Geschichten:Duell in Gareth - Das Duell

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Dramatis personae:


Gareth, 4. Peraine 1034 BF

Es war ein sonniger Tag und es waren kaum Wolken am Himmel als ein Spatz über die Dächer Gareths und über ein Platz flog, der von Menschen nur so wimmelte, vorbei an einer Säule, die die Bewohner der Stadt das Viergöttermonumemt nannten, das zum Gedenken an die Schlacht von Brig-Lo errichtet worden war. An der Spitze dieser 20 Meter hohen und drei Meter durchmessenden Säule brannte ein ewiges Feuer, das Tag und Nacht Licht spendete, und darunter ragten Blitz, Schwert, Dreizack und Hammer drohend gen Bosparan und auf einer Tafel fand man Namen aller erfolgreichen Heerfürhrer des Reiches seit jenen Tagen.

Etliche Männer und Frauen fanden sich auf dem Brig-Lo-Platz zusammen um Zeuge des kurz bevorstehenden Duells zu werden. Seit Tagen schon war das Duell Gesprächsthema in den Tavernen und auf den Märkten der Stadt. Der Herausforderer, Irian von Goyern, war in Gareth kaum bekannt und man spekulierte was wohl der Grund für seine Forderung war. Man wußte, daß er ein reichsforster Ritter war und es hielt sich hartnäckig das Gerücht, er sei ein Schüler des Schwertmeisters Erlan Adersin. Ja, es soll diesem sogar gelungen sein, seinen Meister zu bezwingen!

Man sagte, Balrik von Keres habe ihn beleidigt, schlecht von ihm geredet oder gar seine Ehre in Zweifel gezogen und Irian habe ihn deshalb zum Duell gefordert. Andere wiederum meinten, daß sich ein unbekannter Ritter nur einen Namen machen wollte und Balrik deshalb forderte, galt doch dieser als besonnen und umsichtig, oder man war schlicht und einfach der Meinung, daß Irian nur ein Duell suchte, so war doch bekannt, daß die Schüler Erlan Adersins jede Gelegenheit ergriffen ein solches zu schlagen.

Aber allen war gemein, daß sie auf das Duell gespannt waren und schloßen Wetten ab, wer dieses wohl gewinnen würde und eifrige Verkäufer ergriffen die Gelegenheit und verkauften ihre Fleischspieße, Pasteten oder Zuckergebäck.

Auch Taschendiebe zog dieser Menschenauflauf an. So sah man einen kleinen Jungen, der mit einem Beutel in der Hand durch die Menge davon lief, gefolgt von einem Mann, der ihm Fäuste schwingend derbe Flüche hinterher warf.

Der Spatz flog über diese Menschenmenge und über den Rondra-Tempel, der der flächengrößte der Göttin in Aventurien war, hinweg. Das Bauwerk war zweistöckig und aus weißen Kalkblöcken erbaut und mit einer gewaltigen roten Kuppel gekrönt und an den Seitenwänden wurde es von zwei jeweils hundert Schritt langen Löwinnenfresken aus rotem Angbarer Zinnober, mit Augen aus eigroßen Smaragden, geziert.

Schließlich ließ er sich auf einer Sandsteinfigur nieder, das ebenfalls einen Löwen darstellte, einen der Löwen von Nebachot, die am Eingang des Tempels Wache hielten und der Spatz beobachtete neugierig die Menschen auf der Kaiser-Reto-Straße, während er auf das Öffnen des Tempelportals wartete. Kutschen und Reiter bahnten ihren Weg, ihrem Ziel entgegen. Er sah sogar eine Gruppe junger Patrizier die den Brig-Lo-Platz ansteuerten. Auch Gaukler, Mönche und zwei Magier wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen.

Sogar auf den hohen Säulen und Arkaden des alten Hippodroms gegenüber der Straße, in dem heute die Ärmsten der Ärmsten wohnten, entdeckte der Spatz einige, die neugierig herübersahen, in der Hoffnung von dort aus einen guten Blick auf das Duell erhaschen zu können.

Dem Spatz schlossen sich bald mehrere seiner Artgenossen an und ließen sich ebenfalls auf den Löwen des Tempels oder auf Dachkanten, auf den Statuen des Hippodroms oder auf den Verzierungen des Viergöttermonuments nieder.

Er war kein einfacher Spatz. Er war der König der Spatzen.

Als sich die Türen des Tempel öffneten, besah er sich neugierig die Kontrahenten, die den Tempel verließen.

Der eine war noch jung und seine blauen Augen blickten entschlossen, als er die Treppenstufen hinunterschritt. Gerüstet war er in einem Plattenpanzer, das man auch gemeinhin Garether Platte nannte. Darüber trug er einen gelben Wappenrock worauf ein roter Helm in Form eines Schallers abgebildet war. Gegürtet war er mit einem Anderthalbhänder. Dies mußte der Herausforderer sein.

Der andere war hochgewachsen und seine aufmerksamen Augen zeugten von Gelassenheit. Gerüstet war er in einem schlichten Kettenhemd mit einer dunklen Lederweste darüber und ledernen Arm- und Beinschienen. Kein Wappen zeugte von seiner Herkunft; doch war das auch nicht nötig, wußte doch jeder, wer er war. Auch er war mit einem Bastardschwert gegürtet.

Beide hatten im Tempel gebetet und waren bei der Andacht dabei gewesen, die zum Tag der Heiligen Thalionmel abgehalten wurde. Und nun begaben sie sich, gefolgt von mehreren Geweihten, auf den Platz um dort ihr Duell zu fechten.

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Balrik blickte sich noch einmal um. Dieser Spatz hatte sie doch eben gemustert!? Es war ein ungewöhlich prächtiges Exemplar seiner Art. Ja, dieser Spatz sah ihnen hinterher. Er beobachtete sie wirklich! Doch hatte Balrik keine Zeit sich darüber weiter Gedanken zu machen und folgte den Geweihten.

Auf dem Platz angekommen sprach Gilrand vom Berg, der Vorsteher des Rondra-Tempels, der auch das Duell überwachen würde, einige Worte. "In Rondras Namen streitet ihr. So kämpft IHR zum Wohlgefallen. Und möge SIE über Euer Kampf wachen."

Es waren nicht viele Worte, doch es genügte. Balrik und Irian hoben ihre Schwerter zum Gruße und jeder auf dem Platz hielt den Atem an und ihre Augen lagen gebannt auf den beiden Duellanten und dann hörte man über den Platz das unverkennbare Klirren von Schwertern, die aufeinandertrafen.

Gleich nach dem ersten Schlagabtausch stellte Balrik fest, daß Irian besser war, als er erwartet hatte. Er hatte anfangs nur einfache Angriffe durchgeführt um Irians Verteidigung zu testen, doch dieser parierte nicht nur mit Leichtigkeit, sondern ihm gelangen auch Angriffe, die Balrik nicht aus lockerer Hand abwehren konnte. Balrik wußte zwar, daß Irian schon Erfahrung in Duellen hatte - er wußte auch, daß seine Base Celessa mit ihm geübt hatte - doch war er über Irians Können dennoch überrascht.

Balrik verschaffte sich mit einer Finte Freiraum und zog sich zwei Schritte zurück um sich eine neue Taktik zu überlegen. Er hatte seine Waffe leicht erhoben, falls Irian sofort nachstürmen sollte, doch tat er es nicht. Auch er belauerte seinen Gegner und schien eine Schwachstelle in seiner Verteidigung zu suchen.

Und dann griff er plötzlich wieder an. Balrik hob die Klinge und blockte den Schlag ab, drückte die gegnerische Waffe zur Seite und griff seinerseits mit einer gewagten Replik an, doch Irian sprang zurück. Balrik machte einen Ausfallschritt, er wollte Irian keine Gelegenheit zum verschnaufen geben. Er griff abwechselnd kraftvoll von beiden Seiten an und drängte ihn Schritt für Schritt zurück, bis es seinem Gegner gelang ihn mit einer grandiosen Parade in die Defensive zu zwingen, so daß nun Balrik zurückgedrängt wurde.

In der Tat, Irian war besser als erwartet. Je länger der Kampf andauerte, desto überzeugter war er, daß Irian noch einen weiteren Lehrer gehabt hatte. Als Irian mit einem Angriff auftrumpfte, den Balrik als den Adersin-Stoß kannte, war er den Gerüchten versucht zu glauben, daß ihm das der bekannte Schwertmeister gelehrt hatte.

Desweiteren durchschaute Irian jeden seiner Finten und auch seine Angriffe erfolgten meist an seinen Schwachstellen, die Balrik nur mit Mühe abwehren konnte. Es war fast so, daß Irian seinen Kampfstil und seine bevorzugten Angriffs- und Abwehrmanöver studiert hatte und dementsprechend reagierte. Er mußte sich darüber erkundigt und nachgeforscht haben. Sehr klug von ihm. Nein, nicht Irian hat sich erkundigt, verbesserte sich Balrik. Das war Celessa. Ihr würde er das eher zutrauen. Und ich habe Irian vorgeworfen, daß er seine Gegner unterschätzt, dachte er sarkastisch.

Nun gut, vielleicht konnte er aber diese Situation zu seinem Vorteil wenden. Irian kannte also seine bevorzugten Angriffsarten. Dann würde er jetzt seinen Kampfstil ändern und mit einem Angriff aufwarten, den er nicht kennen konnte.

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Eine Münze wechselte den Besitzer.

"Ich habs dir doch gesagt", brummte Corvus und grinste. "Den ersten Treffer macht Balrik."

"Also gut. Den nächsten macht er wieder", sagte Herdan.

"Wette gilt."

Irian blickte erst verwundert auf sein Bein, wo ihn Balrik getroffen hatte und dann grimmig. Und sofort griff er um so stürmischer an und ließ ein wahres Schwertgewitter auf seinen Kontrahenten nieder. Seine Beinkleider färbten sich rot, doch schien dieser es nicht zu merken. Und dann traf er Balrik an der linken Schulter.

Mißmutig holte Herdan eine weitere Münze hervor und schnippte sie dem Zwerg hinüber.

Nun wurden Hiebe ausgetauscht und die jeweiligen Rüstungen demoliert. Jedem gelang es seinen Kontrahenten mehrmals zu treffen. Obwohl Balrik durch den plötzlichen Kampfstilwechsel wieder die Oberhand gewinnen konnte, gelang es ihm nicht den endgültigen Treffer zu landen. Beide bluteten bereits aus mehrere Wunden und Irian mußte mit einem verbeulten Schulterschutz kämpfen. Balriks schwere Schulterwunde schmerzte so sehr, daß er seine Linke nicht mehr vollständig einsetzten konnte und auch durch einen Treffer, den er am Bein abgekommen hatte, wurde er eingeschränkt. Doch war keiner gewillt aufzugeben.

Irian begann abermals anzugreifen und drängte Balrik zurück. Er fürchtete, wenn er Balrik einen ruhigen Augenblick ließ, würde diesem einen entgültigen Treffer gelingen. Schlag auf Schlag erfolgte, Hieb auf Hieb ließ er auf Balrik niederfahren und dieser parierte jeden, wenn auch nicht mehr immer mit Finesse. Irian drängte ihn weiter zurück und die Menschenmenge mußte Platz machen, um nicht im Wege zu stehen.

Und plötzlich hielt Irian inne und ließ dann seine Waffe fallen. Erst fragte man sich, was passiert war oder ob er aufgeben wollte? Bis man dann das Blut aus Irians Kehle heraussprudeln sah. Dieser griff danach und brachte nur noch gurgeln hervor, bevor er zu Boden sackte.

Balrik, der noch immer mit seitlich ausgestreckter Waffe vor ihm stand, sah auf ihn hinab, bis er registrierte was geschehen war. Er war der erste der die Stille brach.

"Einen Heiler. Sofort!", rief er und kniete sich hinab und versuchte Irians Blutung zu stoppen. "Ich brauche hier einen Magier! Asamandra, wo bleibst du verdammt noch mal!?", rief er nochmals und es kam Bewegung in die Menge.

Asamandra hatte ebenso das Duell beobachtet, blickte ungläubig auf die Szene und hielt mit ihrer Hand vor Schreck den Mund zu, bis sie das Rufen ihres Vaters gewahr wurde. Sie eilte sofort los. Für solch einen Fall war sie ja mitgekommen, falls jemand so schwer verletzt würde, daß sie ihren Heilzauber anwenden mußte. Sie kniete sich nieder, hielt ihre Hände auf die Wunde - und das Blut strömte im wahrsten Sinne zwischen ihren Fingern hervor - und sprach einige Zauberworte.

Lange Augenblicke vergingen, während Asamandra ihre Hände auf die Wunde hielt und sich mit geschlossenen Augen auf ihren Zauber konzentrierte und immer wieder ihre Zauberworte wiederholte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Dann - nach unendlich langer Zeit, so schien es fast - öffnete Irian endlich seine Augen und Asamandra atmete erleichtert durch, während sie sich zurücklehnte. Dieser Zauber mußte ihr einiges an Kraft gekostet haben. Die Wunde hatte sich fast geschlossen; es war nur noch eine kleine, rötliche Narbe zu sehen.

"Er war schon fast tot", sagte sie kurzatmig. "Aber er hat überlebt."

Irian langte sich schwach an seinen Hals und war doch irgendwie überrascht keine Wunde vorzufinden. Dankbar blickte er die Magierin an, doch war er noch zu schwach um etwas zu sagen.

"Er wird aber noch einige Tage brauchen, bis er wieder zu Kräften kommt", sagte Asamandra zu Celessa, die ebenfalls herbeigestürmt war.

Die Rondrianer holten eine Trage, die sie wohl schon vorbereitet hatten, und einige Novizen halfen den Verletzten darauf zu legen, um ihn in den Tempel zu bringen. Ein Pereine-Geweihter würde sich nun um ihn im Tempel kümmern und seine restlichen Wunden verarzten, die er noch hatte. Und auch um Balriks Wunden würde er sich kümmern.

Gilrand vom Berg sprach noch einige abschließende Worte von Mut und Ehre und Opferbereitschaft und erklärte Balrik als Sieger des Duells; und man begab sich schließlich zurück in den Tempel.

Man würde noch die Tage über von diesem Duell sprechen, wie Balrik plötzlich wie eine Viper zugeschlagen, Irian diesen auf Trab gehalten oder eine wunderschöne Magierin einen Toten aus Borons Hallen zurück geholt hatte.

Als Balrik schließlich den Blick wieder hob, sah er wieder den Spatz, der ihm vorhin am Tempeleingang aufgefallen war. Er saß auf einer Dachkante und hielt den Kopf schief, während dieser ihn neugierig musterte. Doch dann erhob er sich unvermittelt in die Lüfte und flog davon; und wie einem stummen Befehl folgend erhoben sich etliche weitere Spatzen, die sich auf dem ganzen Platz verteilt gehabt hatten, und folgten ihm.

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Geschichte aus der Sicht des Pagen Ajax: Eine Weisheit fürs Leben


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Texte der Hauptreihe:
P10. Prolog
4. Per 1034 BF zur mittäglichen Rondrastunde
Das Duell
Ein neuer Lehrer


Kapitel 4

Epilog
Ort und Zeit


Folgehandlung 1

Autor: Balrik