Geschichten:Die groß-garetische Heerschau - Das steht in den Sternen

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Schloss Morgenfels, 18. Boron 1037 BF

Das Laubfeuer unterhalb der Burg, nahe dem im Boron schlammig wirkenden Wassergraben, erfüllte die Luft mit schwerem Rauch, der sich bläulich und dick nur langsam gen Himmel erhob. Die Knechte hatten ausreichend Reisig und Geäst beigegeben, damit das Laub die Flammen nicht erstickte. Dennoch gab es nichts Schwermütigeres als ein Laubfeuer an einem trüben Borontag, wenn einem die welken Blätter, die kahlen Zweige und der stechende Rauch des alles verschlingenden Feuers die Morschheit des eigenen Daseins vor Augen führt.

Der Kastellan von Morgenfels beaufsichtigte die Arbeiten und hing seinen trübseligen Gedanken nach, als das Geräusch der Pferdehufe auf der Zugbrücke ihn aus dem schlechten Tagtraum riss. Es war Isppernberg, der Landobrist. »Heda, Dom Marbert, wollt Ihr denn schon los?«

Marbert von Isppernberg zügelte sein Pferd und bei Kastellan Werdan schwang er sich vom Ross und gab dem Verwalter nach Ritterart die Hans, indem sich nicht die Hände ineinander verschränkten, sondern man einander am rechten Unterarm packte, ein festeres Band zu bilden. »Ja, Dom Werdan. Aber ich warte noch auf Seine Exzellenz.«

»Horulf will jetzt auch los? Aber Ihr werdet es bis zum Sonnenuntergang nicht bis Gareth schaffen.«

»Das ist gleich, aber Seine Exzellenz muss es heute noch zur Madaburg schaffen.«

»Heute noch?«

»Ja, heute ist Erdtag, und da ist das Rad des Mondes voll.«

»Da habt Ihr recht, Dom Marbert. Na und? Ist es da hell genug zum Reiten?«

»Wahrscheinlich nicht, es ist arg diesig dieser Tage. Dennoch - die Kuppel der Madaburg ragt meist aus dem Dunst der Stadt heraus, da kann man den Himmel dennoch betrachten.« Marbert von Isppernberg hob beim Sprechen den Kopf und schaute in den grauen Nachmittaghimmel. Denn da war der versierte Ritter und Landobrist der Kaisermärker Truppen nicht anders als alle gewöhnlichen Leute: Sprechen sie über den Himmel, schauen sie nach oben, reden Sie von der Erde, gucken sie nach unten.

Werdan von Luring-Schneitzig zuckte ungeduldig mit den Armen, reckte das Kinn: »Ja, aber, Dom Marbert, warum zum Schraten will Horulf denn in den Himmel gucken?«

»Wegen des Heerzugs gegen Haffax.«

»Hä? Stehen da Haffax‘ Pläne am Himmel?«

»Nein, Dom Werdan, aber die Pläne der Götter. Astrologie.«

»Seit wann interessiert sich denn unser Cantzler für Horoskope und solchen Unfug?«

»Seit er sich mit Marschall Mühlingen getroffen hat. Der hat ihm genau erklärt, wie wichtig die genaue Planung eines Heerzuges ist.«

»Herr Isppernberg, nun lasst Euch doch nicht alles einzeln aus der Nase ziehen. Worum geht es?«

Marbert von Isppernberg hustete, weil die träge Brise die Rauchsäule jetzt zu den beiden Männern geweht hatte. Sie gingen ein Stück weg, dann erklärte der Landobrist: »Mühlingen hat seiner Exzellenz erzählt, wie er sich auf seine Schlachten vorbereitet hat: Queste, um Rondras Segen zu verdienen; Sternenkonstellation für den richtigen Zeitpunkt; Befragungen der Gelehrten und Geweihten für den richtigen Ort. Und Mühlingen - das muss man ihm lassen - hat bisher keine Schlacht verloren.«

»Ne - und die eine, die er verloren hätte, da hat er rechtzeitig die Seiten gewechselt. Das hat ihm wahrscheinlich keiner vorher aus den Linsen gelesen«, lachte Kastellan Werdan trocken.

»Egal. Jedenfalls hat Seine Exzellenz mit den Marschällen vereinbart, dass die Krone sich um Ort und Zeitpunkt für die Heerschau kümmern wird. Das heißt, er macht das. Und jetzt will er unbedingt noch heute zur Madaburg, um die Geweihten zu fragen. Ah - ich höre die Truppe anrücken!« Ein Dutzend Pferde donnerte über die Zugbrücke. Marbert saß auf und schickte sich an, sich der Reitertruppe um Horulf von Luring anzuschließen, aber Kastellan Werdan hielt ihn noch einmal kurz auf:

»Dom Marbert? Die Geweihten … die werden ihm wohl nix sagen, was? ich meine: Die schmollen doch noch wegen der Nandusjünger. Na ja, viel Erfolg!«

Und dann murmelte er noch: »Und den Blutigen Ugo lasst ihr mir da, ihr Bande. Hat denn Vetter Luring nicht gesehen, dass der sich mit Hasenpfoten und Krötenbeinen behängt hat wie eine Waldsteiner Kräuterhexe? Für den steht doch alles in den Sternen, abergläubischer Schlächter!«