Geschichten:Frühlingssturm - Ein Veteran schlägt sich wacker

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Amüsierten lächelnd beobachtete Mirl vom Rücken ihres eigenen Pferdes aus, wie das ihres Vaters sich langsam in Bewegung setzte. Es war doch immer wieder faszinierend zu beobachten wie dieser schneeweiße Koloss in Wallung geriet, mit jedem Galoppsprung weiter ausholte, mehr Schwung in seine Bewegungen legte und schließlich eine Endgeschwindigkeit erreichte, die einem jeden entgegenkommenden Reiter den Angstschweiß auf die Stirn treiben musste. Und als wäre das nicht bereits genug, war auch die Statur ihres Vaters weit davon entfernt 'stromlinienförmig' genannt werden zu können. Zu seinen an sich schon recht beeindruckenden 195 Halbfingern Körpergröße hatte sich nämlich in den letzten zwanzig Götterläufen trotz schwindender Muskelmasse ein von Bier und gutem Essen gefördertes Kampfgewicht gesellt, das von allen anderen Streitern im Feld unerreicht blieb.

Fast bemitleidete die junge Mees-Mersingen den Greifensteiner, der in diesem Moment den ungetrübten Ausblick auf ein Kraftpaket bestehend aus sicher 1.200 Stein Pferd, 120 Stein Reiter sowie etlichen zusätzlichen Stein Rüstung genoss. Doch bevor sie sich ganz in die Lage des Ritters hineinfühlen konnte, trafen die Kontrahenten schon mit lautem Krachen und Scheppern aufeinander. Der Blick Mirls folgte dem Weg ihres Vaters, der für einen Moment mit seinem sicheren Sitz zu kämpfen hatte, sodass ihr ganz entging wie sein Gegner fiel ...

Bitterer Sieg

Na,dann zeigen wir dem Väterchen mal, dass seine Zeit wohl vorbei ist!

Immer noch geschwächt ob der gestrigen Lektion des Mersingers, aber mit dem feurigen Übermut eines jungen Hundes saß Answin Gerofan fest im Sattel seines Rosses. Zart tätschelte er den Hals seines Pferdes während er ihm etwas ins Ohr flüsterte: "Wie immer in der Mark, mein Freund! Wagemutig und Furchtlos bieten wir ihnen die Stirn!"

Das Zeichen wurde gegeben und beide Kontrahenten ritten aufeinander zu. Grasbüschel und Dreck stoben von den Läufen der Pferde davon. Wenig wusste Aswin, woher auch, über seinen älteren Kontrahenten Reto von Binsböckel und so entschied er sich für die Taktik die er am besten beherrschte - die List. Nur noch wenige Schritt trennte die beiden voneinander ... und nach vorn ... und Answin warf sich weit aus dem Sattel und die wenigen Fingerbreit gut zu machen die notig waren.

Es klap... meyn Aaaarm!

Ein schwerer Stoß riss ihm an der linke Seite. Mühsam ringt Reto von Binsböckel um seinen Halt im Sattel: Die Lanze fällt und der Panzerhandschuh greift in den Sattel, gerade rechtzeitig, um den rutschenden Edlen von Hagenshain im Sattel zu halten. Potzblitz, diesen Jungspund hatte er deutlich unterschätzt! Andererseits hatte er kurz vorm Aufprall den Eindruck, als ob er überhaupt nicht auf seine Deckung achtete... er schien recht weit aus dem Sattel gestiegen zu sein um sein ganzes Gewicht in den Stoß zu legen.

Einmal ließ er die Schulter unter dem Geschübe kreisen, um sie etwas zu lockern. Bei diesem Wetter machte ihm der linke Arm wieder zu schaffen. Dann schließlich hatte sein Pferd die Runde um die Bande vollendet und er konnte auf die Bahn blicken, auf der sein Gegner angeritten war. Einen kurzen Augenblick durchzuckte ihn Freude – er hatte ihn trotz allem bezwungen! Völlig zum alten Eisen gehörte er wohl noch nicht. Dann stutzte er, riß das Visier seines Helms hoch und sah genauer hin.

Bei Rondra, der Bursche schien sich etwas getan zu haben. Missmutig verfluchte er leise jugendlichen Ungestüm als er sein Reittier in Richtung der Sturzstelle lotste. Verdammt, die Lanze beherrschte der Jungspund, aber musste unbedingt an der Deckung arbeiten. Hoffentlich war ihm nichts dauerhaftes passiert. „Heda!“, rief er, als er nahe genug an dem Gestürzten und seinen Helfern heran war. „Habt ihr euch etwas getan?“

Wenige Augenblicke später kam Answin wieder zu sich! Er wusste bereits was passiert war, den sein Arm, gezeichnet vom Hieb des Mersingers am Vorabend hatte ihn nicht im Sattel zu halten vermocht, als seine Lanze die Seite des Binsböcklers traf und so reichte ein leichter Schubser des Haudegens um ihn aus dem Sattel zu werfen.

Ein wenig mehr Deckung..ein klein bisschen nuuuhhuuur....

Schmerzverzerrt, krümmte sich der Rabenmärker am Boden als ihm sein Bein gewahr wurde, das den Ritt wohl nicht unbeschadet überstanden hatte. Schon waren die ersten Knechte bei ihm um ihm aufzuhelfen als er die Stimme des Binsböcklers vernahm.

"Mein Knöchel scheint etwas abbekommen zu haben, beim Namenlosen so ein Schiet!"

„Eine Verletzung ist kein Grund, gleich das Schlimmste anzurufen.“ Reto sah zu Answin Gerofan hinunter und schüttelte missbilligend den Kopf. „Euer Stoß war nicht schlecht, aber wenn ihr einen Ratschlag zum Führen von Lanze und Schild hören wollt, dann mag ich euch diesen geben. Gebt mir Bescheid, wenn ihr soweit seit – aber nun lasst eure Verletzung versorgen.“ Mit diesen Worten nickte er Gerofan noch einmal zu und wendete dann sein Pferd, um die Bahn Richtung seines Zeltes zu verlassen.



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Texte der Hauptreihe:
5. Ing 1030 BF zur mittäglichen Rahjastunde
Ein Veteran schlägt sich wacker
Der letzte Ritt des Bannstrahlers


Kapitel 49

Mirl gegen Aldron
Autor:?