Geschichten:Fremdes Erbe - Letzte Chance

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dramatis personae:


Gut Bieninger (Junkertum Altenbeek), 6. Efferd 1036 BF

„Er verweigert mir die Treue?!“, donnerte Darian, als er die Eingangstür seines Hauses durchschritten hatte. Fredegar hatte ihn nach Hause begleitet und gemeinsam hatten sich die Männer in Rage gebracht. Irian war ihnen stillschweigend gefolgt.

„Das muss nun Konsequenzen nach sich ziehen.“, forderte Fredegar, „Nicht aufzutauchen, um den neuen Herrn willkommen zu heißen ist eine Sache, aber ihm bewusst die Treue zu verweigern ist zu viel!“

Vom Lärm der beiden geweckt kam nun Jette die Treppe hinunter, schon im Nachthemd und leicht verschlafen. „Was hat das alles hier zu bedeuten?“, fragte sie unsicher, obwohl sie sich die Antwort schon denken konnte.

„Der Alte hat Irian wieder nach Hause geschickt mit der Nachricht, dass er niemandem die Treue schwören würde.“, gab Fredegar direkt zurück.

„War es so Irian?“, fragte Jette den stillen Jungen. Er nickte.

„Da siehst du es!“, rief Darian. „Und die anderen Dörfler wissen auch Bescheid. Jetzt dürfen wir keine Schwäche zeigen. Solches Verhalten darf nicht unkommentiert bleiben. Aber was wird der Baron sagen, wenn meine erste Amtshandlung eine Fehde mit „dem Waldschrat“ ist?“ Er raufte sich die Haare und ging aufgeregt auf und ab.

„Deine Familie gilt als friedlich, nicht als dumm, schwach oder unterwürfig. Jeder würde so handeln.“, antwortete Fredegar. „Wir ziehen zu ihm mit deinen Männern im Rücken und stellen ihn ein letztes Mal zur Rede. Diese eine letzte Chance soll er erhalten.“

Nachdenklich nickte Darian. „Ja. Ja, das ist gut. Morgen früh bist du bereit und rufst die Männer zusammen.“

„Darian, warte doch.“,entgegnete Jette.

„Was?“

„Du hast recht mit dem was du über den Baron gesagt hast. Er wird es mit Sicherheit nicht gut heißen. Lass mich gehen. Ich rede mit ihm.“

„Und wieso solltest du etwas anderes erreichen als Irian oder wir?“

„Ich lebe seit bald dreißig Jahren mit dir zusammen und habe vier Söhne von deinem Blute aufgezogen. Ich weiß wie man mit störrischen Männern spricht.“ Sie schmunzelte frech.

„Kommt nicht in Frage, der Weg ist zu gefährlich.“

„So gib mir Eberhelm mit. Er wird auf mich aufpassen.“

Nachdenklich legte Darian seine Stirn in Falten. „Nun gut. Du wirst gleich morgen früh losreiten mit Eberhelm. Fredegar du wirst die Männer dennoch zusammenrufen. Die Dörfler sollen nicht denken wir lassen uns das gefallen.“ Fredegar nickte und verließ den Raum. Darian ging völlig in Gedanken verloren aus dem Raum. Als Irian ebenfalls gehen wollte, um die Pferde abzusatteln, hielt Jette ihn zurück. „Warte kurz Irian. Wenn ich morgen dahin reite muss ich jedes Detail von dir erfahren. Hast du noch einen Augenblick?“

„Natürlich.“ Gemeinsam gingen sie noch zum vor sich hin glühenden Kamin und setzten sich.