Geschichten:Einig Königreich – Gedanken eines Schwertträgers

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Wehrgut Rallerstelz, Baronie Schwanenbruch, Grafschaft Waldstein; 17.11.1040 BF

Ruhig lag die `Schwanentochter´ am kleinen Bootssteg der wehrhaften Außenmauer des Gutes Rallerstelz. Kapitän Darion von den Wildwassern und seine Mannen und Maiden der Thara`dir waren zum Ablegen bereit. Beschwingt rauschte Kronvogt Leomar von Zweifelfels über den hölzernen Steg auf das Boot. Bei sich trug er Seelensäufer, eines der Alten Schwerter der Goldenen Au.

Sein beschwingtes Auftreten stand im Kontrast zu seinem leeren und fahl wirkenden Gesichtsausdruck. Dunkle Augenringe gruben sich tief in die bleiche Haut; der Blick war starr und ging ins Leere. Offensichtlich hatte Leomar in der letzten Zeit wenig Schlaf bekommen. Die Tage im mystischen Korgond, der wohl wichtigsten und heiligsten Stätte des Königreiches, waren auch ereignisreich gewesen.

Einer der Höhepunkte war sicherlich die feierliche Zusammensetzung des Relief von Korgond. Somit wurde der Bund mit dem Land, aufgekündigt durch Menzel, nun wieder geschlossen. Doch nicht nur das. Der versammelte Adel konnte tief in die Geschichte des Königreiches hinabblicken und so manche Legende, machen Schlachtensang oder manches Gebet aus den alten Tagen an den achtseitigen Wänden des Tempels der gerechten Herrschaft gewahr werden. Garetia hatte seine mystischen Wurzeln wiederentdeckt und erfüllte den Adel mit Stolz, Ehrfurcht und Demut.

Kaum an Drama zu überbieten war sicherlich das Turnier, bei dem es um nichts geringeres ging als um den Titel eines Kronjunkers von Korgond. Doch oblag dem Sieger eine schwere Bürde: Er würde als neuer Wächter und neuer Träger Schwingenrauschens zusammen mit Korgond wieder entrückt werden; denn die Wacht des bisherigen Wächters sollte nach mehr als 500 Götterläufen nun zu ende gehen. Dramatisch war auch die Turnierteilnahme des mysteriösen schwarzen Ritters, der es auch schaffte namhafte Gegner nach und nach aus dem Sattel zu fegen. So war es die Waldsteiner Gemmenritterin Ceres von Weißenstein, die den schwarzen Ritter schließlich besiegte. Groß war das Staunen des versammelten Adels, als sich der schwarze Ritter offenbarte und seinen geschwärzten Helm abnahm: Es war keine geringerer als Alrik Herdan von Prailind, der totgeglaubte Vogt von Tannwirk. Tumultartige Zustände brachen aus, als Prailind erklärte, ein Diener Haffax gewesen zu sein, nun aber geläutert sei und sich der Gnade der Königin ausliefern würde. Leomar hatte das Geschehen mit ruhiger Miene mitverfolgt, denn er wusste um die Identität des schwarzen Ritters und hatte Prailind gar während des Turniers im geheimen unterstützt. So oder so, auf den ehemaligen Vogt von Tannwirk wird wohl das Richtschwert warten. Möge der Steinfelde Totentanz schon mal schärfen.

Gewinner des Turniers war, zu aller Überraschung – nein, nicht Nimmgalf, der ist noch nicht mal zweiter geworden – Kronvogt Hadrumir von Schwingenfels! Ein hochemotionaler Moment, es war, es ob Los für einen Moment den Zeitenfluss anhielt. Ein Großer des Königreiches wird nun seine Wacht am heiligsten Ort des Königreiches beginnen. Zweite wurde die Weißenstein und auch Leomars Schwiegervater Elbrecht von Trenck hatte sich im Turnier erstaunlich wacker geschlagen. Leomar selber war in der zweiten Runde ausgeschieden.

Während des Turniers könnte der großgaretische Marschall der Schlacht bei Zwingstein mit einigen Getreuen einen Diener des Namenlosen enttarnen. Ja, auf den Hinn sollte man in Zukunft achten!

Ergreifender Höhepunkt war sicherlich der der Wachwechsel im Tempel zu Korgond. Feierlich erklang das Lied der Goldenen Au aus hundert Kehlen, während der Wächter dem Sieger des Turniers Hadrumir von Schwingenfels das Schwert Schingenrauschen übergab. Wenige Augenblicke später verließ den alten Wächter die Lebenskraft. So war es an den übrigen Schwerträgern um Leomar die sterblichen Überreste zu bestatten. Der Wachwechsel war vollzogen, die Wacht des Einen war beendet, die Wacht des Anderen hatte begonnen. Aus Schwingenfels wurde Schwingenrauschen.

Weit politischer wurde es zum Ende der Feierlichkeiten. Beseelt und bestärkt von den in Korgond gewonnen neuen Erkenntnissen, rief Malwarth von Eslamsgrund den großgaretischen Adel dazu auf, den jungen Prinzen zweifachen Blutes, Sigman Therengar von Gareth-Firdayon, auf den kommenden Turnieren zu begleiten. Mehr noch, es folgte die Aufforderung an die abwesende Königin, den jungen Prinzen zum Großfürsten zu erheben. Viele Adlige folgten dem Aufruf, so auch Leomar. Die Königin war immer noch kinderlos, ihr Ableben würde das König- und Kaiserreich in einen zweiten Thronfolgekrieg stürzen. Prinz Sigman war, folgte man der Ochs'schen Lesart der Thronfolge, nach seinem Vater Alarich, des Reiches Kanzler, der nächste Erbe der Debrekskrone. Die Zukunft würde zeigen, ob der junge Fuchs tatsächlich zum herrschen geboren wurde.

Während Leomar in Gedanken noch in Korgond schwelgte, schleppte sein Knappe Thallion die 12 Flaschen Bosparanier mit großer Mühe an Bord des Schiffes und platzierte sie zu der anderen Fracht.

„Darion, du wirst meine Habseligkeiten sicher nach Neerbusch bringen. Ich werde mich in Hirschfurt mit der Waldsteiner Almosenmeisterin treffen, wie ich es mit ihr in Korgond verabredet habe. Später reise ich nach Gareth.“ Der Kapitän nickte stumm.

„Werden wir den Prinzen zu den Turnieren begleiten?“, wollte Thallion wissen.

„Nun, das Ingerimmsturnier zu Eslamsgrund ist bereits vorbei … was kommt als nächstes?“

„Das Königsturnier von Puleth am 30. Ingerimm.“ Thallion war froh Meister Salpion zugehört zu haben.

„Na sieh einer an, Puleth. Ja, da müssen wir hin. Schließlich gilt es einen neuen Kronvogt zu bestimmen, nachdem der Alte nun zu Höheren berufen wurde. Zumal ich mich mit meinen Greifenfurter Freunden in einer anderen Sache austauschen muss.“



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21. Ing 1040 BF
Gedanken eines Schwertträgers
Auf Travias Pfaden


Kapitel 6

Historische Hirngespinnste
Autor: Bega