Geschichten:Die zweite Wahl - Die Geschichte mit der Kaiserin im Alttobrischen Sommer

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Anfang Praios 1034 BF, Pfalz Breitenhain, Kaiserlich Sertis


Ein laues Lüftchen wehte über die große Zeltstadt vor den Toren der Pfalz Breitenhain und heitere Schäfchenwölkchen tummelten sich am tiefblauen Himmel. Spötter nahmen dies zum Anlass von einem Alttobrischen Sommerwetter zu sprechen, und ernteten damit zumeist Gelächter und heitere Mienen. "Und das große Unwetter zwischen den Jahren? Da hat man sich direkt sehr neutobrisch gefühlt!"

Was sich hier unterhalb der märchenhaften Pfalz im Reichsforst versammelt hatte, kümmerte sich wenig um die Gefahren aus dem Osten oder dem Streit zwischen irgendwelchen Ritterbünden. Die Spielleute spielten neckische Lieder und die Pagen der hohen Herren ächzten unter den schweren Platten mit Rehrücken und Fasanbrüsten, gebratenen Kapaunen und Koschammerzungen, die sie eine nach der anderen aus den provisorischen Küchen in den großen Ballsaal des anmutigen Schlosses hineintrugen.

Die Jagd am Vortag war ein grandioser Erfolg gewesen. Unter der Aufsicht des pfalzgräflichen Jagdmeisters und Firungeweihten, den man nur den Finsteren Hugen nannte (jeder, der seiner ansichtig wurde, wusste sofort warum), hatten Treiber das Wild des Reichsforstes aufgeschreckt und in die Richtung der Jagdgesellschaft getrieben. Als dann auf einen einzigen Schuss des Barons von Gallstein ein stattlicher Hirsch mit einem stattlichen ungeraden vierzehnendigen Geweih fiel (er zählte natürlich dreizehn Enden wie es alle erwartet hatten), war selbst auf der Seite der Pfortenritter ein Ausdruck der Bewunderung zu merken.

Überhaupt war man verwundert gewesen, als die Schar von Adligen unter dem blutroten bewehrten Greifen unter der Führung des Rudschilders bereits am Vortag der Namenlosen Tage in Sertis erschien war. Untergebracht in guten Zimmern in der kleinen Stadt am Fuße des kleinen Schlossberges hatten der Gastgeber, der Bräutigam und Pfalzgraf Hilbert von Hartsteen, sich offensichtlich bemüht keinerlei Grund zum Klagen bei den Adligen zu wecken, mit denen er sich offiziell in Fehde befand (erst recht galt dies für seinen einstigen Schwiegervater, dessen Gestik und Mimik keinen Zweifel ließen, wie groß sein Hass und seine Verachtung für den Waldsteiner Pfalzgrafen war).

Und als die Fanfaren die Ankunft der Kaiserin verkündete, und nach einigen Augenblicken und hinter einem großen Tross funkelnd gerüsteter Ritter die prächtige Kaiserliche Kutsche in den Hof einrollte, stand ein sichtlich zufriedener Hilbert am roten Teppich, der in den Palais führte, und hielt in seinen Händen das seidene Kissen mit dem symbolischen Schlüssel zur Pfalz.

"Hochwohlgeboren, da habt Ihr aber einen netten kleinen Empfang vorbereitet", lächelte die Kaiserin. "Dafür jedenfalls, dass Wir Uns nur auf einer kurzen Durchreise in den Kosch befinden."

"Ich begrüße Euch als Hausherrin auf Eurer Pfalz und empfehle mich als Euer untertänigster Diener", kratzbuckelte der Pfalzgraf, um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: "Wenn es mir erlaubt ist, Eure Kaiserliche Majestät, dann würde ich Euch gerne einladen mein Gast bei den Feierlichkeiten zum Traviabund zu bleiben."

"Ach, es gibt eine Hochzeit, mein Lieber? Wer heiratet denn? Davon müsst Ihr Uns unbedingt mehr erzählen."

Kaiserin Rohaja hatte ihre Leibwache, unter denen Hilbert seinen Vetter Rondrian ausmachen konnte, der ihm verstohlen zunickte, mit einem Wink angewiesen, den Weg in das Hauptgebäude der Pfalz zu sichern. Entlang zwischen den Hellebarden schritt sie mit größter Grazie und Anmut in Richtung des Spiegelkabinetts, wo die hochadligen Gäste und die Familie der Braut Isa von Mersingen warteten.

Mit leicht trockenem Hals erwiderte Hilbert: "Kaiserliche Majestät, es ist meine Wenigkeit, der den Traviabund eingeht."

"Nein, das ist ja eine spannende Neuigkeit, Hochwohlgeboren", entgegnete die Kaiserin. "Davon war Uns ja gar nichts bekannt. Da ist es ja eine glückliche Fügung, dass Unser Reiseplan Uns genau am heutigen Tag in den Reichsforst geführt hat. Leider bleibt nicht viel Zeit, bevor Wir weiterreisen müssen. Wir haben einen wichtigen Termin mit Seiner Durchlaucht Blasius vom Kosch in Ferdok und sind bereits ein wenig im Verzug."

Sie betraten den hell illuminierten Spiegelsaal, wo sie bereits erwartet wurden. Hilbert lächelte gezwungen, während er gemeinsam mit der Kaiserin den versammelten Hochadel begrüßte. Natürlich war es keine "glückliche Fügung", sondern das Ergebnis einer Reihe von Gefälligkeiten und Zahlung mancher Dukaten gewesen, dass der kurze kaiserliche Abstecher nach Pfalz Breitenhain überhaupt erst auf die Reiseroute gesetzt worden war.



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5. Pra 1034 BF
Die Geschichte mit der Kaiserin im Alttobrischen Sommer
Verlautbarung


Kapitel 2

Was man sich nicht aussuchen kann
Autor: Hartsteen