Geschichten:Eine neue Baronin zu begrüßen - Ein Treffen in Weidenrast

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Der Abend neigte sich herab. Blau wurde langsam zu Schwarz. Wo soeben noch das Lied der Vögel das Ende des Tages verkündete, erklangen nun klagend und trauernd die Stimmen der Nacht. Kauz und Eule übernahmen die Herrschaft, wo eben noch der Falke stolz die Welt erkundete.

Fensterläden wurden geschlossen, Feuer gelöscht und die Türen fest verriegelt. Die kommenden Stunden waren nicht für die Menschen des kleinen Dorfes Weidenrast gedacht. Einfache Menschen, die ihren Lebenslauf an dem Laufe des Tages ausrichteten. Was die Nacht brachte und verbarg, dies war ihnen unheimlich, wollten sie nicht wissen und diesmal, diesmal wollten sie am liebsten ganz vergessen, dass es dort draußen noch eine Welt gab. Manchmal sollte man besser vergessen und nicht wissen...

Die Pferde waren ruhig, denn es war ein lauer Abend gewesen und es würde eine ruhige, warme Nacht ihm folgen, auch waren sie gut gepflegt worden von ihren Reitern. Jenen Reitern, die nun in der aufkommenden Dunkelheit warteten und zu Schatten ihrer selbst wurden. Ein kleines Feuer wurde angefacht, nicht hell genug um die Nacht zu vertreiben, doch hell genug um ein Zeichen zu sein in der Finsternis.

Herr, vielleicht kommt er nicht.“

Der Angesprochene schien diese Worte nicht gehört zu haben, denn er zeigte keinerlei Reaktion.

„Herr?“

Jetzt erst bewegte sich der Schatten, den man nur mit den Namen seiner Baronie bezeichnete, als wäre er etwas Böses, dessen wahren Namen man nicht nennen durfte. „Ich werde Euch fragen, wenn ich Eure Meinung erfahren möchte. Und nun geht ans Feuer. Ich bin bis hierher gekommen ohne Eure Hilfe und Rat, also werde ich auch Jetzt wissen, was ich tue.“

Auch wenn die Nacht die Grenzen verwischte und Gesichter nur blasse Schatten in der Dunkelheit waren, ohne ihren Träger noch zu zeichnen, so war nun klar gestellt worden, wer der Herr und wer der Diener war. Also schlich der Diener ergeben zurück ans Feuer, während der Herr aufrecht die Nacht begrüßte.

So oft schon hatte er sie als Freundin begrüßt. Eine Liebende, die ihn nie zurückwies, ihn immer aufnahm und beschützte, wo das Licht des Tages ihn doch nur dazu zwang all die Regeln und Gesetze zu befolgen, die ihm Zeit, Reich und Erbe aufbürdeten.

Wie oft war er zu ihr geflohen, verfolgt von den Blicken der steinernen Wächtern seiner Burg. Er wusste um die Geheimnisse, die in den Schatten der toten Augen schlummerten, welche dort über den Zinnen wachten. Er wusste auch um das Tier, welches ihm gebot niemals ruhig zu sein, niemals Frieden zu finden. Ewig Jäger sein...

Ein Geräusch lenkte seine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zurück. Es war nur kurz erklungen und wäre für einen Unwissenden im Fluss der Geräusche untergegangen, welcher die Dunkelheit durchzog, doch war es ein einzigartiges Geräusch gewesen und die kurze Zeit der Stille danach war ein deutliches Zeichen der Fremdartigkeit. Es gehörte nicht dazu, passte nicht hinein.

„Kommt. Es droht keine Gefahr. Ich habe nicht alle Zeit der Welt gepachtet und habe lang genug auf Euch gewartet, von Gippelstein.“ Der Herr sprach in die Nacht und begrüßte laut den Gast, welchen er auf seinen Grund und Boden geladen hatte. Es war nur Recht, dass sie sich in der Nacht trafen, als wären die Worte, die nun gewechselt würden, nicht dazu gedacht, im reinen Lichte des Herrn Praios ausgesprochen zu werden.