Geschichten:Ein Einhorn im Ochsenfell

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Es war abends, ein langer Tag in den Kanzleistuben der Reichskanzlei, lag hinter Wolfaran von Ochs, als er in der Dunkelheit in das Haus seiner Familie in Elenvina zurückkehrte. Er übergab seinen Überwurf an die Bediensteten und zog sich in das Kaminzimmer zurück.

Er nahm einen Kristallpokal aus dem Schrank und goss sich besten Torbelsteiner aus der Heimat ein, als er einen Schatten hinter dem Vorhang erblickte. Blitzschnell nahm er das Schüreisen an sich, um sich zu verteidigen. Als die schemenhafte Gestalt näher kam.

„Ruhig, Wolfaran. Ich bin es.“ Die Person sprach sehr leise.

Der Kanzleirat entspannte sich ein wenig. „Alderan? Was schleichst du herum, wie ein gemeiner Dieb?“

„Schhhh, ich muss mit Dir reden, ohne dass uns jemand zuhört.“ Der Junker vom Baernwald führte seine Finger zum Mund um seinem Schwager anzudeuten seine Stimme zu senken.

„Geht es Iralda gut? Ist etwas passiert mit ihr oder den Kindern?“ sprach Wolfaran leise und stellte den Feuerhaken beiseite.

„Iralda und den Kindern geht es gut, keine Sorge. Sie weiß nichts von unserem Treffen und sie darf nie etwas darüber erfahren. Wolfaran, ich benötige Deine Hilfe in einer delikaten Angelegenheit, die äußerste Verschwiegenheit erfordert.“

Wolfaran holte einen zweiten Trinkpokal aus dem Schrank und goss beiden den Brand ein. „Setz Dich, und erzähl, was kann ich für Dich tun. Was ist so geheimnisvoll, dass selbst meine Frau – deine Schwester - hiervon nichts wissen darf.“

Alderan setzte sich neben seinen Schwager. „Ich habe bei mir ein Bündel, ein Bündel das dort wo es sich im Moment aufhält nicht sicher ist. Daher meine Bitte, nimm ihn an Dich und hüte ihn sorgsam.“

„Ihn? Du redest von einer Person, nicht wahr?“ Der Baron war überrascht und neugierig.

„Ein Junge, bald zwei Götterlaufe alt. Ich möchte, dass Du ihn als Deinen Sohn ausgibst und ihn großziehst. Du musst ihn beschützen, bei seiner Familie wähnt ihn seine Mutter nicht in Sicherheit.“

„Du bittest mich darum, dass ohne zu wissen, wen ich unter meine Fittiche nehme? Ich muss meine Frau anlügen, der sicher nicht gefallen wird, dass ich einen weiteren Bastard gezeugt habe. Das erwartest Du?“

„Ich weiß, es ist viel verlangt. Seinen Namen kann ich Dir verraten, doch Du musst mir schwören, dass Du seine Identität niemanden, wirklich niemandem, offenbarst.“ Alderan schaute erwartungsvoll zu Wolfaran.

Der junge Ochse prustete tief durch. „Für meine geliebte Gattin, weil Du ihr Bruder bist und Du ihr sehr viel bedeutest, werde ich dem zustimmen. Iralda wird mich für etwas hassen, wofür sie mich lieben sollte. Was für eine Krux. Erzähl mir mehr Alderan, ich werde schweigen.“

Alderan klopfte kurz auf den Tisch, worauf seine Frau mit einem schlafenden Jungen durchs Fenster stieg. „Das ist Raulbrin Debrek von Zweifelfels. Sein Vater ist der verstorbene Debrek Rondrawin von Zweifelfels, der ehemalige Baron von Zweiflingen. Seine Mutter Emer Alara hat ihn für tot erklären lassen, da sie sich um sein Wohlergehen ängstigt. Die Zweifelfelser sind unter sich im Zwist, da möchte sie den Knaben an einer sicheren Stelle verwahrt haben. Bei mir in Bärenau, vor allem, da ich jetzt Vogt bin, ist er das nicht mehr. Bei Dir in Elenvina ist er sicher.“

Wolfaran trank darauf erst mal einen Doppelten. „Hossa!“ Es passierte selten, Wolfaran war sprachlos.

Alderan nestelte in seinem Gewand und zog ein Amulett mit Zeichen des Phex hinaus. Der Kanzleirat stutze.

„Jetzt, Wolfaran wirst Du mir einen heiligen Eid schwören, im Namen des Fuchsgottes. Du wirst den Jungen schützen und niemandem von seiner Identität berichten. Ich gestatte Dir mit mir und Yselde darüber zu reden, mit sonst niemandem.“

„Du bist ein Phexgeweihter, es wird ja immer besser am Abend.“ Wolfaran war perplex.

„Ja, ich bin ein Nachtschatten der Phexkirche und Du wirst mir den Schwur leisten.“, der Junker sprach die Liturgie des listigen Gottes.

Der Kanzleirat atmete tief durch. „Ich schwöre ich werde den Kleinen schützen und sein Geheimnis wahren, so wahr mich der Herr Phex leite.“

Die Zweifelfelserin reichte ihrem Schwager den Knaben. Wolfaran sah ihn milde an. „Willkommen. Leowyn von Ochsenfeld. Willkommen im Haus Ochs.“

Yselde und Alderan verabschiedeten sich wieder in die Schatten, währenddessen Wolfaran ein Schreiben an seine Gattin und seinen Vater aufsetzte und ihnen von „seinem“ Bastard berichtete.