Geschichten:Die Spur der Bekenner – In der Heimstatt des Heiligen

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Praios-Kloster St. Anselm Praiodan XXI., Ende Rahja 1041 BF.

Die Nachforschungen der Großfüchse am Waldsteiner Grafenhof führte sie schließlich ins Herz des Königreiches, in die Goldene Au. Das intensive Verhör des festgenommenen Bekenners, durchgeführt von dem Praios-Geweihten Praan von Rieperngaum und dem nebachotischen Krieger Mahelon von Pfiffenstock, brachte beunruhigende Erkenntnisse zutage. Ausgerechnet auf den Bruder des großfürstlichen Prinzen hatten es die Ketzer abgesehen. Sigmans jüngerer Bruder Dirion lebte seit einigen Götterläufen im Praios-Kloster St. Anselm Praiodan XXI., eines der heiligsten Stätten des Götterfürsten in der Kaisermark.

Ehrwürden Lichterhold Bugenhog empfing die illustre Schar wohlwollend. Einzig der Magier Gerion von Keres wurde von dem etwas verschrobenen, mit dem Hang zu Pedanterie neigenden Geweihten des Meilersgrunder Hofgerichtes, etwas misstrauisch beäugt.

Die alten Granden des Rudels um Malwarth von Eslamsgrund und Leomar von Zweifelfels, sowie der Praiot Praan und Gerion von Keres hatten sich zu einem vertrauensvollen Gespräch mit Ehrwürden Bugenhog zurückgezogen, während Selo von Pfiffenstock – ja, wo war der perricumer Baron eigentlich? Keiner wusste das so genau. Normalerweise wich er dem Prinzen selten von der Seite. Die anderen waren im ausladend geschmückten Kapitelsaal verblieben. Es war für die großfürstlichen Ritter und Knappen ein erhabener Moment als Prinz Sigman auf seinen Bruder Dirion traf. Beide umarmten sich herzlich und strahlten dabei eine Würde aus, die man wohl nur im Hause Gareth fand. Iriane Phexlieb von Ruchin war sogleich über beide Ohren in den fast gleichaltrigen Dirion verliebt, aber auch Obarin von Pfiffenstock und Madalieb von Stolzenfurt konnten sich der besonderen Aura des Jungen nicht entziehen. Einzig Thallion wirkte unbeeindruckt, wohl auch, weil die beiden jungenhaften Prinzen alle in ihren Bann zogen, wie Raulgerte von Albensteyn messerscharf kombinierte. Im Schatten des Großfürsten zu stehen, das konnte Thallion sicherlich gerade noch so ertragen – aber dieser kleine Junge? Nein, das war zu viel. Auch Morgana von Sennenberg-Ruchin bemerkte amüsiert den Unmut Thallions, wandte sich dann aber doch wieder den beiden Prinzen zu. Adrianus von Amselhag beobachtete die Szenerie etwas abseits.

Elissa Rondara vom Berg und Ucurian von Sturmfels-Feuerfang berichteten Dirion von den Ereignissen in Weißenstein und den Morden am Waldsteiner Grafenhof. Bran und Tawil von Sturmfels berichteten nicht ohne Stolz von ihrem phexgefälligen Abenteuern um den Ketzern auf den Fersen zu bleiben. Dirion strahlte ob der spannenden Geschichten, waren sie ihm doch eine willkommene Abwechselung zum eher eintönigen Alltag im Kloster.

„Mein Bruder“, erhob Prinz Sigman schließlich mit fester Stimme das Wort, „wo viel Licht ist, gibt es auch viel Schatten und dunkle Mächte die das Gute in allen Kreaturen zu korrumpieren trachten. Nichts ist auf dem ersten Blick wie es scheint. Die Nachforschungen meiner treuen Ritter und Knappen haben ergeben, dass mindestens drei verschiedene Bekenner-Gruppen in den großgaretischen Landen ihr Unwesen treiben.“ Der großfürstliche Prinz nickte Ardur von Zackenberg zu. Dieser fuhr mit gesetzter Stimme fort.

„Sehr wohl mein Prinz! Wir wissen von den sogenannten 'Reinen', die von einem jugendlichen Schüler des Ketzers Nazarius geführt werden. Diese haben sich Adrianus offenbart. Des weiteren haben wir es mit den weitaus blutrünstigeren 'Gleißenden' und 'Lichtbringern' zu tun, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Erstere haben den Tempel zu Weißenstein unterwandert. Letztere sind für einige der Morde am Waldsteiner Grafenhof verantwortlich.“

„Die die sich die Gleißenden nennen, mein Bruder, trachten nach deinem Leben!“ In der Stimme Sigmans klang echte brüderliche Sorge mit. „Sie sind auf dem Weg hierher ins Kloster.“

Dirion blickte seinen älteren Bruder mit einem schwer zu deutenden Blick an. „Sie sind bereits hier, mein Bruder!“ Hauchte er seltsam geheimnistuerisch.

Mit diesen Worten stürmten eine Vielzahl von Gestalten in den Kapitelsaal. Einige trugen die Insignien der Praios-Kirche, andere die einfache Kleidung von Bediensteten und Tagelöhnern.

Augenblicklich sprangen die Fuchsritter und ihre Knappen auf und bildeten einen Verteidigungskreis um die beiden Prinzen. Rondriga von Geronstreu und Bartel von Stolzenfurt zogen ihre Schwerter. Die anderen folgten.

Ein Mann mittleren Alters, gekleidet in Lumpen, schälte sich aus der Gruppe der Ketzer.

„Ah, hochadliges Blut beehrt uns heute. Ist Eure prinzliche Durchlaucht erschienen um sich dem Richtspruch des Gleißenden zu unterwerfen.“

„Wer ist es, der die Verderbnis auf seiner Zunge führt?“ Die Stimme des großfürstlichen Prinzen klang klar und fest.

„Das Feuer des Gleißenden nennen mich meine Jünger und ich bin gekommen um Euch im Namen des Gleißenden zu richten.“

„Mein Gewissen vor dem Götterfürsten ist rein, doch, Ketzer, ist es wahrlich Herr Praios dem Ihr folgt, oder habt Ihr Eure Seele nicht schon längst der namenlosen Verderbnis geopfert.“

„Der Gleißende ist der Fürst der Götter und aller Wesenheiten. Ihr werdet eure Schwerter niederlegen und bekennen. Sonst ergeht es euch wie euren Gefährten.“ Ein hämisches Grinsen verzog die Mimik des Mannes zu einer Fratze.

„Was habt Ihr mit ihnen gemacht?“, schoss es aus Yasinthe von Siebenthal heraus.

„Seht selbst und bekennt!“ Mit diesen Worten wies der Mann auf eines der Fenster.

Mora von Zweifelfels rannte ans Fenster. Als sie sich wieder zu ihren Gefährten wandte, war ich das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

„Praan, Mahelon, Heißwassern, der Keres … sie … Feuer … Scheiterhaufen … sie lodern.!“ Die junge Ritterin konnte kaum in Worte fassen was sie sah. Augenscheinlich hatten die Ketzer ihre Freunde überwältigt und sie an Scheiterhaufen gebunden. Regungslos harrten sie dort, als die Flammen begannen sich durch das aufgeschichtete Holz zu fressen.

Prinz Sigman blickte zu Ucurian, Tawil und Obarin. Alle drei wussten was nun zu tun war.