Geschichten:Faust des Ostens Teil 2

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Anfang Rondra 1033 BF, im Norden der Baronie Bergthann

Mit einem Plätschern traf der Inhalt von Felians Magen den sommerlich trockenen Grasboden. Auf wackeligen Beinen stützte er sich am Stamm einer Kiefer ab. Als er wieder anfing zu würgen, wandte Boriane sich ab. Sie konnte es ihrem jungen Begleiter nicht verdenken. Mit grimmigem Blick sah sie hinüber zu der Gestalt, die mit gespreizten Gliedmaßen am Boden angepflockt war. Es war vermutlich einmal ein kräftiger Mann gewesen. Einige Narben verrieten, dass er kampferprobt war. Aber ob ihn seine Erfahrung auf dieses Ende vorbereitet hatte? Irgend jemand hatte ein Feuer auf seinem Unterleib angezündet, dessen Glut sich langsam durch seinen Leib gegraben hatte, seine Arme und Beine waren mit Schnitten und tiefen Wunden übersät und der Kalkkies unter seinem Rücken war braun von getrocknetem Blut. Der arme Hund hatte mehr leiden müssen als seine Kameraden weiter unten. Die waren einfach erschlagen worden... "Felian... komm, reiß dich ein wenig zusammen. Wir müssen hier verschwinden." Die wettergegrbte Jägerin legte den Arm um seine Schultern und versuchte ihm so Mut zuzusprechen. Er wandte das bleiche Gesicht zu ihr um und fragte mit heiserer Stimme: "Warum machen sie das?" Boriane schüttelte den Kopf. "Es sind blutrünstige Wilde. Hast du die Spuren unten nicht richtig gelesen? Er hat sich bis zuletzt gewehrt. Und dafür haben sie sich gerächt. Deswegen sag ich ja... lass uns verschwinden. Wir bringen die Nachricht nach Thannfest und man wird sich schon irgendwie drum kümmern. Ist nicht unser Bier..." Felian nickte. Hastig sammelten sie ihre Rucksäcke und Fangeisen auf, dann machten sie sich so schnell es ging auf den Weg nach Südwesten.

Derweil hatte eine kleine Gruppe Bergbewohner im Nachbartal keine Ahnung von den Sorgen des jungen Fallenstellers und seiner Lehrmeisterin. Truachan und seine Schar hatten das Lager ihrer Sippe erreicht. Mehrere Zelte aus Leder schmiegten sich an den Hang, der Geruch von im Rauch hängendem Fleisch zog ihnen in die Nase und der Magen knurrte ihnen. Argwöhnisch bemerkte Truachan, dass einige Unterstände aus Tannzweigen errichtet worden waren. Ihm war neu, dass die Sippe hier länger lagern wollte. Andererseits, das Tal war geeignet und die Kurga waren geübt darin, solche Unterstände zügig zu errichten und wieder zu verlassen. Ein Stein rollte vom Hang rechts zu ihnen hinab. Als er hinaufsah, erkannte er Ashirut, die von ihrem Posten zu ihnen hinunterstieg. "Ihr seid spät dran, Truachan Rohil. Was hat euch solange aufgehalten? Die Anderen sind schon gestern vormittag mit der Beute angekommen!" Wortlos nahm Truachan sein Bündel von der Schulter und zog eines der schlanken Schwerter heraus, die sie den Kriegern der Narbenlosen abgenommen hatten. "Sie kamen gestern, sind wohl dem Rauch gefolgt. Einer hat tapfer gekämpft. Wir haben ihm einen langsamen Tod geschenkt, er war es wert." Ashirut nickte anerkennend zu Aussage und Beutestück zugleich. "Und die anderen?" - "Sie starben schnell. Es wird eine Weile dauern, bis die weitere Schwächlinge sich auf die Spuren der Ersten setzen." Ashirut zuckte kurz mit den Schultern. "Erzähl das nicht mir. Du wirst schon erwartet..." Ihr Fingerzeig deutete auf eines der Zelte in der Mitte des Lagers. Truachan folgte dem Blick, dann hob er kurz die Hand zum Abschied und machte sich auf den Weg dorthin.