Geschichten:Ein Tag im Peraine - Namensvettern

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unweit Gut Steinfelde, Peraine 1039 BF

„Wer ist eigentlich Euer Knappe, Steinfelde? Ich meine, ich hätte ihn irgendwo schon einmal gesehen“, erkundigte sich der an den Händen gefesselte Odilbert von Windischgrütz, der zwischen den Waffenknechten und dem Ritter Praiodan ritt, nach dem still hintendrein reitenden Burschen.

„Das ist Graf Luidors Sohn Odilbert. Mit Eurem Bubenstück habt Ihr Euch bei Eurem zukünftigen Grafen nicht unbedingt beliebt gemacht.“

„Oha!“, der Gefangene pfiff durch die Zähne und machte ein zerknirschtes Gesicht, „Es reut mich ja schon. Oh, seht, wie es mich reut! Es gab Zeiten, da redete ich mir ein, der Graf hätte seinen Sohn nach mir benannt“, er lachte auf und urplötzlich nahm seine Miene einen füchsischen Ausdruck an, „Ein schlauer, Bursche, mein Namensvetter, genauso wie sein Vater. Es war doch seine Idee, mir das Dach überm Kopf anzuzünden, nicht wahr? Ich hab’s doch gehört. Meine Ohren, müsst Ihr wissen, sind noch ziemlich gut. Der Einfall hätte fast von mir sein können, hihi. Keine falschen Rücksichten, sag ich, wir haben ein Ziel zu erreichen. Und wenn dabei ganz Deren in Flammen aufgeht.“

Praiodan wandte sich ab. Es wurde immer offensichtlicher, dass mit dem Windischgrütz etwas nicht stimmte. Der Mann schien mehr mit sich selbst als mit anderen zu reden. Die ungesunde Gesichtsfarbe und ein unsteter Blick trugen ihr übriges zu dem Eindruck bei.

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Unter mehr oder weniger unsinnigem Gebrabbel kamen sie den Weg nach Steinfelde hinauf und gelangten in den Hof des Anwesens. Praiodan fragte sich hinterher oft, wie es dem Raubritter wohl gelungen war, sich unbemerkt von seinen Fesseln zu befreien.

Ein Griff in den Stiefel und der Windischgrütz hatte eine ölig schimmernde Klinge in der Hand. Mit zwei Sätzen war er hinter dem ahnungslosen Odilbert und presste dem überrumpelten Knappen die Spitze des Stiletts in den Rücken, während er ihn mit dem anderen Arm im Würgegriff hielt.

„Für wie dumm haltet Ihr mich eigentlich, Steinfelde? Meint Ihr wirklich, Ihr könntet mich einfach so loswerden, indem Ihr mich in ein Kloster steckt?“, krähte er, „So, und jetzt werdet Ihr mir die Pferde bringen und wehe, einer von euch traurigen Gestalten folgt mir! Dann ist das Leben Eures künftigen Grafen keinen Pfifferling mehr wert."

„Windischgrütz, das ist euer Todesurteil!“, donnerte Praiodan, dessen Gesicht puderrot angelaufen war, in ohnmächtiger Wut.

„Jajaja. spart euch euer Kläffen, Steinfelde“, höhnte Odilbert von Windischgrütz und zischte ins Ohr des jungen Hartsteen, während er ihn langsam in Richtung Toreinfahrt zog, „Und du Bursche, wirst schön tun was ich dir jetzt sage!"

„Das könnte Euch so passen.“, gab der zurück, „Ritter Praiodan, Rondrabefohlen!“

„Wa...?!“

Mit aller Kraft warf sich der Knappe nach hinten und traf mit seinem Kopf mitten ins Gesicht seines Widersachers, dessen Dolch nach vorne zuckte und sich ungezielt in den Leib von Luidors Sohn bohrte. Der heiße Schmerz ließ Odilbert fast ohnmächtig werden, doch der Griff des Windischgrütz löste sich.

„Ergreift ihn!“

Auf dieses Kommando hin stürmten die von der ganzen Aktion ebenfalls überraschten Waffenknechte auf den Raubritter zu, der wild heulend mit dem Dolch herumfuchtelte während das Blut aus seiner Nase schoss. Odilbert taumelte zu Boden. Endlich gelang es den Kriegsleuten, dem Mann die Waffe zu entreißen und ihn festzuhalten. Ein lautes Rauschen ließ den Hartsteener erzittern, doch darüber hörte er noch die mächtige Stimme des Wegevogts: „Auf die Knie, Windischgrütz!“

Doch der Raubritter zappelte wie wild und suchte loszukommen, bis ihm jemand in die Kniekehle trat und er zusammensackte.

„Denkt daran, was Ihr mir vor nicht einmal zwei Stunden geschworen habt, Steinfelde! Denkt daran!“, krächzte er lautstark immer wieder.

„Das tue ich!“, Praiodan hatte sein Schwert gezogen und hob es nun mit beiden Händen über den Kopf. Alle Farbe war nun aus seinem vor Zorn zuckenden Gesicht gewichen.

„Im Namen der Zwölfe und nach den Gesetzen der Feidewalder Lande unter der Igelkrone“, keuchte er, „verurteile ich Euch wegen Hochverrats und Wegelagerei zum Tode durch das Schwert. Eure Seele den Göttern befohlen.“

Der Stahl blitzte sausend hernieder. Es knackte und rot färbte sich das junge Gras. Dumpf schlug das glatt vom Rumpf getrennte Haupt Odilberts von Windischgrütz auf den Boden. Die vom Irrsinn verzerrte Fratze war das Letzte, was sein Hartsteener Namensvetter sah, bevor ihm die Sinne schwanden.



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14. Per 1039 BF zur abendlichen Boronstunde
Namensvettern
Wer zu viel fragt


Kapitel 5

Autor: Steinfelde