Geschichten:Die strenge Mutter Teil 3

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Als Alabrecht die Augen öffnete, schaute er ins Blau des Himmels. Er hatte wie so viele andere draußen geschlafen. Die Angst dass der Wind sich wieder drehen und das Feuer zurück ins Dorf treiben könne, hatte sie wachgehalten. Doch die Göttin war nun wohl gnädig. Die Flammen waren nur noch in der Ferne zu sehen, rings ums Dorf war nur noch verbrannter Wald, nichts was erneut hätte brennen können.
Alabrecht erhob sich und blickte sich um. Halb Hommern lag darnieder. Vor dem Tempel lagen um die 50 Körper. Ein hoher Preis für die Sünde.
"Lasset uns beten."
Die Menschen um ihn herum hoben müde die Köpfe. Er sah ihren Zweifel, ihren Unwillen. Wieso sollten sie zu der Göttin beten, die vielen von ihnen das Heim genommen hatte?
Sollte er ihnen nun ihre Sünden vorhalten?
"Sehet, die gütige und strenge Herrin Travia, die Heilige Mutter, hat uns gezeigt, wie schnell das Feuer außer Rand und Band gerät, wenn man sich nicht darum kümmert. Wie schnell es verzehren kann, wenn man es nicht eindämmt. Doch wir haben zusammengehalten, wir haben dafür gesorgt, dass das wilde ungezügelte Feuer hier keine Heimat hat."
Er machte eine Pause um sich zu sammeln.
"Ja, wir haben einen hohen Preis bezahlen müssen. Viele unserer Lieben sind von uns gegangen."
Schluchzen unterbrach ihn.
"Und es wird eine lange Zeit dauern, bis die Wunden welche dieser Verlust hinterlässt, halbwegs geheilt sind. Darum lasst uns weiter zusammenhalten, lasst uns teilen was wir besitzen, lasst und jenen helfen die alles verloren haben."
Er richtete seinen Blick gen Himmel.
"Mutter Travia, vergib uns unsere Schuld und hilf uns zusammen unser Dorf wieder aufzubauen."
Es folgte ein Moment der Stille. Dann zerriss ein Schrei die Ruhe.
"Seht", rief einer, "eine Wildgans."
Alabrecht schaute in die Richtung in die nun alle schauten. Tatsächlich flog eine Wildgans heran. Eine kleine nur, doch sie schnatterte laut, während sie eine Runde um über die Trümmer des Dorfes flog. Gebannt schaute alle zu, wie der Vogel vor dem Tempel landete. Schnatternd lief die Wildgans umher, dann lies sie sich nieder und starrte die Menschen an.
"Ein Wunder", war zu hören, "Travia hat uns verziehen", an anderer Stelle.
Alabrecht musterte das Tier. Das Grau auf den Flügeln war mehr Ruß als echte Färbung. Das Tier war sicher durch den Brand aufgeschreckt und hatte sich hierher gerettet. Es sah schwach aus, vermutlich hatte es zu viel Rauch eingeatmet und würde nicht mehr lange leben.
Vorsichtig erhob er sich und ging zur Wildgans hinüber. Das Tier schnatterte leise. Als er es hochhob, wehrte es sich nicht.
"Ich bringe das Tier in den Tempel und werde beten", erklärte er.
"Betet auch ihr noch einmal zur Göttin, dann begrabt die Toten. Ich werde später den Totensegen sprechen."
Sagte es und verschwand mit der Gans im Tempel.
Er setzte das Tier auf den Altar und betete. Doch es half nichts. Zusehends wurde die Wildgans schwächer, selbst das Wasser, welches er ihr reichte, trank sie nicht mehr. Nachdem sie ihren letzten Atemzug getan hatte, hüllte er das tote Tier in eine Decke und legte es hinter den Altar. Er würde es später verschwinden lassen. Keinesfalls durften die Dörfler das tote Tier sehen. Das wäre zu viel des Schlechten.
Alabrecht kniete sich vor den Altar und betete.
Warum war die Göttin so wütend?
Was war nur geschehen?
Und was würde noch kommen?
Voller Sorge blickte er in die Zukunft.


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1. Tra 1038 BF
Die strenge Mutter - Teil 3
Die strenge Mutter - Teil 2


Kapitel 3

Autor: Goswin