Geschichten:Elmenbarths Lehre - Wissen um jeden Preis?

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Privatgemächer des Abtes, Hesinde-Kloster St. Ancilla, Mitte Hesinde 1037 BF:

Der Abt schaute nachdenklich aus einem der großen Fester seiner Gemächer hinaus auf den Schlangengarten. Das Treffen der wohl klügsten Köpfe in seinem Kloster hatte immer noch nicht die erhofften Ergebnisse erbracht, wohl auch weil viele der Anwesenden ihre eigenen Agenden verfolgten und nicht allen zu trauen war. Hesindes Wege waren unergründlich und führten nicht ausschließlich durch Praios gleißendes Licht. Nein, auch die Grautöne und gar die Dunkelheit gehörten zu Hesindes Wahrheit. Das Relief von Korgond und die damit verbundenen Geheimnisse waren zu bedeutsam um sie nur im Lichte zu betrachten, man musste auf alle Quellen zurückgreifen, auch die der Dunkelheit, so glaubte der Hesinde-Geweihte. Aus diesem Grund hatte er sich entschlossen das Angebot der Magierin anzunehmen, nicht nur um an ihr Wissen heranzukommen, sondern er glaubte auch, dass Anehma noch nicht vollends den Pfad der Hesinde verlassen hatte.

Ein Klopfen riss den Abt aus seinen Überlegungen. Die Novizin Sarella trat ein.

„Weiser Vater, Hochwürden Creutz-Hebenstreyt drückt seinen Dank für die Einladung in Eure Gemächer aus, ihm ist bewusst, welches Privileg ihm damit zuteil wird. Er ist nun bereit Euch zu sehen.“

„Hab Dank, mein Kind!“ Der Abt lächelte die Novizin väterlich an. Diese trat aus dem Türrahmen und der Praios-Geweihte aus Perricum betrat den Raum. „Hochwürden, ich freue mich Euch nun unter vier Augen sprechen zu können.“

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Hochwürden.“ Beide ließen sich auf einen der weich gepolsterten Sessel nieder.

„Ich sage es frei heraus, ich befinde mich in einem moralischen Dilemma und bitte um Euren Rat, nein, mehr noch, ich bitte gar um Eure Mithilfe. Wir sind hier in den heiligen Hallen der Allwissenden zusammengekommen, um gemeinsam die Geheimnisse der Reliefsteine von Korgond zu entschlüsseln.“ Der Abt machte eine kurze Pause. „Ein brillanter Geist, wenn auch mitunter vom Pfad der Tugend abgekommen, ist bereit uns zu helfen und mit unschätzbaren Wissen zu versorgen, doch wird eine Gegenleistung verlangt. Die Person wünscht sich unseren Schutz vor ihren Auftraggebern und … die Streichung aus den Inquisitionslisten. Ihr versteht warum ich nun mit meinem Anliegen an Euch herangetreten bin. Hochwürden, wir haben hier nicht nur die Möglichkeit dem Geheimnis um Korgond womöglich entscheidend näher zu kommen, sondern auch eine verlorene Seele wieder in den Schoß der Götter zu geleiten.“ Der Abt schaute seinen Gegenüber eindringlich an.

Dieser blieb gefasst doch schien es in seinem Kopf zu arbeiten, was der Abt am ruhenden Blick des Praioten erkannte. Er hatte diesen als Gesprächspartner in dieser unangenehmen Lage gewählt, weil er als strenger aber äußerst offener Vertreter des Götterfürsten galt, der sogar mit den seltsamen Bräuchen und Sitten der Perricumer Tulamiden seinen Umgang gefunden hatte. Langsam fuhr der Mann sich durch seinen grau-schwarzen Bart und der Hesindianer konnte noch nicht recht abwägen wie der Perricumer reagieren würde, der dann seinen festen, befehlsgewohnten Blick aufsetzte und Adrans Augen fixierte.

„Euer Hochwürden, ihr sprecht in einer prekären Angelegenheit zu mir und ich weiß zu schätzen, dass Ihr mich ins Vertrauen gezogen habt, auch wenn es sicherlich auch andere Wege geben würde. Doch der Pfad des Lichts ist in keinem Fall der Falsche. Besonders in einer solchen Angelegenheit. Aber bevor ich meine Einschätzung dazu mit Euch teile wünsche ich zu wissen um wen es sich handelt und was sie Euch in Aussicht gestellt hat. Bedenkt mit wem ihr sprecht, Euer Hochwürden. Seid Wahrhaftig!“

„Es geht um Magistra Amehna Khalya vom Dragenfels und ihre beiden Kinder. Sie ist die Tochter der berüchtigten Chimärologin Tizina saba Shafir wie ihr wisst. Magistra Amehna hat sich wie unsere Nachforschungen ergeben haben nichts zu Schulden kommen lassen – außer vielleicht einen freien Geist, aber dies mag Hesinde nicht verurteilen. Die beiden Kinder können ebenfalls ob ihrer Jugend als unschuldig eingestuft werden. Sie wurden quasi in Sippenhaft genommen für die Taten ihrer Großmutter.“ Die Worte des Abtes wurden eindringlicher. „Hochwürden, wir haben hier die Möglichkeit drei Seelen, die aufgrund äußerer Umstände bzw. weil sie es nicht anders kannten den Weg der Tugend verlassen haben, zu retten. Diese Seelen wieder auf den rechten Pfad zu bringen ist unsere von den Göttern auferlegte Pflicht!“ Der Abt machte eine Kunstpause. „Als Dank für die Errettung ihre Seele ist Magistra Amehna bereit ihr umfangreiches Wissen zu den so genannten Adern Sumus und den Schwursteinen des Adels aus der Vormenzelzeit mit uns zu teilen. Ich muss Euch nicht sagen wie wichtig diese Informationen zur Entschlüsselung des Reliefs sein könnten.“

Wieder setzte der Praiot sein gestrenges Gesicht auf: „Es liegt mir wahrlich am Herzen die Nützlichkeit oder Gefahr die von diesem Relief ausgeht zu ergründen. Aber anders als ihr glaube ich nicht, dass jemand ohne weiteres auf den Listen der Inquisition landet und das Stellen von eigenen Bedingungen der werten Frau von Dragenfels lässt sie nicht gerade in ein besseres Licht rücken. Und so wäre meine Mithilfe an so einem heiklen Unterfangen an Bedingungen geknüpft. Die Magistra und besonders ihre ebenfalls magiebegabte Tochter müssen den Pfad der Läuterung beschreiten und direkt nach ihrer Abreise ein für die Kirche des Lichtfürsten vertretbares Kloster aufsuchen, welches sie wieder auf den Weg der Tugend zurückführt. Das sind meine unabänderlichen Forderungen, ohne die auch ganz sicher keine Streichung möglich ist.“

”Es freut mich, dass Ihr dem von Euch zurecht als heikel bezeichneten Unterfangen grundsätzlich nicht verschließt. Ich würde das hiesige Kloster der Allwissenden als Ort der Läuterung vorschlagen, denn nur hier haben wir die Möglichkeiten die drei Seelen wieder auf den rechten Weg zu bringen UND sie von ihren Auftraggebern zu schützen. Gerne auch mit der Unterstützung Eurer Kirche. Bedenkt welch Schlag wir dem Kreis um die gefallene Tulamidin bereiten, sollten wir Magistra Amehna – und ihr Wissen – ihnen entziehen.“

„Ancilla halte ich durchaus für einen geeigneten Ort.“ Die Gesichtszüge des Praios-Geweihten entspannten sich ein wenig. „So oder so halte ich es für das Beste die Magierin und ihre Kinder weiter unter Beobachtung zu stellen, zumal sie eh geeigneten Schutz benötigen, wenn sie die Wahrheit sprechen. Ich persönlich werde der Befragung der Magistra beiwohnen, wenn es Euch recht ist.“ Der Abt nickte dem Praioten wohlwollend zu. „Und ja, ich denke hier biete sich uns die Möglichkeit die Feinde der Zwölfgötter empfindlich zu schwächen. Ich werde mein Bestes tun um Euch in dieser Angelegenheit zu helfen“

Der Abt reichte Yacuban freudig die Hand. „Hochwürden, ich wusste mein Vertrauen in Euch würde nicht enttäuscht werden. Habt Dank! Es wird zu unser aller Nutzen sein.“



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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
11. Hes 1037 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Wissen um jeden Preis?
Sumus Adern


Kapitel 56

Licht und Dunkelheit
Autor: Bega, Jan