Geschichten:Faust des Ostens Teil 5 - Maritime Geschäfte

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Perlenmeer, Efferd 1033 BF

Mit einem dumpfen Laut stieß das Boot an den Rumpf des schnittigen Seglers. Die Seeleute an Deck sahen mißtrauisch zwischen den Leuten im Boot und dem Kriegsschiff hin und her, dass wie ein großer Tausendfüßler einige Dutzend Schritt querab lag, den häßlichen Schnabel drohend in Richtung der Thalukke aufgerissen. Die Besucher, die an Bord kamen, waren nicht gern gesehen, aber Widerstand war in dieser Situation aussichtslos. Respektvoll aber argwöhnisch machten die Männer und Frauen Platz um das Fallreep, während die Gäste aufenterten. Der erste unter diesen war ein Mann in gepflegter Kleidung, auf dem Kopf trug er einen Hut mit äußerst stattlicher Krempe, die an einer Seite aufgeschlagen war. Eine Pfauenfeder wippte etwas traurig dank des steten Nieselregens.

Mit wachem Blick und einem schmalen Lächeln sah er sich um und trat einige Schritte auf das Deck, während hinter ihm finstere Gestalten das Fallreep erklommen. Während er ein schlankes Rapier trug, trugen sie ein gemischtes Sammelsurium aus Entermessern, Beilen, Wurfdolchen und Säbeln mit sich. Die Kampferfahrung war den Männern und Frauen deutlich anzusehen und Lächeln wollte von ihnen keiner. Auch die Gastgeber machten Gesichter, die zwischen Unwillen, Mißmut und Respekt anzusiedeln waren.

"Wer auf diesem stolzen Schiff hat die Ehre, sich Kapitän zu nennen und befehligt diesen Haufen tapferer Halsabschneider?" Federhut sah auffordernd zum Achterdeck hinauf. "Das bin ich." Ein raubeiniger Seemann mit nur noch einem Auge trat vor. Offenbar hielt er nicht viel von der stereotypen Augenklappe und scheute sich nicht, die häßliche Narbe in seiner linken Augenhöhle zu zeigen. "Sehr erfreut, Kapitän. Ich bin der erste Offizier an Bord der "Ersäufer" und habe die Ehre, eine Botschaft für dich zu überbringen von meinem kommandierendem Offizier." Mit einer ausholenden Geste deutete er hinüber zu der schweren Galeere der Perricum-Klasse, die nicht weit querab lag, bereit, das andere Schiff mit einer tödlichen Fracht zu überziehen.

"Der Kommodore benötigt für eine Operation eure Dienste. Euer Anteil am Prisengeld wird euch sicherlich zufrieden stellen. Außerdem ist er befugt, euch Amnestie zu gewähren." - "Amnestie? Eine interessante Wortwahl..." Feder konnte nicht verhindern, breit zu schmunzeln. "Oh nun, ich hatte das große Glück einer ausgezeichneten Ausbildung. Was ich sage ist hier auch nochmal nachzulesen, geschrieben und gesiegelt. Alles hat seine Richtigkeit." Der Blick des Kapitäns ging wieder hinüber zu dem anderen Schiff. Nachdenklich betrachtete er die Flagge, die am Topp wehte und dann die metallene Bugfigur. "Und was, wenn uns der Kontrakt nicht interessiert?" Die Frage sollte herausfordernd klingen, doch Feder ging mit einem Lächeln ungerührt darüber hinweg. "Das wäre sehr bedauerlich. Ich habe noch ein weiteres Schreiben bei mir, dass dann in Kraft treten würde. Es beinhaltet euer aller Todesurteil. Zwingt mich nicht es zu verlesen..." Er machte eine kurze Pause, das Lächeln glitt dabei langsam ins Hämische ab. "und bevor ihr fragt... ein Vertragsbruch hätte schlimmere Konsequenzen. Ich denke, ihr wißt meine Worte zu deuten."

Eine Weile war es still an Deck. Die Anwesenden harrten gespannt dem Ausgang des Gesprächs. Hier und da wurde nervös am Heft eines Entermessers gefingert. Schließlich räusperte sich der Kapitän, nachdem er noch einmal zu der "Ersäufer" hinüber gesehen hatte. "Das großzügige Angebot auszuschlagen wäre töricht. Wie es aussieht, segeln wir eine Weile zusammen."

"Ausgezeichnet!" Mit Leichtigkeit schaltete Feder wieder auf äußerste Herzlichkeit um, zog den Hut und vollführte eine elegante Verneigung unter viel Gewedel mit seiner Kopfbedeckung. "Dann erlaubt mir, euch in der Flotille willkommen zu heißen!"