Geschichten:Freudentag zu Pechackern

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15. Praios 1031 BF

In der Baronie Hundsgrab, im Lichthag der Markgrafschaft Greifenfurt liegt der markgräfliche Flecken Pechackern. Den Märkern ist dieser Ort bekannt als der einzige Umschlagplatz für die kostbaren Peche, die aus den Harzen der Tannichte des Lichthags gewonnen werden. Schon seit geraumer Zeit hütet der Junker Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl, Junker zu Pechackern dieses markgräflich verbriefte Privileg.

In der dritten Woche des Praiosmondes des Jahres 1031 BF, am Praiostag, sollte nun eine neue Epoche eingeleitet werden, vernahm man es doch von nah und fern, dass der Junker den Traviabund eingehen wolle. Die Edle Khorena von Ahrenstedt, die Schwester von Rondrigo von Ahrenstedt und Junker von Breitenhof wollte mit dem Junker die Ehe eingehen.

Schon in der gesamten Woche davor reisten die geladenen Gäste zur Feierlichkeit des Traviabundes an und nahmen ihre Plätze in der entstehenden Zeltstadt auf dem großen Marktplatz des Fleckens ein. Den Familien des Brautpaares sowie weiteren ausgesuchten Gästen wurde ein Quartier auf der beengten Burg Pechackern gewiesen, soweit dies möglich war.

Anselm Hilberan hatte es sich nicht nehmen lassen und richtete ein Fest für die einfache Bevölkerung aus. Es galt ein Turnier zu bestreiten an dem einmal nicht die Ritter und Adligen die Hauptrolle spielten, sondern sich die Bürger Pechackerns und Hundsgrabs und aller anderen angrenzenden Baronien im Umgang mit dem Langbogen messen durften. Mehr als 50 Teilnehmer meldeten sich für diesen Wettstreit für den der Junker als ersten Preis einen formidablen Bogen aus der Fertigung der Puniner Bognerin Noiona Abendwind auslobte. Aber auch die Plätze zwei bis drei durften sich über einen exzellenten Langbogen aus märkischer Fertigung erfreuen. Allen anderen Teilnehmern blieb die Ehre der Teilnahme, welche einem jedem mit einem besonderen Pfeil belegt wurde. Dieser „Hundsgraber Pfeil“ war mit einer gelben und zwei grünen Federn versehen – die Farben von markgräflich Pechackern.

Aber auch die edlen Damen und Herren sollten nicht ohne eine Wettkampferfahrung den teilweise weiten Weg zur Vermählung gemacht haben: Ein Hunderennen wurde veranstaltet! Als Preis wurde eine, einen Spann lange und etwas einen halben Spann hohe silberne Figur eines laufenden Hundes ausgelobt.

Die meisten der angereisten Gäste hatten ihre Rennhunde für dieses Ereignis mitgebracht und so wurde es ein Rennen mit mehreren Vorläufen und einem Finale in dem die 10 besten Hunde der Mark gegeneinander antraten unter anderem der bekannte „Wildfang“ aus Hesindelburg und der Sieger von dem letztjährigen Lauf in Greifenfurt „Orkenhetzter“ des Barons von Schayttach. Der als Favorit gehandelte „Orkenhetzer“ schien bereits in den Vorläufen unschlagbar. Er scheiterte dann jedoch unglücklich an dem Hund des Answin von Boronshof – dem Bruder des Junkers Helmbrecht von Boronshof, welcher plötzlich, von Firun verlassen, nicht mehr dem Hasen nachjagte, sondern dem „Orkenhetzer“ an die Fersen ging. Der darauf folgende Sturz der beiden Hunde resultierte in einem undurchsichtigem „Knäul“ von Vierbeinern, welche sich ersteinmal wieder sortieren mussten. Der Haase indes schien dies auch sehr amüsant zu finden, hielt er doch an und blickte zu den heulenden und kläffenden Verfolgern, bevor er sich dann wieder davon machte, gefolgt von denjenigen, die am schnellsten wieder auf den Beinen waren. Der Hund des Junkers von Pechackern, ein nivesischer Steppenhund mit märkischem Einschlag namens „Sami“ belegte den respektablen dritten Platz in diesem, nicht alltäglichen, finalen Rennen. Den Sieg schließlich trug völlig überraschend, der große, schwarze Olporter Mischling, namens „Wolfen“ des Barons von Greifenhorst, Ottwin v. Greifenhorst-Schwarzberg, davon. Seine Hochgeboren waren sehr überrscht von der Tatsache, während von Answin von Boronshof keine Auskunft zu den Ereignissen zu bekommen war.

Der Praiostag schließlich war der Vermählung des hohen Paares vorbehalten.

Zur Mittagsstund betrat das Brautpaar den Burghof der Burg Pechackern, welche der gar treffliche Ort für das Gelübde werden sollte. Alle, die von Stand und geladen waren fanden Platz auf dem doch recht engen Burghof und ließen eine Gasse, welche die Brautleute durchschritten. Während Anselm Hilberan von seiner Mutter, Eilya geführt wurde übernahm für Khorena dies ihr Bruder, Rondrigo, welcher die Braut zu Anselm führte. Gemeinsam standen Khorena und Anselm vor den beiden Geweihten, welche die Zeremonie durchführen sollten.

Durch die, in das Festtagsgewand der Bannstrahler gewandte Geweihte des Praios Luminifera Leuendare von Hundsgrab-Krähenklamm und die Geweihte der Peraine aus dem Kloster der vier barmherzigen Schwestern zu Orkenwall gesegnet werden, sodass dieser Bund im besonderen unter dem Einfluss der zwei wichtigsten alveranischen Götter Greifenfurts geschlossen ward. In der Zeremonie betonte die Geweihtenschaft die Größe der Bürde und die Verantwortung, welcher die Eheleute bewusst sein mögen und welcher sie in Zukunft gerecht werden würden. Die Wichtigkeit gerade in diesen Zeiten Bündnisse einzugehen und in diesen füreinander einzustehen, sei gerade in der jüngeren Zeit wieder schmerzlich ins Bewusstsein der Menschen gerückt.

So legten in der feierlichen Zeremonie beide Geweihte gemeinsam das Band des Ehebundes um die Hände von Khorena und Anselm und segneten diese im Namen des Herren Praios und der Frau Peraine sowie der zehn weiteren alveranischen Geschwister. Auf dem Podest stehenden, drehten sich die frisch Vermählten um und winkten den anwesenden Adligen. Der herzliche Kuss, den die beiden sich vor dieser versammelten Masse gaben, zeugte davon, dass die Hochzeit nicht nur aus politischen Erwägungen geschlossen wurde – auch wenn bekannt ist, dass sich die Familien gut ergänzen und ähnliche Ziele verfolgen – und wurde mit tosendem Handgeklapper begleitet.

Damit leitete mit wohlgesetzten Worten die Mutter des Junkers, Eilya von Bugenbühl-Krähenklamm die weitere Feier zu Ehren des frisch vermählten Paares ein. Die nun folgenden Feierlichkeiten waren fröhlich und unbesorgt. Für einige Stunden gelang es den meisten frei und ohne Sorgen des Kriegs zu sein und beschwingt mit den Nachbarn und anderen weit gereisten Personen zu sprechen. Musikanten spielten zum märkischem Tanze auf und Minnesänger boten Geschichten von nah und fern feil. Zweimal wurden die Feierlichkeiten für die Siegerehrungen unterbrochen. Zuerst erhielt derjenige seinen Preis, welcher beim Hunderennen gewonnen hatte und damit Anspruch auf die silberne Trophäe hatte. Ein zweites Mal wurde unterbrochen, um den Gewinner des Bogenturnieres zu ehren und den edeln Bogen als Preis zu überreichen.

Doch auch die Politik kam derweil nicht zu kurz. Viele der Anwesenden Besucher stellten Überlegungen an, ob denn nun die zwei Greifenfurter Bünde, die so genannten „Korbronner“ und die „Garafanisten“ ihre bereits lose Verknüpfungen mit diesem traviagefälligen Band intensivieren würden. Der geneigte Leser mag bedenken, dass mit den Baronen Genzmer von Radulfshausen zu Finsterrode-Orkenwall, Otwin von Greifenhorst-Schwarzberg, dem verschollenen Phexian vom silbernen Tann zu Hesindelburg, sowie den Vogt zu Schmalfurt Rosco Falkenblick, welche den Bund des Garafans bilden und auf der anderen Seite die Eidgenossen der Korbronner, namentlich Rondrigo von Ahrenstedt [Junker von Breitenhof] nebst seiner Schwester Khorena, Cordovan vom Greifener Land [Edler zu Feldharsch], Gar’wain a Mendli’a Cum [Nebachotenedelmann], Wolfward Astara von Schroffenstein [märkischer Ritter], Eldwin von Korbronn [märkischer Ritter], Alaria Ährenstein [Perainegeweihte & Gemahlin Cordovans] eine beachtliche Allianz innerhalb der Markgrafschaft begründet würde. Zu dem jetzigen Zeitpunkt handelt es sich bei den Überlegungen aber nur um Spekulationen und der Lauf der Zeit wird zeigen, ob die beiden Bünde sich weiterhin annähern.

Frei von solchen schwierigen Themen spielten sich die Feierlichkeiten auf dem Pechackerner Markt ab. Anselm Hilberan hatte mit einer großzügigen Geste ein Mahl für die Bürger bereitet, auf das auch diese den Tag der Vermählung „ihres“ Junkers nicht so schnell vergessen mögen.