Geschichten:Faust des Ostens Teil 20 - Und das Schicksal holt die Seinen doch ...

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Dramatis personae:
- Cordovan von Keres, Spieler
- Balrik von Keres, Reichsritter und Cordovans Vater
- Mirana Walters, Köchin im "Schwert und Panzer"
- Kora, Schankmagd im "Schwert und Panzer"


Gareth, Rahja 1033 BF

Mit einem breiten Grinsen und einem deutlich schwereren Geldbeutel als bis vor ein paar Stunden, verließ Cordovan die Taverne "Rollender Taler". Dort konnte man immer schnell Geld machen, und Cordovan gewann im Glücksspiel generell mehr, als er verlor. Aber wenn ich nicht seine Würfel benutzt hätte, hätte es durchaus zu Schwierigkeiten kommen können, dachte Cordovan. So mißtrauisch, wie er mich mit der Zeit anblickte. Cordovan benutzte lieber die Würfel anderer, als seine eigenen. Dann konnte niemand behaupten, daß er gezinkte Würfel verwendete.

Doch man sollte nie zu lange am Spieltisch sitzen. Und so spazierte Cordovan in der frischen Abendluft durch die Straßen Gareths zurück zu seiner Herberge.

Als er den "Schwert und Panzer" betrat lenkte er seine Schritte zur Küche, anstatt zur Gaststube. Er hatte der Köchin versprochen Sansarosud zu besorgen, wenn er das nächste mal beim Alchimisten vorbeikam. Dafür hatte sie ihm einen einen besonderen Wein aus Almada versprochen. Kaum durch die Tür stieß er fast mit Kora zusammen, der Schankmagd. "Was sucht Ihr hier? Ihr habt Ihr nichts ..." begann sie zu schimpfen, doch dann erkannte sie ihn und lächelte. "Ach, Ihr seit es. Wollt Ihr Euer Abendessen holen?"

"Nein, ich bin gekommen um dich zu holen", antwortete Cordovan verschmitzt, legte ihr den Arm um die Hüfte zog sie an sich und küßte sie auf den Hals. Kora kicherte. Wie er wußte, mochte sie es dort geküßt zu werden.

Doch dann hörte er die resolute Stimme der Köchin. "Jetzt laßt sie in Ruhe arbeiten. Kora, du mußt die Rinderkeule in die Gaststube bringen."

Die Schankmagd löste sich von Cordovan und eilte mit dem Gericht aus der Küche - nicht ohne ihm einen sehnsüchtigen Blick zuzuwerfen. "Schade, daß Ihr uns schon verläßt", flüsterte sie ihm zu.

Sie verlassen? Wovon sprach sie da? Cordovan wollte ihr schon hinterhereilen und sie fragen, doch dann stand die Köchin vor ihm und hatte drohend ihren Suppenlöffel erhoben. "Ihr wißt doch genau, daß ihr meine Mädchen nicht von der Arbeit abhalten sollt, Cordovan."

"Aber sicher doch. Ich werde daran denken", antwortete er galant und holte einen Beutel heraus. "Ich wollte Euch lediglich kurz den Sasarosud bringen."

"Ah, sehr schön. Leg ihn doch bitte in den Schrank dort drüben. Ja, genau den. Ich laß Euch den Wein auf Euer Zimmer bringen. Doch vorher solltet Ihr noch in die Gaststube gehen. Da hat jemand nach Euch gefragt."

"Nach mir?", fragte Cordovan. "Wer hat denn nach mir gefragt?"

"Woher soll ich denn das wissen? Frag doch Dobran. Der ist in der Stube und kann es dir sagen."

Als Cordovan die Gaststube betrat, blickte er sich als erstes um. Vielleicht kannte er ja denjenigen, der ihn sehen wollte? Und ja, er kannte ihn auch. Dort hinten an der Wand saß er, hatte einen Krug Bier vor sich stehen und blickte ihn aufmerksam an. Er mußte ihn sogleich gesehen haben, als er die Stube betrat. Was macht er hier?

Er ging zu seinem Tisch, setzte sich und grüßte seinen Vater salopp. Er fragte sich, was er von ihm wollte. In seiner Gegenwart fühlte er sich immer in seine Kindheit zurückversetzt.
Sein Vater blickte ihn freundlich an. "Wie gehts dir, Cordovan?"

"Ganz gut."

"Du scheinst dich hier ja recht wohl zu fühlen." Cordovan war in dieser Herberge schon ein Dauergast, obwohl der Wohnsitz seines Vaters nicht weit entfernt in Roßkuppel stand. "Ich frage mich gerade, warum du mich suchst."

"Was weißt du von Haffax' Ultimatum?", fragte sein Vater.

Cordovan hatte schon einiges davon gehört, wenn auch vieles nur Gerüchte waren. "Haffax bereitet sich auf einen großen Heerzug vor und will die freien Länder unterwerfen. Er hatte eine Frist von fünf Jahren gewährt, und ein Jahr ist bereits vergangen."

"Und was würdest du an Rohajas Stelle machen?"

"Als erstes Spione und Kundschafter nach Mendena schicken, damit uns die Größe seiner Streitmacht bekannt wird", antwortete Cordovan sofort ohne nachzudenken. "Ohne dieses Wissen könnte man Pläne nur auf Vermutungen aufbauen. Wie ich gehört habe, will Haffax ganz Aventurien unterwerfen. Er könnte als erstes auch das Bornland angreifen, doch bezweifle ich es. Sein erstes Ziel wird das Mittelreich sein, denn das ist das Reich, das für ihn vorerst die größte Gefahr darstellt." Er runzelte die Stirn. Die Frage ist nur, wo genau er als erstes angreifen wird. "Es gibt drei Orte an denen er ins Mittelreich vorstoßen kann. An der Trollpforte, wie einst Borbarad, über Weißtobrien und über die Sichel oder über die See bei Perricum? Auch hier könnten die Spione helfen. Wenn Haffax Schiffe baut, dann deutet es darauf hin, daß Perricum sein Ziel ist." Aber Haffax wäre nicht Haffax, wenn er das nicht wüßte. "Er wird mit Sicherheit eine Finte planen. Auch wenn er Schiffe baut, kann er dennoch die Trollpforte wählen - oder vielleicht sogar beides.

Ich würde aber nicht diese fünf Jahre abwarten, sondern so schnell wie möglich selbst angreifen. Denn je länger man wartet, desto stärker wird Haffax sein. Das beste wäre, alle zur Verfügung stehenden Truppen zu sammeln und nach Osten zu marschieren." Cordovan blickte auf und sah seinen Vater lächeln. Verphext, dachte Cordovan. Ich wollte ihn doch nicht noch mehr darin bestätigen, daß ich Ahnung in solchen Dingen habe. Er und Gerion, sein Bruder, wollten ihn in immer dazu bringen Soldaten anzuführen. Doch er hatte sich bisher immer gut herausreden können. Er mochte keine Schlachten. Denn da konnte man nämlich sehr schnell sterben.

"Ich habe mit Hochgeboren Aldron von Firunslicht gesprochen. Er ist kürzlich zum Heermeister Perricums bestallt worden und er ist bereit, zu sehen, ob du unter ihm einen Offiziersposten bekleiden kannst." Cordovan hatte es befürchtet. "Ich will daß du deine Talente endlich nutzt. Und diesmal werde ich auch keine Ausreden dulden, Cordovan." Sein Vater klang nicht streng, nur bestimmt. Und Cordovan glaubte ihm, daß er diesmal nicht darumherum kommen wird. "Ich habe auch mit Meister Ummingshausen gesprochen und ihm mitgeteilt, daß du hier leider ausziehen wirst." Jetzt verstand Cordovan auch Koras letzte Bemerkung. Nun, er hatte befürchtet, daß dieser Tag einmal kommen würde. Und so beugte er sich seinem Schicksal.