Geschichten:Ein Tischgespräch zu Dergelstein

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Ein Tischgespräch zu Dergelstein


Die Sonne geht mit einigen letzten roten Strahlen, die sich in den Wassern des Dergels unterhalb der Burg spiegeln unter, als die Baronin von Dergelstein und ihr Gemahl zum abendlichen Mahle im ersten Stock des Pallas zusammentreffen.

Gunilde, mit einem Lächeln: "Jasline schläft jetzt. Es scheint ein anstrengender Tag für die Kleine gewesen zu sein, nach dem, was mir unsere Amme erzählt hat. Wie bist Du mit Deinen Plänen vorangekommen?"

Wulfhardt, etwas zerstreut: "Ach die Pläne. Der Entwurf für die Schanzungen vor dieser neuen Pfalz in Almada ist fertig, der dortige Reichsmarschall wünschte sie zu sehen. Aber bauen wird er sie wohl nicht. Nachdem sie die Pläne der Pfalz gleich allen interessierten Parteien ausgeliefert haben, sie haben sie doch tatsächlich ausgehangen, ist die Festung leider militärisch ziemlich unbrauchbar. Ein solcher Fehltritt unter den Augen des höchsten Adels des Reiches und keine schreitet ein. Aber ach, vielleicht ging es ja auch mehr um die gute Lage, das milde Wetter, den guten Wein ..."

Gunilde schüttelt dazu mit zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf, fast, als ob sie ihrem Töchterlein sagen wollte, daß sie ein Fundstück nicht in den Mund stecken sollte.

"Aber nur in der Stube hocken ist zwar dem Nandus gefällig, aber Avesblut treibt uns ja alle um. Ich war vorhin noch beim Perainetempel und habe kurz mit dem Geweihten gesprochen, denn ich wollte mich doch mal ins Bilde setzen wie es hier bei den Bauern ums Gerät bestellt ist. Ich bin für morgen mit ihm verabredet. Haben wir eigentlich einen Sonnenschirm im Hause? Ich werde ja den morgigen Tag auf dem Lande verbringen und der Herre Praios setzt uns ja dieser Tage reichlich zu."

Die Baronin grinst kurz und meint dann gespielt mißbilligend: "Trotz unserer gemeinsamen Ehejahre muß ich doch feststellen, daß Du ein verwöhnter Garetier geblieben bist. Ein Sonnenschirm, also wirklich. Du kannst einen der Stallburschen oder Rhys nach einem Strohhut fragen, bevor Du mir einen Sonnenstich bekommst. Habe ich Dir eigentlich schon von meinem Treffen mit der Gildemeisterin erzählt? Sie sagte mir, daß Gerüchte umgingen, der Prinz vom Kosch wolle um unsere Irmenella werben? Was hältst Du denn davon? Ich glaube, ich habe diesen Prinzen noch nie gesehen. Aber unter ihren langen Bärten sehen die Koscher für mich sowieso alle gleich aus." Nachdenklichund fragend schaut sie ihren Gemahl über den Hühnchenschlägel in ihrer Hand hinweg an.

Etwas mehr bei der Sache antwortet Wulfhart: "Verwöhnter Garether? Ach du meine Liebe. Soll ich denn herumlaufen, wie ein Bauer?" Zum Fenster zeigend: "Schau dir mal deine Bäuerlein an, selbst sie tragen heute einen Hut - und das in den Abendstunden." Er steht auf und geht zum Fenster, sich die Finger an einer Serviette reibend ... "Und dort auf dem Feld, siehst du wie kümmerlich das Getreide heuer geraten ist. Praios' und Efferds Gaben zu gleichen Teilen sind's aber was das Korn braucht." Er setzt sich wieder und bricht sich ein Stück Weizenbrot ab.

"Ja, mit dem Korn hast Du wirklich recht, das macht mir Sorgen. Es wurde dieses Jahr viel zu früh reif - kein Wunder bei dieser Hitze - und steht dünn auf dem Halm. Möge Peraine der Wintersaat freundlicher gesinnt sein."

"Perainens Gnade mit Efferds Hilf, sicher." Er taucht das Brotstück in die Bratensauce und redet dann kauend weiter "Ein Koscher, sagst du. Und sie, was sagt Irmenella dazu? Soll sie ihn doch nehmen, ihr redet ja niemand dazwischen. Außer - ja außer es geht wieder um Politik. Da gibt es bekanntlich viele Gründe für und wider und Vertraute in Legion und Ratgeber in Myriade." *lacht*

"Nun was Irmenella angeht ... Irgendwie hätte ich nicht gedacht, daß sich die von Wertlingens hier noch lange halten können; wenn sie jetzt doch noch mal heiratet, könnte das wieder anders aussehen. Rein politisch wäre der Kosch natürlich eine gute Partie..." Nachdenklich läßt die Baronin den Satz in der Luft hängen.

"... aber Garetien wäre wohl auch nicht schlecht." *schmunzelt* "Hast du denn den Prinzen schon gesehen? Ist er denn wirklich nur politisch eine gute Partie?" lacht und spricht danach unvermittelt "Aber mit Irmenella haben wir es doch gut getroffen."

"Wie ich schon sagte, ich glaube nicht, ihn schon einmal gesehen zu haben...Wer weiß, was sich aus diesen Gerüchten noch entwickeln mag. Und unsere Erlaucht" ein Schmunzeln seitens der Baronin, "Noch ein, höchstens zwei Konvente und sie wird wirklich erwachsen sein. Den Sturkopf einer Greifenfurterin hat sie ja schon deutlich mit dem Erlaß des letzten Jahres gezeigt."

Die Baronin ist nun aufgestanden und blickt durch eines der nach Süden gehenden Fenster des Raumes. "Hübsch, dieses Abendrot, nicht wahr. Man möchte meinen, es gäbe keine Probleme auf Dere, wenn man so etwas sieht."

Wulfhart, sich räuspernd: "Ach meine Liebe. Du weißt doch: Herr Praios neigt zu Ordnung und Maß, er sank schon vor einem Wasserglas." Er kichert leise in sich hinein. Doch hält er plötzlich inne, als sein Blick den Kamin streift ...