontrahenten den Handschlag und traten vor den Prinzen Sigman Therengar von Gareth, der den Stolzenfurt zum Sieger kürte. Was für ein Turnier - wahrlich ein Großfürstenturnier. Das Fuchsrudel um den jungen Prinzen wuchs stetig an. Viele, gerade junge Ritter ließen sich von dem Prinzen und seinem Ideal der großgaretischen Rittertugenden begeistern und auch in der einfachen Bevölkerung kam der Junge an. Wo war denn die Königin? Nicht hier, aber Sigman zeigte sich.

Marnion von Sturmfels hatte ebenfalls mit den beiden Paraderittern das großfürstliche Zelt verlassen, aber im Gegensatz zu den beiden war er noch stocknüchtern. Er zog es vor sich unter Kontrolle zu haben. Insgeheim bewunderte er Bartel und Glaubert für ihr ritterliches Können, er selber war eher nur ein durchschnittlicher Tjoster und Schwertkämpfer, seine Fähigkeiten lagen auf einem anderen Gebiet.

Der Seneschall der Sighelmsmark schritt auf ein bestimmtes Zelt zu. Außen wehte das Banner der Familie Zweifelfels. Drinnen ließ sich Leomar von Zweifelfels gerade von seinen Knappen Thallion und Morgana entkleiden.

„Marnion, alter Freund“, schallte es aus dem Zelt heraus, „Du auf einem Turnierfeld? Sind dir die jungen Burschen in der Au ausgegangen?“

„Leomar, alter Schwerenöter, junge Burschen gibt es bei uns genug, nur habe ich eine Burggrafschaft zu verwalten, daher habe ich nicht die Muße mich auf den Turnieren Großgaretiens herumzutreiben.“ Marnion schmunzelte. „Aber dir sei dies natürlich vergönnt, in Neerbusch gibt es ja nicht viel, was es zu verwalten gäbe, außer Bäume und Sträucher.“

Leomar lachte laut auf. „Komm herein und setz dich!“ Mit Blick auf seinen Knappen fügte er mit strengem Unterton hinzu: „Ihr könnt jetzt gehen! Seht zu, dass ihr genügend Schlaf bekommt, wir brechen morgen in der Frühe auf!“ Die beiden Knappen taten wie ihnen geheißen.

„Du reitest also mit dem Fuchsrudel von Turnier von Turnier“, stellte Marnion fest.

Korgond war eine Zäsur, für uns alle.“ Der Kronvogt von Neerbusch goss sich einen Becher Wein ein. Er sparte sich die Mühe seinen Gast einen Becher anzubieten, wusste er doch, dass dieser nicht trank. „Das Land braucht einen Herrscher, der dem Land dient. Das Reich kann nur stark sein, wenn das Herz stark ist!“

„Das Herz des Reiches ist zerfasert ...“, warf Marnion nachdenklich ein. „Garetien ist umringt von kleinen Marken, die schwach sind und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.“

„Seit den Eslamiden hat Garetien immer nur an Territorium verloren … Darpatien, Greifenfurt, Perricum … das Herz des Reiches ist immer kleiner und schwächer geworden. Wie soll es so das Reich führen?“ Aus dem bleichen Gesicht des Kronvogtes traten nun wieder deutlich feine, bläuliche Äderchen hervor, wie immer wenn er erregt war – oder er die Stimmen in seinem Kopf vernahm.

„Je mehr Garetien an Macht eingebüßt hatte, umso gewaltiger fielen die Katastrophen über das Reich ein.“ Marnion musste Leomar recht geben. „Ich sage nur Aranien, Maraskan, Schwarz-Tobrien, die Seesession Almadas. Das Reich braucht ein starkes Garetien.“

„Versehe mich nicht falsch, der Führungsanspruch des Hauses Gareth ist unumstritten, nur muss unsere Königin ihr Haus in Ordnung bringen… .“

„Die Königin ist noch ohne Erben, ein vorzeitiges Ableben ihrerseits – mögen es die Götter verhindern – würde das Reich ins Chaos stürzen.“ In Marnions Stimme klang echte Besorgnis.

„Nicht nur das Reich … daher schlagen wir der Königin vor, für ihre Erblande Vorkehrungen zu treffen und nichts anderes ist es, was das Fuchsrudel des Prinzen tut, es will zeigen, das der kleine Fuchs würdig ist, unserer Königin und dem Land im Herzen des Reiches als Großfürst zu dienen.“

„Aber der Prinz ist noch jung und eine Vielzahl alter, ach so weiser Männer und Frauen schickt sich nun an, den Jungen an ihrer Weisheit teilhaben zu lassen.“

„Wohl gesprochen, doch meintest du sicherlich 'beeinflussen'.“ Leomar grinste seinen Gegenüber an. „Aber ja, die Jugend ist noch unvollkommen, es kommt daher darauf an WER sich im Umfeld des Prinzen aufhält. Ein jeder, dem die großgaretischen Rittertugenden etwas bedeuten und dem Land dienen will, sei aufgerufen dem jungen Fuchs auf seinem Weg zu begleiten.“

„Im Geiste könnt ihr auf mich zählen, das weißt du, meine Treue dem Hause Gareth ist unumstößlich, doch werde ich Land, Großfürst, Königin und Kaiserin von meinem Schreibtisch aus dienen müssen.“ Ein wenig Wehmut lag in der Stimme des Seneschalls. Nur zu gerne wäre er dem Fuchsrudel von Turnier zu Turnier gefolgt.

„Jeder hat sein Platz von dem aus er für die gerechte Sache streiten kann!“ Leomar erhob seinen Becher bei den Worten.

Ein Hüsteln am Zelteingang riss die beiden Herren aus ihrem Gespräch. Es war der junge Ritter Barduron Wenzel von Stolzenfurt.

„Ihr habt nach mir geschickt, Wohlgeboren! Komme ich ungelegen?“

„Der junge Stolzenfurt, großartig.“ Leomar war sichtlich erfreut. „Eine wahre Augenweide und fleischgewordene Verkörperungen der großgaretischen Rittertugenden.“

Marnion von Sturmfels lächelte amüsiert.

„Ihr kommt genau zur rechten Zeit, der Seneschall wollte gerade gehen.“ Leomar gab dem jungen Ritter seinen Becher Wein und fing an sich das Hemd aufzuknöpfen, während er sich wieder zu Marnion drehte. „Verzeiht guter Freund, ich muss nun die großgaretischen Rittertugenden weiter verinnerlichen … wie jede Nacht … ein Tjostengang zu Ehren der Schönen Göttin.“