Geschichten:Einer, um Haffax zu schlagen - Ugos trautes Heim

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Schloss Mühlingen, Anfang Ingerimm 1035 BF


»Hm - wie das duftet! Herrlich. Ich sag’s dir, mein Illo - trautes Heim: Glück allein. Solltest dir auch mal was Festes suchen!« Ugo von Mühlingen streckte die Beine aus und legte sie auf einen weichen Diwan. Die Veranda vor Schloss Mühlingen spendete Schatten, die Bänke waren gut gepolstert, und von den Ställen wehte der Geruch dampfender Pferde herüber: Die Halbschwadron sattelte gerade ab. Der Oberst hatte sie stets dabei, wenn er – wie vor einer Stunden – nach Mühlingen kam.

Illehardt von Rathsamshausen saß auf einem Lehnlosen gepolsterten Stuhl - viel zu niedrig, so dass seine Knie fast auf Höhe des herabhängenden Kinns standen. »Vielleicht, mein Marschall. Andererseits habe ich es nie lange irgendwo ausgehalten. Mein Sohn ist längst ein tapferer Ritter, meine Gattin in Ehren vermodert, der Schlundgau so öde wie das Grab. Ihr habt es hingegen gut getroffen, mein Marschall.«

»Marschall? Das war einmal, Heutzutage braucht man die Marschälle nur noch, wenn die gekrönten Häupter glauben, die Suppe brennt an.«

»Na ja - sieht doch ganz so aus, als würde die Suppe in Flammen stehen, wenn Haffax kommt«, warf Illehardt ein.

»Und wenn er kommt? Dann kommt er eben! Der ist auch nicht unbesiegbar. Ich hoffe, er kommt bald, dann kann er seine lächerlichen Bluttempler ja mal an der ›Goldenen Lanze‹ ausprobieren!« Ugo schlug mit der Faust auf die Lehen seiner Bank.

In diesem Augenblick kam ein schwarzhaariger Bengel von vielleicht vier Jahren auf die Terrasse gerannt, blieb beim Anblick Ugos plötzlich stehe, hob die Hand und rief:

»Opa!«

Seine Mutter, Elene von Mühlingen, kam just hinterher, ein Kleinkind auf den Armen: »Aber nein, mein Löbchen, den Alten da musst du ›Papa‹ nennen. Opa ist dein Uropa Eychgras. Den wirst du bald wiedersehen, wenn wir nach Auenwacht reisen.«

»Wir reisen nicht nach Auenwacht, meine unhöfliche Gemahlin«, wies Ugo seine Gattin grämlich zurecht.

»Wieso nicht? Giselhold meinte, du wirst da zum Marschall gewählt!«

»Ach, Giselhold meint? Wo ist denn mein fruchtbarer Neffe? Hat sich verzogen, kaum dass wir vorhin angekommen waren. Ist auch besser so, sonst hätte ich ihn der Siebenzahn vorgeworfen.« Ugo erhob sich mühsam; offenbar hatte er Schmerzen in den Füßen und Beinen. »Außerdem ist das einfach nicht zu fassen: zum Marschall gewählt! Wo gibt’s denn sowas? Marschälle werden von den Regenten ernannt, auf Basis von Kompetenz und Erfahrung. Marschall zu werden heißt doch nicht, sich einem Schönheitswettbewerb zu stellen!« Ugo humpelte zur kurzen Treppe in den Schlosshof und verpasste seinem kleinen Sohn im Vorbeigehen eine gut gezielte Kopfnuss.

»Aber denn wir jemand anderes Euch Befehle geben wollen, mein Marschall«, empörte sich Illehardt, der sich ebenfalls erhoben hatte.

»Na und? Das wäre nicht das erste Mal, dass ich Befehle ausgeführt habe. Und mal gucken, wen die Gecken sich da herauspicken! Ha! Alles grüne Jungs, Rotznasen. Haben kaum eine Schlacht geschlagen, geschweige denn geführt oder gar gewonnen! Denen fehlt es an Erfahrung: Die wissen nicht, wie es ist, wenn die Pferde im Blut der Kameraden den Halt verlieren, wenn das Geschrei der Verwundeten lauter gellt als der eigene Kampfschrei, wenn der Feind die Reihen durchbricht und du weißt, dass du gleich handeln musst, hart sein musst, sonst erinnert man sich an deinen Namen nur, weil du der Narr bist, der die Schlacht verloren hat!« Ugo von Mühlingen schnarrte die Sätze nur so heraus, die Adern an Hals und Stirn traten hervor, und der kleine Praioslob, das Löbchen, hörte erschrocken mit dem Plärren auf. »Denen fehlt es vor allem an Härte, Illo. Vielleicht lernen sie sie noch, wenn sie Glück haben. Und wenn nicht, dann werden sie wieder zu mir kommen, die kleinen Marschällchen, und werden mich anbetteln, an ihrer Stelle Härte zu beweisen. Bis dahin, Illo, lassen wir Herrn Praios einen guten Mann sein! Und du, Weib, schaffst mir die beiden kreischenden Kinder aus den Augen! Das ist ja kaum auszuhalten, schlimmer als Jergan!«

GG&P-Con 2012 Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012


Dieser Artikel verweist auf die Handlung des GG&P-Cons 2012.