Geschichten:Drei Krähen und ein Räblein – Totenstarr

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Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, Mitte Efferd 1042

Lonán klopfte an die Tür: „Meine Herrin die Reichsritterin zu Praiosborn, Ailsa ni Rian, begehrt einlass. Öffnet für eure Lehnsherrin die Tür.“

Und obgleich sie sehr wohl durch das Fenster gedämpftes Licht dringen sahen und auch leise Stimmen aus dem Inneren hören konnten, hielt es niemand für notwendig ihnen zu antworten oder ihnen sogar die Tür zu öffnen.

Er klopfte erneut an die Tür: „Die Reichsritterin zu Praiosborn fordert euch auf, ihr die Tür zu öffnen.“

Noch immer keine Reaktion.

Ein drittes Mal hob der freie Albernier an, an die Tür zu klopfe, da riss Ailsa der Geduldsfaden. Sie hatte sich in den letzten Praiosläufen viel von ihren Untertanen gefallen lassen, aber das hier ging nun endgültig zu weit und sie brüllte so laut, dass man es gewiss auch noch in Gareth hören konnte: „Entweder macht ihr jetzt diese verdammte Tür da freiwillig auf oder ICH werde sie aufmachen!“

Doch noch immer gab es keinerlei Reaktion. Ailsa drehte vollkommen durch. Trat brüllend gegen die Tür und bellte ihren Waffenknecht an: „Aufmachen! Aber sofort!“

Das tat er dann auch. Warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür, riss die Verriegelung aus ihrer Verankerung und stolperte in den dahinter liegenden Raum hinein. Ihm folgte Nurinai, dann Ailsa mit ihrer Pagin und zum Schluss Scanlail.

In der Stube des Hauses hielten sich ungefähr ein Dutzend Personen auf. Es war ein großer Raum mit einer offenen Feuerstelle in der Mitte und einem großen Rauchfang darüber, dazu Bänke und Tische zu beiden Seiten.

Die Geweihte warf einen vielsagenden Blick in die Runde, ehe sie fragte: „Wo ist sie?“

Da trat Nella zu ihr, nahm sie bei der Hand und führt sie eine schmale Treppe hinauf, während sie mit tonloser Stimme sagte: „Sie ist da oben. In der Kammer.”

Böse Blicke verfolgten das Mädchen auf ihrem Weg nach oben.

„Was guckt ihr alle so?“, brüllte Ailsa die Anwesenden zusammen, „Ist dieses Mädchen denn das einzige vernunftbegabte Wesen hier?“

„Uns hat keiner gefragt“, spie da ein älterer Mann hervor, „Unter dem Kloster...“

„Und ihr werdet auch jetzt nicht gefragt!“, maßregelte sie ihn, „Also haltet besser alle den Mund, bevor ihr euch um Kopf und Kragen redet!“

„Ihr seid hier nicht erwünscht, Ihr solltet gehen - besser heute als morgen“, setzte der Mann unnachgiebig nach und wurde noch im selben Augenblick von Ailsas Faust zu Boden gestreckt. Perplex blieb er liegen.

„Hat noch jemand eine Meinung, die er oder auch sie gerne kundtun möchte?“, polterte die Ritterin in die Runde.

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Der Ruf einer Krähe erklang: „Krâwa. Krâwa. Krâwa.“

Doch in den Ohren der Geweihten klang es wie: „Der Tod. Ist nah. Ist da.“