Geschichten:Für Marschall, Mark und Garafan - Heilige Pflicht

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Burg Kressenburg, Anfang Phex 1037 BF

„Das war ja zu erwarten gewesen.“ Praiadne rümpfte leicht angesäuert die Nase. „Kaum macht die Geschichte einer Queste die Runde, ruft unser Prinz zu den Fahnen. Und du wirst natürlich sofort Boromil satteln, dein Schwert gürten und dich davon machen!“ Mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte die Baroness ihren Gemahl.

Ardo indes war sich keiner Schuld bewusst und legte das Schreiben Edelbrechts sorgsam auf den geordneten Stapel mit der geöffneten Post. „Aber mein Herz, es war doch schon vor zwei Wochen klar, dass ich nach Perricum reisen werde. Urion hat mich persönlich gebeten ihn zu begleiten und bei seiner Queste zu unterstützen! Da kann ich doch schlecht nein sagen.“

„Ich weiß“, seufzte Praiadne resignierend. „Ich hatte nur gehofft, dass du vielleicht einmal bei der Geburt eines deiner Kinder anwesend wärst.“ Vorsichtig legte sie die rechte Hand auf den leicht gewölbten Bauch, der sich unter ihrem schweren blauen Kleid noch kaum abzeichnete.

„Ich bitte dich, jetzt übertreibst du aber! Meister Wasjeff und Onkel Roderich haben doch gesagt, dass das Kind nicht vor Efferd kommen wird. Ich aber werde noch vor dem Jahreswechsel zurück sein.“

„Das mag sein,“ fuhr seine Frau in vorwurfsvollem Ton fort, „aber bei Answin und Irmi warst du nun mal nicht da. Ich weiß, dass der Ruf unserer Kaiserin wichtig ist, aber es hätte sicherlich jeder verstanden, wenn du wegen der Geburt deines Erben ein paar Tage später angereist wärst. Und bei Irmi musstest du ja unbedingt nach Greifenfurt reiten um irgendeinen Handel abzuschließen, was Phexian genauso gut hätte für dich erledigen können, obwohl Meister Wasjeff gesagt hatte, dass ich jede Stunde niederkommen könne!“ Praiadne hatte sich ein wenig in Rage geredet und wandte ihren Blick ruckartig von Ardo ab um sich abzuregen.

„Mein Herz, es tut mir Leid. Das weißt du doch.“ In Ardos Stimme lag schuldbewusstes Bedauern. Obgleich er stets praiosergeben seine Pflichten für das Reich und seine Baronie erfüllte, schmerzte ihn doch jeder Augenblick den er nicht bei seiner Frau und den Kindern verbringen konnte. „Es gibt nun einmal Dinge denen ich mich nicht verweigern kann. Oder will. Urion ist mein Freund. Ich war dabei als wir den Marschallsstab für ihn und Greifenfurt errungen haben. Er ist mein Bruder im Geiste des Heiligen Garafan. Auch dem Prinzen bin ich in Freundschaft verbunden. Selbst wenn dies alles nicht wäre, so gilt es doch dem Ruf der Rondra-Kirche zu folgen um den Segen der Sturmleuin für unseren Heerzug wider dem Bösen im Osten zu erringen.“

„Das weiß ich doch alles mein Herz.“ Mit traurigem Blick wandte sich Praiadne wieder ihrem Gatten zu. „Das ändert nichts daran, dass ich dich jetzt schon vermisse und mir von dem Moment an, an dem du vom Hof reitest wünschen werde, dass du gesund zu mir zurückkehren magst.“

Langsam erhob sich Ardo und trat zu seiner Frau an die Fensterbank. „Nichts anderes erhoffe ich mir. Aber ich kann nicht versprechen, dass es nur ein friedliches Beisammensein beim Festbankett werden wird. Perricum liegt im Blick unseres Feindes und eine Quest im Namen Rondras wird sicherlich auch nicht ungefährlich sein. Aber was auch immer geschehen mag, du und die Kinder seid gut versorgt. Ich habe bei Prätor Badilak alle Dokumente hinterlegt die meinen Willen dahingehend bezeugen. Euch wird es an nichts mangeln, egal was passiert.“

„Du bist ein Idiot!“, schallt ihn Praiadne mit schluchzender Stimme. „Das ist nun wirklich das Letzte was eine schwangere Frau von ihrem Gatten zu hören wünscht, der in eine unbekannte Gefahr zieht!“

Ardo sank vor ihr auf die Knie und ergriff ihre Hände. „Bitte entschuldige, ich wollte dich nicht grämen. Aber soll ich dich denn belügen?“

„Das könntest du nicht, selbst wenn du es versuchen würdest.“ Ein Lächeln voller Zuneigung bildete sich auf den Lippen der jungen Frau. „Geh deinen Weg, mein Herz. Wo auch immer er dich hinführen wird, ich weiß, dass du zu der Götter Wohlgefallen handelst. Doch vergiss nicht, dass ich deiner Rückkehr sehnsüchtig harre und mir bis zu deiner Rückkehr jede Stunde wie ein ganzer Tag sein wird.“ Mit diesen Worten zog sie ihren Gemahl an sich und küsste ihn innig.


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Texte der Hauptreihe:
4. Phe 1037 BF
Heilige Pflicht


Kapitel 1

Der Prinz ruft
Autor: Keilholtz