Geschichten:Eine beschwerliche Reise

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Die kleine Gruppe aus Vellberg hatte den deutlich längeren aber dafür sichereren Weg über die Baronien Bergthann und Hengefeldt gewählt. Zwar teilte sich Vellberg mit Zackenberg eine gemeinsame Grenze, doch leider keine gemeinsamen Wege. Und eine Reise durch die dichten urwüchsigen Wälder ihres Lehens erschien Elissa für ihre kleine Gruppe als wenig angeraten, zumal man dort nur sehr langsam vorangekommen wäre.
Aber auch so war die Reise alles andere als angenehm, da die Pfade im Norden der Markgrafschaft nur selten die Bezeichnung ‘Straße’ verdienten. Auch wenn die Adlige die Ankunft auf Hardenfels geradezu herbeisehnte, so hatte sie dennoch ein Auge für die fast schon ehrfurchtgebietende Landschaft am Rande der Trollzacken, welche ihr noch ein wenig urtümlicher, unberührter erschien als im heimischen Vellberg. Erst kurz vor ihrem Ziel erreichte die kleine Gruppe mit dem Markt Zackenberg und der nahebei gelegenen Burg Trollwacht erste Spuren von Zivilisation, wie einer der beiden Gardisten spottete, konnte man, seiner Meinung nach, die bisher durchquerten Dörfchen und Weiler doch wohl kaum dazu zählen. Ein strenger Blick der Baronin brachte den jungen Mann zum schweigen, doch verzichtete Elissa darauf, ihn für seine kecken Worte zu tadeln, musste sie ihm doch insgeheim zustimmen.
Im Ort Zackenberg, nurmehr etwa 15 Meilen von ihrem Ziel entfernt, legten die Reisenden eine längere Pause ein und nutzten die Gelegenheit zu einem ebenso heißen wie heißersehnten Bad und zum Umkleiden. Elissa war nicht daran gelegen, voller Staub und Schweiß mit ihren Begleitern Hardenfels zu erreichen und so eher für eine Söldlingsschar denn für eine Hochadlige samt Gefolge gehalten zu werden. Die beiden Soldaten trugen trugen nun über ihre Gambesons saubere grün-blaue Wappenröcke mit dem Zeichen Vellbergs, ergänzt um schwarze Lederstiefel, Tellerhelme und graue Stulpenhandschuhe. Ulfberth, der vorlaute jüngere der beiden Bewaffneten, führte zudem die Standarte mit dem Wappen der Baronie. Vanjuscha, die Dienerin der Baronin, trug ein hellbraunes Kleid, während sich ihre Herrin für praktischere Kleidung, eine Hose aus Hirschleder, einem sehr gut gearbeiteten Leinenhemd und darüber einen prächtigen Wappenrock, der mit ihrem persönlichen Wappen bestickt war, entschieden hatte. Auf Schmuck, der bei einer solch´ anstrengenden Reise nur hinderlich war, hatte die Adlige mit Ausnahme ihres Siegelrings verzichtet, nicht aber auf ihr Schwert.
Das letzte Stück des Weges kam der schweigsamen Schar wie ein besserer Wildwechsel vor und nicht nur Elissa beschlich die ungute Vermutung, irgendwo vom Weg abgekommen zu sein. Wenig später erreichten Sie zu aller Beruhigung jedoch den kleinen Ort Hardenstatt und konnten kurz dahinter schon den Wehrturm Hardenfels erspähen. Allen war die Erleichterung darüber, endlich am Ziel angekommen zu sein, deutlich anzusehen, denn auch wenn man von Angriffen jedweder Art verschont geblieben war: ‘Angenehm’ war die Reise ganz und gar nicht gewesen und jeder, selbst die Baronin, sehnte sich nach einem guten Bier und einem mindestens so gutem Essen samt einem gemütlichen Plätzchen zum Ausruhen.
Schließlich kam der Eingang des Turms, vor dem sich bereits eine Gruppe von Menschen versammelt hatte, in Sicht. Dort angekommen, zügelte die Adlige ihr Pferd blickte in die Runde, erkannte nach einem kurzen Moment Bärfried und nickte ihm freundlich lächelnd zu.