Geschichten:Fremd in der Heimat - Teil 14

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Direkt vor ihm lag sie, seine Heimatstadt. In regelmäßigen Abständen um die Stadt verteilt brannten Feuer, das ihnen nächstgelegene in ungefähr hundert Schritt Entfernung. Man konnte die Bewegung von einigen Personen erkennen, darüber hinaus aber nichts Genaues. Die Stadt selber war von hier nur als Schemen zu erkennen.
Sie konnten natürlich einfach so drauflos laufen und darauf hoffen, dass man ihr Anliegen als berechtigt anerkannte und sie gewähren ließ. Allerdings schien es doch unwahrscheinlich, dass jemand, der eine zerstörte Stadt in der Nacht bewachen ließ – und das offenbar seit mehr als 4 Mondwechseln –, ihnen erlaubte, einfach so darin herumzuspazieren oder sogar darin zu wohnen. Nein, das brachte jetzt nichts! Das Risiko war zu groß, sie mussten das Tageslicht abwarten, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können.
Hartor und Firal zogen sich zurück und berichteten in ruhigen Ton den anderen von ihren Beobachtungen. Sie beschlossen, sich wieder tiefer in den Wald zurückzuziehen, damit sie nicht unerwartet entdeckt würden. Etwa eine halbe Meile entfernten sie sich von der Lichtung und schlugen ein provisorisches Lager auf.
Als die Praiosscheibe genügend Kraft gewonnen hatte, dass man die Gegend erkunden konnte, rief Hartor Firal und etliche andere Männer zu sich.
„Wir müssen uns orientieren“, begann er, „also werden wir zunächst unser Lager absichern. Wir müssen gegen Überraschungen gewappnet sein. Daher werden wir Wachen verteilen und Späher in die nähere Umgebung schicken.“
Er teilte mehrere der Männer zu Zweiergruppen als Wachen ein, wohl wissend, dass alle die Nacht über nicht geschlafen hatten. Doch das durfte jetzt nicht als Grund für fehlende Wachsamkeit herhalten. Er würde die Wachen abwechseln lassen, so dass jeder der Männer zu seinem Schlaf käme.
„Wählt eure Positionen 300 Schritt vom Lager entfernt, damit ihr uns schnell warnen könnt. Und keine Heldentaten!“, warnte er sie.
Firal und einen anderen, der auf Nachfrage angab, sich die Aufgabe zuzutrauen, wies er an, die Stadt vorsichtig nach Efferd und Rahja zu umrunden.
„Gebt Acht, dass euch niemand sieht, haltet lieber Abstand. Achtet auf alles, was uns nützlich sein könnte. Wir treffen uns dann wieder hier, ich werde die Gegend von dieser Seite beobachten. Kommt dann zu mir und berichtet!“
Alle Angesprochenen nickten und machten sich auf den Weg. Hartor war zufrieden mit dem Unternehmen, zumindest folgten die Leute ihm und akzeptierten ihn als Anführer. Allerdings hatte er auch noch keine schweren oder folgenreichen Entscheidungen treffen müssen…

Er sah sich im Dämmerlicht im Lager um: Die Frauen hatten sich und den Kindern einen Ruheplatz bereitet, die Männer besprachen sich und sahen durchaus nicht unzufrieden aus. Langsam kamen alle zur Ruhe, wenn auch nicht zu erwarten war, dass dies lange so bleiben würde, da die Kinder die Nacht über auf den Armen ihrer Eltern ihren Schlaf nicht hatten missen müssen. Alles in allem lag aber eine friedliche Ruhe über dem Ganzen; alle nutzten die Zeit, um Atem zu holen.
Er winkte Ralon zu sich.
„Ralon, du hast dich als ein fähiger Ratgeber erwiesen, der weiß, was nötig ist“, begann Hartor.
„Ich danke Euch, Herr!“
„Ich brauche jemanden, der die Leute hier beisammen hält und dafür sorgt, dass sie Ruhe halten. Besonders, wenn bald die Kinder erwachen: Keiner darf merken, dass wir hier sind!“
„Ja, Herr, das ist richtig. Ich werde Acht geben und die Dinge ordnen.“
„Ich bin am Waldrand, um die Stadt zu beobachten. Ewig werden wir hier sowieso nicht bleiben können …“
Die letzten Worte hatte Hartor mehr zu sich als zu seinem Gegenüber gesprochen und schon in Gedanken über die nächsten Schritte wendete er sich ab und machte sich auf den Weg zur Lichtung.