Geschichten:Die Spur der Bekenner – Die Jäger sammeln sich

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Großfirnbaldshof, Königlich Neerbusch, Ende Ingerimm 1041 BF:

Das kleine Gut am Rande des Njertals, ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Marktflecken Njerbusch und dem Klostergut Neerquell gelegen, wurde erst vor wenigen Götterläufen auf Geheiß von Kronvogt Leomar von Zweifelfels erreichtet. Zentrale Räumlichkeit war der große Rittersaal der Jagd, der, trotz des jungen Alters des Gebäudes, bereits über und über mit kapitalen Trophäen geschmückt war. Eine Hand voll weiterer Räume, eine Küche, Stallungen und gar ein Abort mit fließendem Wasser aus einer Zisterne komplettierten das Bild. Ja, Kronvogt Leomar war ein leidenschaftlicher Jäger. So war es für ihn nur selbstverständlich hier zur großen Ketzerjagd aufzurufen.

Das großfürstliche Fuchsrudel versammelte sich voller Tatendrang um eine runde Tafel – gleichermaßen als Zeichen der Ritterlichkeit und Geschwisterlichkeit. Hier waren alle Brüder und Schwestern, egal ob nun Baron oder einfacher Ritter. Prinz Sigman, als Gleicher unter Gleichen, nahm auf einem kunstvoll geschnitzten thronartigen Stuhl Platz. An seiner Seite Kronvogt Leomar, sowie Landvogt Malwarth von Eslamsgrund, Baron Selo von Pfiffenstock und die Seneschalle Marnion von Sturmfels und Voltan von Heiterfeld. Letzterer stattete dem Rudel einen seiner seltenen Besuche ab, hier war man ja unter sich.

Es folgten die Korgond gefälligen acht großfürstlichen Leibritter Rondriga von Geronstreu, Bran von Sturmfels, Barduron Wenzel von Stolzenfurt, Ardur von Zackenberg, Elissa Rondara vom Berg, Yasinthe von Siebenthal, Ucurian von Sturmfels-Feuerfang und Mora von Zweifelfels.

Die Nachhut bildeten die großfürstlichen Knappen Thallion von Greifstein, Raulgerte von Albensteyn, Morgana von Sennenberg-Ruchin, Madalieb von Stolzenfurt, Tawil von Sturmfels, Obarin von Pfiffenstock und Iriane Phexlieb von Ruchin, sowie weitere Unterstützer des Prinzen.

Als Gäste des großfürstlichen Prinzen waren die beiden aus der Greifenfurter Mark stammenden Praioten Answin von Heißwassern und Praan von Rieperngaum, sowie deren Schwerthand Mahelon von Pfiffenstock anwesend. Alle drei hatten sich bereits während der Feierlichkeiten auf Kaiserley bei der Aufdeckung der Machenschaften der Bekenner verdient gemacht. Seltsamerweise hielt sich Mahelon aber eher an die Praiosdiener und nahm nur wenig Kontakt zu seinen Verwandten aus Perricum auf. Wer herumfragte, konnte in Erfahrung bringen, dass der pfiffenstocksche Krieger vermeindlich nicht so gut auf den Gockel von Haselhain zu sprechen war, da dieser ihm zu einem Leben in der Greifenfurter Einöde verdonnert hatte.

Ein Raunen hallte durch den Raum, als, für viele überraschend, Gerion von Keres den Raum betrat.

Magier waren vom Nimbus des Aberglaubens geprägt – im Guten wie im Schlechten. Und das war bei Gerion nicht viel anders. Nur trat er nicht wie seine Zunftkollegen als sichtbar erkennbarer Magier auf – obwohl man durchaus kunstvoll verzierte magische Symbole an Kragen und Ärmeln erkennen konnte, das einem Kundigen durchaus auswies, dass er ein Gildenmagier war – er trat als Adliger auf, was nicht nur seinen Convocatus Primus erzürnte. Doch kannte man ihn auch als einen fähigen Kampfzauberer, der sich schon diverse Male gegen Feinde des Reiches, vor allem Diener des Namenlosen oder anderen finsteren Kulten, verdient gemacht hatte. Dabei ging Gerion nicht zimperlich an die Sache ran, was ihm ebenso einen zwiespältigen Ruf eingebracht hatte. Letztendlich erlaubte man ihm den einen oder anderen Fehltritt.

Gerion blickte sich kurz um und registrierte, wer hier alles anwesend war – dabei war er etwa genauso überrascht hier den ihm nicht ubekannten Heiterfeld zu treffen wie dieser ihn zu sehen - und trat dann selbstsicher vor und grüßte den Prinzen und den Kronvogt freundlich und bedankte sich für die Einladung. „Es ist gut, dass Ihr mir Bescheid gegeben habt“, fügte er hinzu. „Mit meinen Fähigkeiten sollte es ein Leichtes sein, die Bekenner unschädlich zu machen.“

Alle Anwesenden hatten Platz genommen. Der großfürstliche Prinz blickte erst zu Leomar und Malwarth und schließlich in die Runde. Sein Blick war fest und zeugte von Entschlossenheit. Schließlich erhob er sich.

„Ritter des Landes, wir sind hier um unsere heilige Pflicht zu tun und unser geliebtes Land vor dunklen Mächten zu beschützen. Schon zu lange wiegeln diese Ketzer unsere guten Untertanen auf, sähen Zwietracht und morden unseresgleichen. Doch mit ihrem Vorhaben namenloses Verderben über unser uns heiliges Land zu bringen, werden sie scheitern. Wir werden zusammenstehen und sie alle vernichten! Das wohl!“

Ein Chor aus unzähligen Stimmen donnerte ein achtfaches „Heil Prinz Sigman, heil Garetia!“ aus ihren Kehlen.

„Doch mögen unsere Schritte wohlbedacht sein“, fuhr der Prinz mahnend fort, „diesen Ketzern ist auch die verderbteste Niedertracht nicht fremd. Drum berichtet, was ihr an Informationen zusammengetragen habt.“

Als erstes erhob sich Answin von Heißwassern: "Dem herrlichstrahelnden und gleißendgerechten Gütigen zum Gruße, eure prinzliche Hoheit, edle Herrschaften. Unsere Namen sind euch ja bereits bekannt.", der wohl einstmals stramm gebaute, nun alternde Hüne deutete dabei auf von Rieperngaum und den Krieger, "Ebenso wie die Vorkommnisse auf der Pfalz Kaiserley, bei denen nicht wenige von euch selbst zu gegen waren. Wir waren unterdessen ebenso auf den Spur der Sektierer die sich Bekenner nennen. Diese nahm ihren Anfang in Kressenburg, bzw. Hundgrab und Dunkelsfarn und führte uns schließlich zusammen...", der Braniborier schilderte ihre Reise in einem ausführlichen Bericht weiter, "...bis wir letztlich in der Baronie Zalgo eine vermeintliche Ritterin und Anhängerin der Bekenner-Irrlehren ergreifen und die Uneinsichtige aburteilen konnten. Im geifernder, praiosungefällig-unbeherrschter Wut peitschte sie uns allerdings noch entgegen, dass die Bekenner immer noch von großer Zahl wären und wir unsere Denkzettel erhalten würden, wenn wir nicht bekennen würden. Dabei rutschte ihr ebenso heraus, dass dies wohl auch für Garetien gelten würde. Nach ihrer Aburteilung befragten wir dazu noch eindringlich einige ihrer hörigen Jünger, der uns - Praios wollte es und lockerte seine Zunge - bereitwillig, ob seiner Verfehlungen, berichtete, dass ein weiterer Priester, mit dem die fehlgeleitete Ritterin zuletzt verkehrt hatte, tatsächlich mit einer kleinen Anzahl von Anhängern über die Breite nach Serrinmoor übergesetzt hätte."

"Wir vermuten nun, um sich neu zu formieren und mit den anderen Flüchtigen zu konferieren. Hier in Waldstein.", ergänzte der Krieger Mahelon.

Der Praiot und der Krieger hatten gerade geendet, als ein junger Mann die Tür herein gestürmt kam. Dem Krieger, der nun den Saal betrat, unverkennbar eine jüngere, sportlichere Version seines Vaters, war die Eile seiner Anreise deutlich an zu sehen. Gerade aus dem Sattel gesprungen und eilenden Schrittes den Hof betretend, knickste er kurz der Etikette gebührend vor Prinz, Gastgeber und Anwesenden ein, grüßte militärisch knapp und stellte sich vor.

Adrianus von Amselhag. Mein Vater lässt sich entschuldigen.. Er koordiniert doch lieber noch etwas die Hatz in Njerbusch. So sendet er mich. Und auch ich muss mich gleich, wie ich hier vor euch trete für mein spätes Eintreffen entschuldigen. Wurde uns doch eine falsche Einladung zugestellt, welche in eine Falle der Bekenner führte. So hatte ich vor einer Stunde eine Unterhaltung mit Nazarius Schüler Bogomil. Er ist hier im Njertal. Nach dem er seinen ketzerischen Meister, der zu Kaiserley Gericht erfahren hat, mir gegenüber als Märtyrer hoch lobte, verkündete er doch tatsächlich, das seine Jünger und er den blutigen Pfad seines Meisters nun gnädiger weise verlassen haben. Von Uns, dem zwölfgöttlich legitimierten Adel des Reiches, verlangen Sie nichts weiter als das wir uns zu unseren Verfehlungen bekennen und dafür Buße tun. Dabei sprach Bogomil, der in seinen Augen frevlerischen Amtskirche, auch gleich ihre Legitimation ab und drohte ihr mit einer Reinigung durch das Göttliche Feuer des Herrn Praios. Nicht ohne gleich für sich und seine Sekte das Recht einzufordern, von nun an über Recht und Fehl zu urteilen, wie es nach gewohntem Recht doch bisher der Kirche des Himmlischen Richters oblag, wie ich meine. Leider war ich nicht in der Lage ihm gleich sein Ketzerischen Kopf abzutrennen und euch hier zu Füßen zu legen. Zu diesem Lapsus muss ich mich heute wahrlich bekennen. Umso mehr würde mich eine Einladung zur Jagd mit dem Fuchsrudel freuen, damit ich die Rechnung, die ich mit diesem frevlerischen Gesindel nun offen habe, als Bußgang bald vergelten kann. So biete ich meine Hilfe und die des Knappen Fredegast der mich auf diesem Abenteuer begleitet gerne an, wenn es euch genehm ist."

„Ketzer, hier im Njertal?“, brustete sich Leomar von Zweifelfels auf, „meine Neerbuscher Grenzwächter werden sie ausrächern, das wohl!“

Zustimmung bekundend klopften die Anwesenden mit ihren Bechern auf den Eichentisch.

„Wohl dann“, erhob nun wieder der großfürstliche Prinz das Wort und berührte den Kronvogt anerkennend am Arm, „Die ehrenwerten Mannen und Frauen unseres Bruders Leomar werden dem mit Eifer nachgehen. Doch wie mir scheint – und da danke ich für die ausführlichen Berichte - soll uns unser Weg nach Serrinmoor führen. Wir werden uns an die Fersen dieser Ketzer heften und unser heiliges Land von ihnen befreien! Wer folgt mir?“

Wieder donnerte ein Chor aus unzähligen Stimmen ein achtfaches „Heil Prinz Sigman, heil Garetia!“ aus ihren Kehlen.