Geschichten:Frühlingssturm - Erste Befehle

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Wallbrord war dem Burgherrn zuvorgekommen. Als Angehöriger des ältesten Adels des geschlagenen Fürstentums schätzte Aldron die Aussicht, zu Fuß in einen Kampf ziehen zu müssen auch nicht sonderlich. Aber das Gelände der Trollzacken war alles andere als ein ebenes Schlachtfeld. Die Idee einer Kriegführung zu Pferde verbot sich leider von vornherein schon an den meisten Plätzen der Baronie. Laut sagte er: „Der Rockenwald bietet keine geeignete Grundlage für den Reiterkampf. Dazu kommt die schlechte Gangbarkeit des Weges. Für die Flussquerungen wären die vorgeschlagenen Hilfsmittel wohl nützlich. Zumindest einige sollte der Schmied herstellen können. Niederriet, lasst das prüfen ... von Sturmfels, ich möchte euch bitten, eure Vorstellungen dem Handwerker zu erläutern. Da wir wenig Zeit haben, soll er sofort beginnen.“

In diesem Augenblick erhob die Priesterin des Sonnengottes zum ersten Mal während der Unterredung ihre Stimme und erklärte: „Es ist in hohem Interesse des Ordens, bei der Ordnung des Gebietes der Trollzacken jeden möglichen Beitrag zu leisten. Laßt nach Manessa schicken. Bevor sie zu uns stieß hat sie in Wehrheim einige Kenntnisse im Metallhandwerk erworben, die in dieser Frage nützen werden.“ Zur Bestätigung nickte sie einmal langsam. Aldron nickte daraufhin gen Malina um auch seinen Segen zu erteilen und erwiderte dann Richtung Galana: „Ich danke euch, euer Gnaden.“

Das blasse Gesicht Malina von Niederrieds hatte kaum eine Regung gezeigt, als sie Aldron durch ein geübtes Nicken zu verstehen gegeben hatte, dass sie seinen Wünschen nachkommen würde. Da er seine Aufmerksamkeit jedoch sogleich wieder auf die Karte lenkte, wandte sie nun ihrerseits den Kopf zu ihrem Weibel um. Sie tat das beinahe beiläufig, als ob es ein übliches Prozedere wäre. Weibel Jarrah hielt sich im Hintergrund, dort wo sich das gemeine Volk zu befinden hatte.

Ihre Blicke trafen sich. Tiefschwarz und unergründlich waren seine Augen. Fremd und zugleich feurig. Die ihren wurden stets mit dem Himmel an einem klaren Wintermorgen verglichen. Hell und leuchtend, aber auch kalt.

Sie nickte ihm nur kurz zu, sodass er wusste, dass das soeben gehörte an ihn weiter delegiert worden war, und die korrekte Ausführung nun ihm oblag.

Die Anwesenheit des Tulamiden war bislang fast unbemerkt geblieben.

Sayid Nasir al`Ahjan ibn Jarrah hatte es verstanden trotz seinen mehr als 90 Fingern in einer Raumecke fast zu verschwinden. Seine langen, schwarz gewellten Haare kringelten sich unter dem Baburiner Hut vorwitzig hervor. Das Kinn wurde von einem gepflegten Bart geschmückt, über dem eine typisch tulamidische Nase thronte. Seine Haut war durchaus als dunkel zu bezeichnen, wenngleich nicht so dunkel, wie die der Mohas. Wie auch die Hauptfrau, machte er einen noch jungen Eindruck auf den Betrachter.

Der Weibel trug einen Ringelpanzer mit darüber liegendem Wappenrock, der das Wappen des Regimentes mit der Bannerzahl zeigte. Auch seine Beinkleider aus festem Stoff nebst den Lederstiefeln, ließen auf einen gut ausgestatteten Untergebenen der Hauptfrau schließen. Für einen Weibel war er mehr als passabel gekleidet. An seiner Seite fanden sich gegürtet zwei Kurzschwerter von der tulamidisch gebogenen Art, sowie der typisch tulamidische Waqqif.

Die Hauptfrau lauschte weiter den Worten ihres Befehlsherrn und konnte förmlich die Blicke, die ihr Weibel ihr in den Rücken schickte spüren. Sie wusste nicht, wann es angefangen hatte, aber sie mochten sich nicht. Vielleicht hassten sie sich sogar. Ständig gab er ihr nur durch seine arrogante Art das Gefühl etwas falsch zu machen. Ein Blick auf die abfällig geschürzten Lippen der Hauptfrau ließen ahnen, dass es unter der glatten Oberfläche mächtig tobte. Dieser Wilde glaubte allen ernstes, dass er und die Leute die er befehligte die Besseren waren. Schon bald würde sich zeigen, wer hier das Sagen hatte. Und den freien Posten als Leutnant würde für ihn in unerreichbare Ferne rücken, wenn er versagen würde. Durch dieses kleine Gedankenspiel wieder mit sich und der Welt im Einklang, konzentrierte sich Malina auf weitere Vorschläge die von den Versammelten an sie heran getragen wurden.

Dann jedoch fand der Blick des Feldherrn wieder die Karte und mittels seines Dolches als Armverlängerung wies er auf eine der Linien, die von Hagenshain aus nach Norden führte. „Wir werden uns trotz des schlechten Zustandes auf diesem Weg fortbewegen, da er der einzige im gesamten Gebiet ist. Die schwer Bewaffneten und die leichte Infantrie bilden auf dem Marsch den Kern der Truppe. Die garetischen Bergjäger setzen wir als Vorhut und für den Flankenschutz ein und einige Krieger der Erlgrimman als Späher. Bis Gunnishaag sollten wir dennoch keinen nennenswerten Widerstand treffen...“ Ein dumpfes Grummeln ließ Aldron seinen Vortrag unterbrechen und aufsehen. Strutzz fuhr sich mehrmals durch den Bart und grollte dann: „Steinbach dort wie Wildfluß jetzt. Eisenstangen gut, Bäume aber besser über Schlucht. Hoch auf Hang... Crongewalt mitschick ein Hand und Axt und Seil und Brück wird stehen. Auch späh gut in Wald dort. Jung-Grollgump dort wohn, ich oft besucht. Er vielleicht auch helf... hm... nicht weiß. Aber Hitzkopf ist. Wohl ja. Hrrrrmm... ich noch denken, ob frag.“ Das Problem schien den Alten tatsächlich schwer zu beschäftigen. Man konnte nur vermuten, ob er sich fragte, wie sinnvoll es sei, den jungen Troll in einen Kampf mitzunehmen.



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Texte der Hauptreihe:
6. Ing 1030 BF zur abendlichen Tsastunde
Erste Befehle
Zweifel am Heermeister


Kapitel 83

Örtliche Politik