Geschichten:Fest der Gaben – Der Schwarze Ritter

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Irgendwo in Garetien; Ende Tsa 1040 BF:

„In Korgond sehen wir uns wieder“, murmelte die in einen weiten Umhang gekleidete Gestalt leise vor sich hin und überflog den in geschwungenen Lettern verfassten Aufruf an den großgaretischen Adel ein weiteres Mal.

„Korgond, der heiligste Ort Garetiens … Tempel der gerechten Herrschaft.“

Der Adel sollte zu seinen wahren Wurzeln zurückfinden und wieder mit dem Land eins werden. Doch welche Urmacht verbarg sich hinter diesem mystischen Ort? Er wusste es nicht. Was er wusste war, andere würden sich dieser Urmacht bemächtigen wollen, denn Korgond war die reine Essenz der Herrschaft. Die wahrhaft aufrechten Streiter des unteilbaren Landes wurden gerufen um Zeugnis ihrer Blutlinie abzugeben, so wie es unsere Altvorderen taten. Wie zu alten Zeiten, würden die Acht Schwerter der Märtyrer wiedervereint werden.

Noch in vielen Jahrhunderten würden die Menschen auf diesen Augenblick, in dem sich die heilige Stätte offenbarte, mit Ehrfurcht zurückschauen und den Kreis derjenigen, die das Allerheiligste betreten hatten, als wahrhafte Helden und gar Heilige verehren; da war er sich sicher.

Korgond war für ihn wie eine Offenbarung. Alles war in seinen Augen nun so klar. Die Debrekskrone, Insignie der garetischen Könige, geschaffen im Auftrage Rauls des Großen für seinen Sohn Debrek, war eine vierstrahlige Bügelkrone. Die Vier stand in der Zahlenmystik für die Herrschaft über die vier Himmelsrichtungen. Selbst der kleinste Edle oder Junker trug vier Perlen auf seinem Reif. Vier und vier standen für die Herrschaft über die Herrschaft. Acht war auch die Zahl des Bundes mit Korgond, den der König stets aufs Neue mit dem Land schmiedete und stand für die Prinzipien der Herrschaft. So zierten acht goldene Kugeln die Debrekskrone.

Die sechs war die Zahl der Weisheit und stand für die Ordnung der Elemente. Die elementaren Kräfte des Landes waren es auch, die von dem Wiedererscheinen Korgonds kündeten und den Weg dorthin wiesen. Sechs und sechs stand für die Ordnung über die Ordnung, denn sie bildeten die heilige Zahl 12.

Fügte man nun die Ordnung über die Ordnung mit der Herrschaft über die Herrschaft zusammen, so erhielt man die 20, die das Große und Ganze des Sein und Nichtsein repräsentierte.

Ein hektisches Flackern lag in seinen Augen, denn er hatte verstanden, er war erleuchtet.

„Ein Turnier der Ehre, eine Feier der Edlen, ein Bankett der Gebenden …“

Die Stimme der Gestalt wirkte sonderbar verzückt. Viele Götterläufe hatte er sich verborgen vor den Augen Deres gehalten, das Licht gemieden und in Dunkelheit und Vergessen gelebt. Unnachgiebig hatte er an seinen Plänen gearbeitet, Verbündete um sich geschart, Feinde ausgeschaltet und das nur, um seinem Ideal ein wenig näher zu kommen. Doch er war gescheitert – vorerst. Denn aufgeben war seine Sache nicht. Viel zu viel hatte er bereits geopfert. Er war bereits zu weit gegangen um nun einfach umzukehren.

„Korgond wird meine Wiedergeburt sein!“

Doch der Moment war gekommen wieder aus der Asche zu treten, aus der Dunkelheit ins Licht. Es gab keinen schicksalhafteren Anlass als das Turnier zu Korgond. Dort, wo sich die wahrhaft aufrechten Streiter zusammenfinden würden, würde er sein Schicksal wieder in die eigene Hand nehmen. Verhüllt als Schwarzer Ritter würde er für den Turniersieg kämpfen. Denn viele Mächte begehrten die Macht Korgonds. Auch die unheilige Dämonenzahl und die des Namenlosen ergaben die 20 und auch sie strebten nach der Allmacht.

„In Korgond sehen wir uns wieder!“