Geschichten:Fremdes Erbe - Der Druck steigt

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Dramatis personae:


Gut Dunkelwald (Junkertum Altenbeek), 7. Efferd 1036 BF

„Wir haben Order Euch zurück zum Gut Bieninger zu bringen, da Euer zugedachter Auftrag zurückgezogen wurde.“ Jette musterte die beiden berittenen Soldaten in ihren blau-schwarzen Wappenröcken. Sie mussten den ganzen Tag geritten sein. Sie sahen müde und erschöpft aus.

„Weswegen?“, hakte Jette nach.

„Euer Gatte, Darian Ardor von Bieninger marschiert gegen Dunkelwald und möchte Euch in Sicherheit wissen. Er wird die Fehde erklären und die Angelegenheit regeln.“, antwortete einer der Soldaten. Jette sah zu Eberhelm, welcher sich still im Hintergrund hielt und seine Mutter reden ließ. Sie wusste aber, dass ihm diese Nachricht besser gefiel, als der Auftrag, mit welchem er ursprünglich beauftragt worden war. Er denkt der Kampf stünde ihm besser als der Begleitschutz der eigenen Mutter zu sein. Wenn es tatsächlich so weit kommt wird er sich noch wundern.

„Nun ich danke meinem Gatten für seine Fürsorge, doch kann ich mich nicht entsinnen durch die Heirat seine Untergebene geworden zu sein. Reitet von mir aus zurück, um ihm auszurichten, dass ich an meinem Auftrag festhalten werde, doch wäre mein Vorschlag, ihr begleitet mich, um seine zugrunde liegende Order zu erfüllen und meinen Schutz zu garantieren.“ Die beiden Männer sahen sich überrascht an.

„Euer Wohlgeboren…“, wollte einer beginnen, doch fand keine Worte.

Jette blickte ihn fragend an, wartete einen Augenblick und fuhr fort. „Freut mich. Es ist nicht mehr weit meine Herren. Bis Darian hier eintrifft, wird die Sache geklärt sein.“ Sie drehte ihr Pferd und ritt wieder los, die drei Männer hinter ihr her.

Eine knappe Stunde später stellten sich der Reisegruppe zwei Männer in den Farben der Herrschaft Dunkelforst auf dem Weg entgegen. Sie deuteten ein Kreuzen der Speere an, welches etwas unbeholfen wirkte.

„Halt! Im Namen Raimunds von Dunkelwald und im Auftrag seines Neffen Radulfs gilt: Dieser Weg ist gesperrt für Mitglieder des Hauses Bieninger und ihre Leute.“, erhob einer der Männer seine Stimme.

„Wie könnt ihr es wagen? Wir stellen hier die rechtmäßige Autorität dar.“, gab Eberhelm beim Ziehen seines Schwertes zurück. Auch die beiden Soldaten brachten ihre Speere in Anschlag.

„Meine Herren, beruhigt Euch.“, beschwichtigte Jette und trabte kopfschüttelnd einige Schritte auf die Männer zu. „Seht, wir sind im diplomatischen Auftrag angereist, um die Gespräche mit eurem Herrn Raimund von Dunkelwald fortzusetzen.“

„Er ist zur Zeit nicht im Hause, sondern bei der Beerdigung Hagen von Klingenhorts.“, antwortete einer der Männer mit gewinnendem Grinsen.

„Du Schwachkopf.“, sagte der Andere und schlug mit dem Ende seines Speeres dem Ersten gegen sein Schienbein.

„So? Und sein Neffe führt in dieser Zeit die Geschäfte der Herrschaft?“, fragte Jette während sie weiter vortrabte.

„Ihr werdet keine weitere Antwort von uns erhalten und bleibt zurück!“ Jette sah ihre Begleiter an und mit einem „Folgt mir!“ preschte sie durch die gekreuzten Speere, wobei ihr Kleid leicht einriss und sie sich einen Schnitt im Bein zuzog. Die übrigen Männer folgten ihr. Eberhelm stieß einen der Männer Dunkelwalds mit seinem Schild zur Seite, während einer der Berittenen den Zweiten mit dem Speer von den Beinen holte. Gemeinsam ritten sie auf Gut Dunkelwald zu.

Einige Augenblicke später hatten sie das Gut erreicht. Sie sahen ein paar Männer, die das Tor bewachten. Langsam trabten sie darauf zu.

„Wer dort?“, schallte es vom Tor her.

„Ritter Eberhelm aus dem Hause Bieninger, meine Mutter Jette, ebenfalls aus dem Hause Bieninger und zwei unserer Männer“, antwortete Eberhelm. Es folgte keine Antwort und sie kamen näher heran.

„Ihr seid weit weg von zu Hause. Mich wundert nicht, dass ihr versucht habt hierher zu gelangen, doch wundert es mich, dass ihr es auch geschafft habt“, sprach ein Mann auf der Palisade sie an.

„Mit wem haben wir die Ehre?“, fragte Jette.

„Radulf ist mein Name. Ich bin der Neffe des Herrn über die Herrschaft Dunkelforst.“

„Dachtet ihr zwei Eurer Männer würden Euch die Autorität vom Halse halten können?“ fragte Eberhelm mit lauter Stimme.

„Erst schicktet Ihr den Knaben, nun das Weib. Uns erreichte keine Fehdeerklärung drum rechnete ich nicht direkt mit dem Trumpf des Hauses Bieninger: dem großen Ritter Eberhelm von Bieninger, der seinen Mut in all den Schlachten unter Beweis stellen konnte, in welche seine Mutter in ziehen ließ. Erzählt uns doch davon.“ Die Stimme Radulfs triefte vor Sarkasmus und einige seiner Männer lachten.

„Stellt Euch mir und ich schicke Euch in den Schlamm dieser trostlosen Herrschaft“, gab Eberhelm zurück.

„Stellt Euch nicht an wie zwei Tore“, beendete Jette das Geplänkel.

„Mutter…“

„Schluss jetzt! Und ihr lasst uns ein!“ Sie wandte sich wieder an Radulf.

„Nein!“ Radulf stützte ruhig seine Arme auf die Brüstung.

„Wenn ihr schon nicht den Gesetzen der Menschen folgt, so doch wenigstens denen der Götter. Gewährt uns das Gastrecht und wir legen alle unsere Waffen am Tor nieder. Es ist dunkel und der Wald liegt nur einen Steinwurf von uns entfernt.“

Radulf dachte einen Augenblick nach. „Nun gut. Ihr könnt eintreten unter eben diesen Bedingungen, doch Eure Begleiter bleiben vor den Toren.“

„Mutter, tu es nicht. Er wird Euch als Geisel nehmen.“ Sorge klang in Eberhelms Stimme mit.

„Vertrau mir. Ich komme zurecht. Halte du dich fern vom Wald.“ Mit diesen Worten trat sie vor und durch das Tor hindurch. Die drei Männer blieben davor stehen und sahen ihr nach bis es sich schloss.