Geschichten:Gähnende Leere - Nachbarschaftliche Hilfe

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10. Rondra 1043, Eychfeld

Anshold von Salzmarken genoss die Aufregung und Geschäftigkeit die seine Befehle ausgelöst hatten. Unruhig rieb er sich über den Stumpf, der einst sein Schwertarm gewesen war. Vor Wehrheim hatte er ihn damals eingebüßt, auch wenn er, wie sonst nur wenige andere überlebt hatte, vermisste er die alten Tage doch. Damals war er unter dem Banner des Fürstemtums umher geritten und wenn der Fürst seine Schlachtreiter geschickt hatte, dann war er stets mit dabei gewesen, bis zu jenem Tag vor Wehrheim. Sechzehn Jahre war das nun her und doch vermisste er die Einfachheit dieser Tage noch immer. Statt Orks, oder finstere Schergen niederzureiten musste er sich heuer um die Verwaltung eines Dorfes kümmern. Es war ein, für die Augen eines Koschers, großes Dorf und wohlhabend noch dazu und doch gab es eine schier endlos lange Liste an mondänen Aufgaben zu erledigen. Freude bereitet ihm davon die wenigsten. Selbst seine Gattin und seine Kinder hatten den Glanz größerer Höfe gesucht und gefunden, aber wenn Anshold etwas noch mehr schaudern ließ als endlosere Verwaltungsaufgaben, dann war es die Feinheiten der Politik.
Hier blieb ihm wenigstens noch eine Freude. Bei der Jagd auf Rot- und Schwarzwild lebte er regelrecht auf, aber selbst dabei mussten ihm andere zur Hand gehen. Wenn er mit seinen Leuten über die Felder preschte stand der Glanz vergangener Tage wieder vor seinen Augen.
Vorgestern aber war etwas passiert, dass die Eintönigkeit durchbrach. Ein Flüchtling aus Höllenwall war in Eychfeld angekommen und verbreitete mit seinen wüsten Geschichten Angst und Schrecken. Der Namenlose selbst hätte Stadt und Burg Höllenwall vernichtet und auch die Helburg war nun Geschichte. Das ganze Geschlecht derer von Helburg war vom Antlitz Deres hinweggefegt worden. Hunderte waren zu Tode gekommen und Hunderte weitere standen vor den Scherben ihrer Existenz. Anshold glaubte dem Mann nicht so recht. Etwas Schlimmes musste vorgefallen sein, so viel war klar, denn der Mann war halb wahnsinnig vor Angst. An das Tun des Namenlosen aber glaubte er nicht, woher sollte er auf einmal so viel Macht haben, dass er ganze Städte von der Landkarte wischen konnte? Nein, ein Erdbeben war viel wahrscheinlicher, oder vielleicht sogar ein Sterneneinschlag, selbst das mächtige Arivor war einem solchen zum Opfer gefallen. Die Geschichten von Chaos und Not aber hatten in Anshold den Wunsch geweckt vor Ort selbst nach dem Rechten zu sehen und den Überlebenden zu helfen, immerhin waren sie Nachbarn und unter Nachbarn half man sich schließlich, zumindest war das daheim im Kosch so üblich, drum hatte Anshold drei Wagen mit allerlei Vorräten und Werkzeugen beladen lassen, hatte seine Handvoll Waffenknechte zusammengerufen und auch ein paar kräftige Burschen bewaffnen lassen. Wer wusste schon wie die Lage in Höllenwall war, weder der Niederadel, noch die Söldner hatten dort einen guten Ruf und beide würden nun Führerlos dastehen.