Geschichten:Ein Tag im Peraine - Verhandlung im Zwielicht

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„Wen habt Ihr denn erwartet, Steinfelde?“, grinste Odilbert von Windischgrütz, der ehemalige Junker von Feldrungen, mit schmerzverzerrter Miene. Auch die Müllerburschen hatten kräftig ausgeteilt, wie an mehreren Blutergüssen und einem dunkelroten Fleck auf dem Wams des Ritters zu erkennen war.

„Ärgerlich, höchst ärgerlich“, Praiodan schnaubte, „Diese Trottel sprachen vom Eichenblatt.“

„Eichenblatt? Pfff. Der hat mich abblitzen lassen.“

„Ihr hattet also Kontakt mit ihm?“, der Wegevogt horchte auf.

„Natürlich. Warum sollten sich die, denen ihr Recht vorenthalten wird, nicht zusammentun?“, gab der andere trotzig weiter Auskunft, „Ihr habt Euch ja arrangiert und seid nicht schlecht dabei gefahren, wie ich sehe - auf Kosten meiner Familie.“

Praiodan schüttelte den Kopf: „Ihr steckt bis zum Hals in der Scheiße, Windischgrütz, und das ist alles was Euch dazu einfällt? Wie kommt dieser Krämer dazu, euch als Eichenblatt zu bezeichnen?“

„Vielleicht wollte ich diesem Mistkerl noch mehr Untaten in die Schuhe schieben, bevor ich ihn an den Galgen bringe und mir meine Belohnung dafür schon im Vorfeld sichern? Auch ich muss schließlich von irgendwas leben. Auf Euch ist ja kein Verlass, wie Eure sogenannten Bemühungen um meine Familie gezeigt haben.“

„Jetzt reicht’s aber!“, das etwas wirre Gerede des anderen ließ den Steinfelder ungeduldig werden, „Euer Lamento ist für’n Arsch. Ihr solltet viel mehr überlegen, wie Ihr aus der Sache hier wieder rauskommt. Wenn Ihr ein Gemeiner wäret, dann würde ich Euch ohne Federlesens wegen Wegelagerei am nächsten Ast aufknüpfen lassen. Als Adligen aber muss ich Euch im Grunde sofort der Gerichtsbarkeit des Landrichters, Hadrumir von Schwingenfels, überantworten.“

Odilbert von Windischgrütz zuckte zusammen: „Aber das werdet Ihr doch nicht tun, oder? Ich meine, Ihr wisst, was er mit dem Gerstungen gemacht hat. Ein gerechtes Urteil wird es für seine Feinde nicht geben.“

„Ah, so langsam erkennt Ihr Eure Lage.“

„Ich bitte Euch, helft mir!“, jammerte der vormalige Junker von Feldrungen, „Ich würde Euch alles erzählen, was ich über Eichenblatt und seine Leute weiß.“

„Hm. Das klingt in der Tat verlockend...“

„Nicht wahr?“, witterte Odilbert seine Chance, „Informationen über Eichenblatt gegen meine Freiheit. Das wäre doch ein guter Handel.“

„...Aber Ihr habt nicht nur mir gegenüber einiges gut zu machen.“

„Wieso?“

„Die Leute da draußen“, deutete Praiodan in Richtung Tür, „Ihr habt mehrere von ihnen verletzt und der Krämer wird seine Waren ersetzt haben wollen. Ich kann Euch also nicht einfach so laufen lassen. Es wird mich einiges kosten, sie davon zu überzeugen, dass Ihr nicht ganz der üble Kerl seid, für den sie Euch halten."

„Was soll ich denn Eurer Meinung nach tun?“

„Ihr werdet büßen.“

„Wie denn?“

„Ihr werdet mir Eure Waffen überlassen. Ihr werdet ohne Widerstand als mein Gefangener mit nach Steinfelde kommen und dort bleiben, bis ich mit Graf Luidor gesprochen habe. Mit etwas Glück werdet Ihr dann den langen Rest Eures Lebens im Kloster zu Hutt oder Perainsgarten verbringen und für die Seelen Eurer Angehörigen beten."

„Ausgerechnet Graf Luidor!“, verächtlich spuckte Odilbert aus.

„Die Alternative heißt Hadrumir von Schwingenfels“, gab Praiodan ungerührt zurück.

Die Schultern des Windischgrützers sackten bei der erneuten Nennung des Namens nach unten und etwas Flehentliches war in seiner Stimme zu vernehmen, als er sprach: „Gut, ich bin einverstanden und ergebe mich. Versprecht mir aber, dass Ihr mich unter keinen Umständen in die Hände des Schwingenfels übergebt.“

„Ich werde sehen was ich tun kann."

„Schwört es, bei Praios!“

Praiodan hob die Hand: „Ich schwöre es beim Götterfürsten und seinen Geschwistern.“


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14. Per 1039 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Verhandlung im Zwielicht
Rein oder raus


Kapitel 3

Wer zu viel fragt
Autor: Steinfelde