Geschichten:Familienangelegenheiten - Ein rauschendes Fest
Reichsstadt Alt-Gareth, Rahja 1033BF
Stadthaus der Familie Feenwasser in Alt-Gareth, Rahja 1033 BF
Lautstark gab er der Dienerschaft Befehle... sie waren zeitlich in Verzug geraten, die Vorbereitungen für den heutigen Abend waren noch nicht abgeschlossen. Er ärgerte sich maßlos darüber, würde er es doch abkriegen, wenn etwas schief laufen würde. Er war erster Hausdiener und Haushofmeister der Villa Feenwasser und sein Herr, Lares Sigman von Feenwasser, gab ein Fest... wie so oft. Seit sein Herr vor einigen Götterläufen aus der Reichsverwaltung ausschied, nahm die Anzahl der Festlichkeiten die er gab stark zu... Scheinbar war ihm nach den Schrecken, die während der Schlacht in den Wolken über die Kaiserstadt herein brachen, nach ein wenig Zerstreuung und Vergessen zu Mute.... und vielen Adligen ging es offenbar genauso, waren die Festlichkeiten seines Herren doch gut besucht und gewiss ein gesellschaftliches Muss für den nach Unterhaltung und Ablenkung dürstenden Adligen.
Einige Stundengläser später, das Fest war schon im Gange, vergewisserte sich der Hausdiener nochmal ob alles seinen geplanten Lauf nahm. Die hohen Herrschaften hatten gerade das Festmahl beendet, es war schon reichlich Wein geflossen. Im Hintergrund spielten einige Musikanten. Er hatte den Auftrag erhalten, besonders ansehnliche Diener und Dienerinnen mit dem Ausschank von Wein zu betrauen. Auch hatte er einige "Ministerinnen" und "Minister" aus dem wohl edelsten Bordell der Stadt, dem `Sechzehn Ministerinnen´ verkleidet unter die Dienerschaft gemischt. Die Verhandlungen mit der `Oberrätin´ des Bordells, Tispia Lussian, waren hart und die Damen hatten seinem Hausherren eine ganze Stange guten Goldes gekostet, aber es war ja auch ein Fest zu Ehren Rahjas.
Dem Rahjamond angemessen, waren alle sehr der Göttin gefällig gekleidet, die Hohe Dame von Nesselregen-Nesselweil trug ein am Rücken atemberaubend tief ausgeschnittenes Kleid, vorne war sie eher bedeckt, aber hatte sie auch kein repräsentierbares Dekolleté, wie der Hausdiener befand. Die Ochsenbluter Ritterin, mit dem Hang zu greller Schminke, hing schon halb auf dem Schoß seines Hausherren, der für seine über 50 Götterläufe noch sehr ansehnlich war.
Ein alter Freund des Hausherren aus Knappentagen, der ehemalige Hesinde-Geweihte und Freidenker Quendan Hesindrago von Herzgrund, unterhielt sich angeregt mit einer der `Ministerinnen´ über die Regierungspraxis der Kaiserlichen Zwillinge Cella und Bardo, wobei es dem Hausdiener fraglich war, ob jene Dame den Ausführungen wirklich folgen konnte... Der Herzgrunder war mit seinem Neffen Bosper von Herzgrund gekommen, einem Lebemann durch und durch und so wunderte es auch niemanden, dass sich der junge garether Stadtadlige gleich mit zwei adligen Damen gleichzeitig angeregt, bei einem Würfelspiel, unterhielt.
Der stets offene und von einnehmenden Wesen gesegnete Franwin von Luring-Franfeld, ebenfalls ein gern gesehener Gast in der Villa Feenwasser spielte mit einem seiner wohlhabenden Freunde eine Runde Boltan, während die bildhübsche Nichte des Hausherren, Salka von Feenwasser, den Spielverlauf interessiert verfolgte... Salka war dem Hausdiener ein Rätsel, sie war oft bei den Festivitäten des Hausherren zugegen, aber trank sie nie Wein, stets nur Wasser oder Traubensaft. Oft stand sie abseits und beobachtete das Geschehen...
Die feine Gesellschaft feierte immer ausgelassener und der Wein, wie auch einiges an Hochprozentigen strömte in großen Mengen. Der Hausdiener zog sich zurück, er würde vorerst nicht gebraucht werden. In seiner Kammer griff er zu Feder und Pergament und schrieb seinem Auftraggeber die Ereignisse des heutigen Tages....
